Teil43

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Ich drückte den Anruf einfach weg und steckte das Handy aber ein, was mein Fehler war und ich auch direkt bereute. Kaum war ich 5 Schritte gegangen, klingelte es wieder, ich drückte erneut weg und stellte auf lautlos. Die Auslage des Frühstücksbüffets war wieder einmalig und ich bediente mich auch großzügig, denn nach dieser Nacht und dem Vorfrühstück, war mein Hunger besonders groß. Langsam und genüsslich widmende ich mich meinen Brötchen und dem Rest den ich mir ausgesucht hatte und fand es schade das Marco nicht bei mir war. Ich sah zum Fenster raus und betrachtete das Innenhofleben. Meine Gedanken fingen an sich zu verlieren und ich schüttelte direkt meinen Kopf, nein das durfte mir nicht passieren. Nicht hier und nicht jetzt! Ich hatte schon lang keine Tagträume mehr, was wohl auch daran lag das ich es gut unter Kontrolle hatte, die Therapie tat ihr übriges dazu. Als ich fertig war mit dem essen ging ich zurück aufs Zimmer um mich für die Sauna um zu ziehen. Ich zog mein Handy aus der Tasche, legte es unbeachtet auf den Tisch und ging mich umziehen. Doch es zog meine Aufmerksamkeit auf sich weil es blinkte. Es war bereits der 16. Anruf! Tief atmete ich durch in dem Bewusstsein das ich nicht drum rum kommen würde "was willst du Hannelore?" Maulte ich direkt etwas lauter los. Es war mir wirklich furchtbar egal was Sie wollte, ich wollte aber das sie mich in ruhe ließ. "Du kleine miese Schlampe!" Bei dieser Ansprache blieb mir dann doch die Spucke kurzzeitig weg "das hast du dir wohl so gedacht?! Aber ich schwöre dir das hast du nicht umsonst getan und wenn du das nicht wieder gerade biegst wirst du mich kennenlernen!"-„Sag mal hast du sie noch alle?" brüllte ich schon fast in den Hörer rein und merkte wie meine Wut von Wort zu Wort immer größer wurde. „Was willst du von mir und von was redest du da überhaupt? Was soll ich gerade biegen?"-„Ach tu doch nicht so unschuldig, denn du bist alles andere als unschuldig. Du bist eine Schlange! Halte dich an Marco oder an sonst jemanden, aber sorge dafür das du dich aus meinen Leben raus hältst!" es folgte noch eine ganze Reihe von Schimpfworten und ich verstand die Welt nicht mehr, ich hatte keinen blassen Schimmer was Lore von mir wollte. Ich hatte ihr nichts getan, ganz im Gegenteil ich hatte das gemacht was sie von mir verlangt hat vor Gericht. Ich bin nicht ausgerastet und auch nicht Amok gelaufen. Was aber bei dem Antrag von Messner und dem Urteil kein Wunder gewesen wäre. „Lore halt die Luft an!"-„Nix da halt die Luft an, du Schlampe! Mach was ich gesagt habe, hast du mich verstanden?"-„Ja habe ich, aber ..." die Leitung war tot, da Hannelore aufgelegt hatte. Ich starrte mein Handy in der Hand an und konnte nur mit dem Kopf schütteln. Was meinte sie damit, ich soll es wieder gerade biegen? Was hatte ich denn nur so schlimmes getan das sie so mit mir umging? „Und ich dachte ich hätte einen an der Waffel" ich grinste leicht, obwohl es ja nun mal alles andere an Grund gab als zu grinsen, zuckte mit den Schultern und legte das Telefon auf den Tisch zurück. Ich holte mir noch ein paar Schuhe und ging dann runter in den Wellnessbereich. Ich versuchte das Telefonat abzuschütteln, denn mir war klar dass ich noch lange grübeln könnte und würde nicht dahinter kommen was Hannelore ihr Problem war.

Die Sauna, das kalte Bad danach und die Vorfreude auf meine Massage ließen mich schlussendlich auch wirklich alles vergessen und ich genoss einfach nur noch. Marco hatte mir damit einen echten Gefallen gemacht und die Idee war einfach nur spitze. Als ich auf der Massageliege mich lang machte und die Masseuse mit ihrer Arbeit begann, war es fast als würde sie sämtliche Last von meinen Schultern runter drücken und ich merkte wie ich immer leichter und leichter wurde. Ich hätte so etwas schon längst tun sollen! Ich lag da und träumte mich schon fast weg, aber gar nicht in diese düstere und dunkle Welt, sondern in eine schöne, helle und freundliche in der es nichts gab außer Marco und mich. Ich dachte zurück an das besondere Frühstück bevor er zum Training ging und ich dachte auch an das Kleid. Ich fing schon wieder an daran rum zu malen, stellte mir vor wie lang wohl die Schleppe sein würde und wieviel Perlen im Dekolleté an gestickt waren. Welche Farben mein Strauß haben würde und was es zu Essen gab. Ein seliges, glückliches Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit und ich drohte ganz weg zu driften. Ich war müde und hätte mich wirklich gerne dem Schlaf hingegeben doch bedauerlicherweise hörte die Dame hinter mir auf und erklärte mir „sie können sich jetzt noch etwas ausruhen, ich werde noch ein Tuch auflegen mit Ätherischen Ölen. Ich bin dann gleich wieder da". Ich war zu faul um die Augen aufzumachen und ich nickte blindlinks. Sie würde das bestimmt verstehen und schlief dann doch ein. Es war traumlos, ganz ohne irgendwelche Abenteuer in irgendwelchen dunklen und schmutzigen Kellern. Was mich wunderte nach dem Anruf von Lore, da ging ich nämlich von aus das sie diesmal dort hängen würde. An diesem Kreuz, an dem schon Strobel, eine Krankenschwester und Ralf hingen. Auch träumte ich nicht mehr von Marco oder einer Hochzeit, die mit Sicherheit noch nicht in frage kam. Ich erschrak als mir das warme Tuch vom Rücken genommen wurde „nun sind sie fertig, ich hoffe es hat ihnen gefallen?!" Wenn die wüsste- ging es mir nur durch den Kopf und unter Anstrengung öffnete ich meine Augen.

Das Moorbad gab mir den Rest, ich war zwar tiefenentspannt aber dies hatte auch zur Folge dass ich am liebsten mich in das große weiche Hotelbett gelegt hätte um für die nächsten 10 Jahre zu schlafen. Doch Marco machte mir einen Strich durch die Rechnung. Er kam was früher als erwartet und erwischte mich beim duschen. Ich hatte zwar direkt nach dem Moorbad geduscht, aber ich hatte das Gefühl ich hätte noch überall Moor und da ich kaltes Wasser nutzte, erreichte ich das ich wieder was wacher wurde. „Hey Babe!" ertönte seine Stimme und er steckte seinen Kopf hinter die Duschwand. Im ersten Moment erschrak ich und zuckte heftig zusammen, im nächsten Moment überkam mich ein Lachanfall „bist du bekloppt?" schimpfte ich im Spaß und spritze ihn mit Wasser nass. „Hey nicht, meine Haare" maulte er mit eben so viel Witz und wir lachten beide. „Komm raus da bevor dir Schwimmflossen wachsen, ich will essen gehen. Mein Magen dreht gleich durch"-„oh mein Gott wie kann man nur so verfressen sein?"-„Ich brauch das, Ernährung ist wichtig" er zwinkerte mir zu und ging raus. Ich kam aus dem Bad und rubbelte mit einem Handtuch meine Haare trocken als das Zimmertelefon klingelte. „Gehst du dran?" fragte ich Marco der eigentlich weiter weg war aber ich wollte mich anziehen und mich nicht mit irgendeinem Anruf beschäftigen zumal es bestimmt nicht für mich war, es wusste bis auf Hans ja keiner das ich hier. Marco lag auf dem Sofa und sprang aber auf als ich andeutete dass ich mich gern anziehen würde und meinte „es geht von deiner Zeit ab bis du an essbares kommst". Ich trocknete auch noch den Rest von mir ab und lauschte, war zwar nicht meine Art, aber neugierig war ich schon wer da was von uns wollte. „Reus? ... Ja ... ach so, ja klar! ... Sagen sie ihm er soll im Restaurant warten wir wollten gerade runter kommen zum essen ... ja danke ihnen" Nun war ich doch hellhörig geworden "wer wartet auf uns?" Fragte ich neugierig, "Hans" sagte er freudig und starrte ihn an. "Was ist los? Ist es dir nicht recht wenn er mit uns isst?"-"doch schon", doch schon- bestätigte ich mich selbst in Gedanken und mir wurde bewusst wie gut ich etwas verdrängen konnte. Ich hatte den Anruf von Lore so gut verdrängt dass ich ihn schlichtweg vergessen hatte. "Lore hat mich heute angerufen" sagte ich tonlos und in dem Moment verfinsterte sich auch das Gesicht von Marco "was wollte sie?"-"siehe wollte das ich wieder etwas gerade biege was ich verbrochen hätte. Ich weiß aber nicht was sie meinte" mir fiel auch die wüsten Beschimpfungen ein die ich bewusst weg ließ bei meiner Erzählung. Nachdenklich kaute ich auf einem Fingernagel rum und versucht fieberhaft zu überlegen was sie damit meinte. Verdrängt, vergessen und auf einmal war alles wieder da, nur stärker als zuvor. Marco kam zu mir rüber, legte seine Hände sanft auf meine Hüfte und sah mir tief in die Augen "nicht böse sein aber ich muss dich das fragen" er stockte kurz wohl weil er sich seine weiteren Worte gut überlegen wollte und ich sah ihn eindringlich an. "War das ein echter Anruf oder hattest du einen, naja, Tagtraum?"-"er war echt und real, so wie ich gerade vor dir stehe" ich konnte die Zweifel von Marco verstehen zumal ich mir schon fast selbst nicht mehr sicher war. "Sie hat sonst nichts gesagt?"-"böse beschimpft hatte sie mich und sagte was von Schlampe und so was" gab ich dann doch noch leise zu. Sachte küsste er mich auf die Stirn "zieh dich fertig an, vielleicht weiß Hans ja was dazu zu sagen" Marco ließ mich los und monoton tat ich was er sagte. Wenig später standen wir im Restaurant und ein freudig strahlender Hans winkte uns von der Bar aus zu.

Ein Leben danachWhere stories live. Discover now