Teil18

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„Was spielt jetzt Marco hier für eine Rolle? Hier geht es gerade um was anderes" ich kniff meine Augen zusammen, hatte die Arme vor meiner Brust verschränkt und schaute Lore an die ihren Blick fest auf das Bild in dem dummen Familienalbum kleben hatte. „Nichts will ich mit irgendwas sagen" sie klang kühl und es war als würde sie mir unterschwellig zu verstehen geben das ich eigentlich nicht mehr gebraucht wurde. „Lore das ist nicht dein ernst oder?" sie richtete sich auf und drehte sich zu mir. Langsam zog sie ihre Brille von der Nase und schaute mich dann an „Saskia du bist immer hier sehr willkommen, aber du hattest kein Recht Annabell aus meinem Haus zu schicken. Es hätte mich sehr wohl interessiert was sie zu sagen hatte und ich glaube ihr dass das Kind von Ralf ist. Es braucht nur ein Blick auf die Bilder und ich sehe die Ähnlichkeit die sehr gravierend ist. Das reicht mir vollkommen als beweis und ich finde du solltest auch jetzt gehen" sie zeigte mit dem Finger zur Tür. Sinnbildlich fiel mir die Kinnlade runter und ich hatte wirklich das Gefühl mit offenen Mund dazustehen. „Das kannst du doch nicht ernst meinen oder?"-„Warum nicht? Wir sind nicht verwand, du warst nur die Verlobte von Ralf. Er ist tot also ... kannst du gehen" ich merkte wie mir die Nase kitzelte und ich hatte richtig Mühe die Tränen runter zu schlucken. Nein ich würde nicht jetzt hier anfangen zu weinen, Hannelore war einfach nur verwirrt und wurde geblendet. Ja das musste es sein, sie konnte nicht mehr klar denken und klammerte sich wohl an die Hoffnung das es wirklich ein Kind gab was Ralfs Blut in sich hatte. „Ich glaub ich spinn!" brüllte jemand sehr laut von der Tür her, es war Hans der da stand und Lore zeigte immer noch in diese Richtung. „Misch dich da nicht ein!" keifte seine Frau ihn an. "Und ob ich mich da einmische! Lore mach mir einen Gefallen und denk doch mal nach, du willst hier jemanden weg schicken der fast ist wie unser Kind und alles nur weil ein Flittchen her kommt und uns weißmachen will es gäbe ein Enkelkind. Nein Lore da spiel ich nicht mit. Sassi ist und wird auch immer in meinem Haus willkommen sein und kann kommen und gehen wann und wie sie will" ohne weiter abzuwarten was Hannelore dazu zusagen hat, denn sie setzte gerade an, ging er wieder in den Keller. Dort hatte er ein "Männerzimmer" in das er sich gern zurück zog und war so erstmal unerreichbar. Ich wäre ihm gern hinterher um ihn einfach in den Arm zu nehmen. Danke zu sagen für seine Worte, danke für seine hohe Meinung die er wohl von mir hatte und danke dass er nicht so blauäugig war wie Lore. Da ich nun aber mit Hannelore allein in diesem Raum stand in dem die Luft mehr als nur etwas stickig war, tat ich ihr den Gefallen und ging. Ich wäre fast gegangen ohne nach der Nummer von Marco zu schauen. Warum musste ich auch ein Telefon haben was eingehende Anrufe nicht anzeigte. Es hatte was von Mittelalter und Steinzeit. Auf dem Weg nach draußen sah ich bei einem kurzen Blick auf den Küchentisch das dort das Objekt meiner Begierde lag. Kurz überlegte ich ob ich es einfach nehmen sollte um zu schauen, doch da kam auch schon Lore mir hinterher und wollte wohl schauen ob ich auch den Weg raus fand. Sie ging mit hoch erhobenem Kopf an mir vorbei in die Küche und nahm sich das Telefon. Als hätte sie es geahnt, also war meine Überlegung hinfällig und ich ging einfach Wortlos. Vielleicht würden sich diese Wogen wieder glätten können, wenn nicht, wäre es mehr als nur etwas traurig. Unser Verhältnis war doch immer so gut und nur wegen solch einer miesen Geschichte soll das nun alles vorbei sein? Das wollte ich nicht glauben. Ich war also auf dem Weg zurück zu mir nach Hause und das ohne die Nummer von Marco. Meine Hoffnung war nun daran gefesselt, das er nochmal angerufen hatte und vielleicht seine Nummer hinterließ. Warum hatte er das auch nicht direkt getan?

Am Montag ging ich nach langer Zeit wieder arbeiten. Es war das beste Mittel um mich abzulenken von der Sache die am Wochenende passiert war im Hause Maibacher. Was mir auch noch nachging war das Marco mich nicht nochmals versuchte anzurufen. Also blieb mir nur noch die Flucht in den Berg von Akten und E-Mails. Meine Kollegen hatte zwar viel von meiner Arbeit übernommen aber eben nicht alles, was auch gar nicht möglich war aufgrund der Menge. Als ich gut die Hälfte vorsortiert hatte, überkam mich das Verlangen einfach mal eine interne Anfrage zu machen bei der Abteilung für Familienrecht. In dritter Person, als würde es sich um einen Klienten drehen, verfasste ich eine Nachricht die Hausintern über Computer verschickt wurde. Ich hatte gerade den Sende Button gedrückt als mein Telefon klingelte. Ich musste schmunzeln da es sich um einen Bürointernen Anruf handelte und ich mit hochgezogenen Augenbrauen mir dachte "na das ging aber flott", schnell versuchte ich mich wieder unter Kontrolle zu bekommen um das Gespräch ernsthaft annehmen zu können. "Kaiser, hallo?"-"habe ich also richtig gesehen das sie sich wieder im Hauptcomputer angemeldet haben" hörte ich eine freundliche männliche Stimme am anderen Ende. Ich hatte zwar auf dem Display erkannt das der Anruf aus Dortmund kam, auch das es sich um die Abteilung handelte die für Unfälle und so weiter war, doch es war ungewöhnlich das nicht eine Sekretärin dran war die weiterleitete. "Einen schönen guten Tag Herr Messner, ja ich bin wieder da. Zu Hause fiel mir die Decke auf den Kopf"- "so geht's mir auch immer, aber liegt bei mir wohl eher an den drei Kindern, dem Hund und meiner Frau" er fing laut an zu lachen und brauchte einen Moment bis er wieder sich normal anhörte. Ich hatte dafür nicht mal ein freundliches Lächeln übrig, denn den Witz fand ich mehr als nur etwas flach und unangebracht. "Was ist denn der Grund ihres Anrufs?" Fragte ich darum so freundlich es mir gelang nach seiner Bemerkung. "Oh ja, ich habe gute Nachrichten, Ende der Woche geht es los. Familie Maibacher und sie müssen zu uns nach Dortmund kommen. Ich weiß es ist etwas umständlich, aber ich habe es geschafft das hier verhandelt wir und das bei einem Richter den ich sehr gut kenne. Das verbessert die Chancen ungemein. Strobel wird nicht davon kommen". Ich merkte deutlich wie mein Herz wild in meiner Brust klopfte und ich mich nicht mehr so ganz so wütend fühlte bei dem Gedanken das Strobel mit einer Bewährung oder dergleichen davon kommen könnte. "Der Brief an die Maibachers ist raus und angerufen habe ich zusätzlich auch schon und als ich ihre Nummer aufrief sah ich das sie sich von der Arbeit aus eingeloggt hatten"-"ja danke Herr Messner Sie glauben nicht wie froh ich mich auf einmal fühle"-"das freut mich wenn ich sie glücklich machen konnte. Ich hätte aber eine kleine Bitte ..."-"ich erfülle ihnen jeden Wunsch"-"naja ich brauche jemanden von ihrem Fachwissen und die Person sollte sehr verschwiegen sein" ich konnte an seiner Stimme hören das es ihm absolut ernst war und ohne weiter darüber Gedanken zu machen "ich biete mich Ihnen gerne an"-"morgen am frühen Abend in Dortmund, ich lade sie zum Essen ein und wir reden über den Fall. Seien sie um 17 Uhr an unserer Kanzlei hier, geht das?" Ich sah auf meinen Schreibtisch der fast unter der Last der Akten sich bog und ich überschlug schnell wie lang ich wohl dafür brauchen würde. Als könnte mich Messner sehen, fing ich an mit dem Kopf zu nicken „ähm, ja das dürfte ich hin bekommen"-„wunderbar, dann sehen wir uns Frau Kaiser, bis morgen" und ohne weiteres legte er auch schon auf. Ich sah den Hörer in meiner Hand an, denn das fand ich nicht freundlich und zeigte mir doch wieder in welcher Position ich mich befand. Er brauchte zwar meine Hilfe, aber er war der Anwalt und ich nur eine Gehilfin. Wenn manche Anwälte wüssten welches Wissen ihre Gehilfinnen sich im Laufe der Zeit aneigneten, würden sich manche die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sich ganz schnell einen Anwalt besorgen. Es gab schon einige Vorzimmerdamen die ihrem Boss beim Genickbruch zugeschaut haben. Ich schob den Gedanken schnell bei Seite, denn das würde nur meine Arbeit behindern. Nun hieß es rein hauen damit ich auch morgen mit ruhigem Gewissen meinen Arbeitsplatz verlassen konnte. Denn ich musste mindestens zwei Stunden früher Feierabend machen, wenn ich pünktlich in Dortmund sein wollte und vielleicht noch mit einem Umweg?

Ein Leben danachWhere stories live. Discover now