Teil45

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Die Tage im Hotel gingen schneller rum als gewollt und ich wäre gerne noch länger geblieben, doch irgendwann war es wieder Zeit zurück zugehen in das normale Leben. Ich schob nun die dritte Woche den Anruf mit meiner Mutter vor mir her, dafür rief Hannelore regelmäßig an. Sehr regelmäßig! Seit drei Wochen, täglich, mindestens einmal und wenn sie nicht anrief dann stand sie vor der Tür. Es kostete wirklich Nerven, mal war sie nett und versuchte es mit ruhigen Worten und dann war sie wieder auf 180 und keine ihrer Beleidigungen waren aus einer guten Kinderstube. Von Hans erfuhr ich das Annabell mit ihrem Sohn ins Haus gezogen ist und Lore ihn so zwingen wollte die Scheidung zurück zu ziehen, doch er blieb hart und verzog sich nur noch in sein Männerzimmer im Keller oder kam zu mir rüber. Auf Dauer war alles irgendwie kein Zustand. Ich ging schlussendlich zur Polizei um Hannelore anzuzeigen und bei Gericht erwirkte ich eine einstweilige Verfügung. So durfte sie wenigstens nicht mehr bei mir vor der Türe stehen, leider zählte das nicht fürs Telefon und man legte mir nahe meine Nummer zu ändern. Ich hatte meine Arbeit wirklich gekündigt und meinen Resturlaub in Anspruch genommen um einen Monat später in der neuen Kanzlei in Dortmund anzufangen die mir Hans empfohlen hatte. Ich machte mir gerade einen Kaffee und wartete auf Marco der nach dem Training zu mir kommen wollte. Ich hatte ein paar Kartons gepackt mit persönlichen Sachen um diese bei ihm unter zu bringen. Irgendwie ging das ja alles was schnell, aber so war ich näher bei meiner zukünftigen Arbeit und ich hatte es auch näher zu meiner Therapie. Wir hatten es so besprochen aber da war es irgendwie noch Zukunftsmusik und nicht so greifbar. Es klingelte und ich sah verwundert auf die Uhr, Marco konnte es noch nicht sein und ich hoffte dass es auch nicht Lore war. Es war Hans der da vor der Tür stand und mehr als nur etwas genervt aussah. "Es tut mir leid Sassi das ich dich schon wieder stören muss, aber ich halte es keine Minute länger mehr in meinem Haus aus!" wetterte er und kam einfach rein. Ich musste grinsen und war gespannt was sich Lore schon wieder hat einfallen lassen. "Ich mach dir einen Kaffee und wir setzten uns raus in die Sonne, dann kannst du mir in ruhe erzählen was passiert ist" lächelte ich ihn freundlich an und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Mit gesenktem Kopf trottete er durch mein Wohnzimmer hinaus auf den Balkon und ich ging in die Küche um einen weiteren Kaffee durch die Maschine laufen zu lassen. „Also was ist passiert?"-„Ach die Frau ist doch jetzt ganz am durchdrehen" seufzte er und nahm einen Schluck. „Annabell ist doch ins Dachgeschoss gezogen"-„ja, obwohl ich immer noch nicht ganz verstanden habe warum?"-„Na weil sie einfach ihre Wohnung gekündigt hat, sie erzählte was von Großeltern näher haben wollen für den Kleinen. Lore benimmt sich als wäre Annabell unsere Tochter und ich sitze halt nur noch im Keller damit ich dieses Schauspiel mir nicht mehr anschauen brauch. Wäre ja auch alles kein Problem, ich kann ja durch die Tür unten rein und raus wie ich will, zumindest war das bis jetzt so. Doch nun hat sie von außen Kartons und Kisten hin gestellt und ich war eingesperrt. Kann man sich das vorstellen? Es war als hätte sie ein Klavier davor gestellt, ich bekam die Türe kein Zentimeter mehr auf. Auch die andere Tür hatte sie zugestellt, nur mit weniger schweren Sachen so das ich raus kam. Ich gehe davon aus es war alles so von ihr geplant. Auf jeden Fall hab ich sie gefragt was das soll, da gibt sie mir wirklich eine Antwort die mich fast zum platzen gebracht hätte. „Ich wusste ja nicht das du da unten bist", ist das zu glauben? Ich weiß nicht mehr was ich tun soll? So lang die Scheidung nicht durch ist, darf sie auch noch in meinem Haus wohnen, denn ich werde sie auszahlen, das Geld habe ich, das ist kein Problem. Aber bis es so weit ist muss ich das ertragen, aber ich fürchte vorher geh ich unter die Erde weil sie mir das Leben noch mehr zu Hölle macht als sie es nicht schon 30 Jahre lang gemacht hat" er ließ die Schultern hängen und sank richtig in sich zusammen, bis nur noch ein Häufchen Elend übrig war. Er tat mir so unheimlich leid und ich überlegte mir fieberhaft wie ich ihm helfen konnte. In meine Gedankengänge mischte sich ein Klingeln was so gar nicht da rein passte und ich stand automatisch auf um die Türe zu öffnen. Ich erschrak leicht als ich einen Strauß Rosen mit einem Herz darin dicht unter die Nase gehalten bekam. "Weil ich dich so liebe" und ein Kuss auf die Wange folgte. Ich stammelte ein "Danke" und war ganz überwältigt, nahm die Blumen und schlang meine Arme um Marcos Hals "bekomme ich das jetzt jeden Tag?" Fragte ich frech und streckte die Zunge raus, dafür kniff er mich in die Seite "ich glaube nicht das das gut ist, sonst gewöhnst du dich noch zu sehr daran" konterte er und gab mir erneut einen Kuss. "Dann komm mal rein, Hans ist auch hier. Er musste flüchten weil Lore ihn eingesperrt hat"-"was hat sie?"-"Na lass es dir von ihm selbst erzählen" wir gingen zurück auf den Balkon und die zwei Männer begrüßten sich freundlich. Hans erzählte in kurzen Worten was passiert war und Marco gab dieselbe Reaktion wie ich, ein stummes Kopfschütteln. "Ihr sucht nach einer Lösung für den Übergang?" er sah mich fragend an und ich nickte "ja aber irgendwie will mir nicht so recht was einfallen" zuckte ich mit den Schultern. "Warum tut es ihr euch denn auch so schwer? Die Wohnung hier ist doch jetzt leer! Du ziehst doch zu mir und warum sollte Hans dann nicht die Räume nutzen? Lore darf auch nicht herkommen, dann hat er sogar Ruhe". Es war als würde ein ganzer Kronleuchter an Lichter angehen, er hatte den besten Vorschlag den man nur haben konnte und es war die Lösung schlechthin. "Warum war mir das nicht gleich eingefallen?" grinste ich ihn an "vielleicht weil du vorlauter Bäume den Wald nicht gesehen hast" fing Marco an zu lachen. Die Sache war schnell geklärt und erledigt, ich packte meine Sachen die ich brauchte in Marcos Auto und am nächsten Tag halfen wir Hans bei seinem kleinen Umzug. Hannelore hüpfte keifend und zähnefletschend um uns herum, sie bekam sich gar nicht mehr ein. Als Hans dabei war einen Koffer mit Kleidern packen, packte sie ihn wieder aus wenn er sich umdrehte um weiter Sachen aus dem Schrank zu holen. Es sah wirklich witzig aus. Er nahm einen Stapel Hemden, legte sie in den Koffer, drehte sich um und griff nach den Hosen, da hatte Lore die Hemden schon in der Hand und legte sie zurück in den Schrank. Das Spiel trieben sie so lang bis Hans aufgab und das Schlafzimmer verlies und ich ergriff die Möglichkeit und räumte einfach weiter ein. Das war auch alles ok, bis sich Annabell einmischte vor allem wagte sie es das Wort an mich zu richten. "Sassi das kann doch nicht dein erst sein das du das unterstützt das was Hans hier macht?"-„Für dich immer noch Saskia" maulte ich über meine Schulter sie an. „wie auch immer, wir sind doch eine Familie wir müssen doch zusammen bleiben?! Jetzt da Tim endlich Großeltern hat, kannst du doch nicht dafür sein das er sie wieder verliert?" ich ging die Treppe mit dem Koffer in den Händen runter und sie hinter mir her um auf mich einzureden wie auf ein krankes Reh. Mein "spar es dir Anna" überging sie ganz und machte mit ihrer Rede einfach weiter. Ich ging die letzte Stufe runter als sie etwas sagte was nicht so gut war „Sassi ich glaube nicht das Ralf das gewollte hätte das du die ganze Familie zerstörst!" Das war eindeutig zu viel, ich sah rot und mir glitt der Koffer aus den Fingern. Er viel mit einem dumpfen Knall zu Boden und im nächsten Moment drehte ich mich um. Meine Hände fuhren automatisch aus und schlossen sich fest um Annabells Hals. Sie war überrascht und knickte nach hinten weg, lag halb auf dem Boden und zum Teil noch auf der Treppe und ich drückte zu.

Ein Leben danachWhere stories live. Discover now