Teil44

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Kaum standen wir vor Hans, sprang er von seinem Hocker auf und umarmte mich stürmisch. „Ich habe einfach super Nachrichten. Für mich so wieso aber für dich auch!" er schnürte mir fast die Luft ab und ich klopfte ihm leicht auf den Rücken mit meinen Händen „ok, ok Hans, aber bitte lass mich los, ich bekomm keine Luft mehr wenn du mich so drückst" augenblicklich ließ er mich los, hatte nur noch seine Hände an meinen Oberarmen und schaute mich überglücklich an „oh das will ich natürlich nicht! Schon gar nicht nach dem was ich dir zu sagen habe!" ich warf Marco einen vielsagenden Blick zu „na da bin ich aber gespannt. Lass uns erst setzten dann kannst du uns erzählen was du neues hast". Endlich ließ er mich los und wir konnten denselben Tisch wieder nehmen den wir schon am Tag zuvor hatten zum Frühstück. Hans kam mir vor wie ein kleiner Schuljunge, so unruhig rutschte er hin und her auf dem Stuhl. Der Kellner kam und fragte uns ob wir vom Buffet essen wollten oder etwas von der Karte bestellen. Die Männer nahmen das Buffet, ich entschloss mich für die Karte. Mir war es lieber etwas Begrenztes auf dem Teller zu haben, mir reichte schon das Frühstück. Der Kellner kam mit einer Karte direkt wieder an und Hans sah aus als würde er gleich platzen, doch der Ober wollte erst noch wissen was er uns an Getränke bringen konnte. Nach dem er mit seinem Auftrag davon ging, war aber Hans nicht mehr zu halten „Sassi, du wirst es nicht glauben aber ich war bei einem Anwalt" ja das war in der Tat nicht zu glauben. „Ich hoffe aber nicht bei Messner?"-„Nein um Gottes Willen, nein! Auch ein Anwalt hier in Dortmund aber nicht der miese Schleimaffe. Ach bevor ich es vergesse, der sucht händeringend eine Assistentin. Aber dazu später mehr, es geht mir jetzt gerade um was ganz anderes. Sassi, ich lass mich scheiden! Ist das nicht großartig?" er saß vor uns, riss seine Arme in die Luft und grinste von einer Backe zur anderen. Nein das war nicht großartig, das war einfach nur die Hölle, denn jetzt wurde mir auch klar was Hannelore von mir wollte. Vielmehr an was sie mir die Schuld gab und an Hans Gedanken und seiner Lebensumstellung wollte ich gar nicht teilhaben, zumindest nicht so. Ich schaute zu Marco rüber und ich wusste genau dass er dasselbe dachte wie ich, beziehungsweise vermutete ich es, denn er schaute genau so entsetzt wie ich. „Hans? Ist das dein ernst?" fragte ich dann doch vorsichtig an. „Aber sicher doch und das ist nicht alles!" ich getraute mich gar nicht nach zu fragen was noch kommen würde, zum Glück hatte ich Marco an meiner Seite denn er war es der die Frage stellte „was gibt es denn noch neues?" er fragte nicht weniger vorsichtig, wie ich noch zu vor und griff nach meiner Hand. „Ich habe zwei Sachen noch in die Wege geleitet. Zum einen habe ich dir das Haus vermacht und zum anderen ließ ich anfragen ob ich dich adoptieren darf. Dann wärst du meine Tochter! Es wäre nur reine Formalität und deine Mutter müsste noch zustimmen. Es würde sich groß auch nichts an deinem Leben oder Namen oder so was ändern. Es ist eine Erwachsenenadoption, das gibt es wirklich ist das zu glauben? Naja, auf jeden Fall, wärst du dann wie eine Tochter und ich könnte dich beerben wenn ich sterbe. Dann hast du ein volles Erbrecht auch wenn du nicht meinen Namen trägst. Das sind vielleicht verrückte Gesetzte die es da alle gibt?!" Ich bekam meinen Mund nicht mehr zu, ich wusste auch gar nicht für was ich ihn hätte benutzen sollen, denn mir fiel nichts ein was ich hätte dazu sagen sollen. Das Einzige was durch meinen Kopf hallte war „deine Mutter müsste noch zustimmen"! Dann hörten meine Gedanken auch schon auf und es wurde Mucks Mäuschen still in meinem Kopf. Meine Mutter würde das gerade Mal überhaupt nicht zustimmen, schon gar nicht wenn sie wüsste wie sehr es mich freuen würde. Auch wenn sie mich jahrelang loswerden wollte, würde sie sich das mit Sicherheit nicht nehmen lassen mich ganz offiziell bis zum ende meines Lebens, oder ihrem eigenen, mich zu quälen und wenn es durch nicht beachten meiner Person wäre. „Das ist ja ne harte Nummer" Marco war es der zu erst die Worte wieder fand und sich auf dem Stuhl zurück fallen ließ. „Sassi? Ist das denn keine gute Idee? Wir hatten es doch davon, von dieser Vater-Tochter Sache und ich glaubte dir damit auch einen Gefallen zu tun" ich schluckte kräftig und versuchte die richtigen Worte zu finden. „Hans, die Idee ist wirklich nicht schlecht, aber ich glaube du hast die Rechnung ohne den Wirt gemacht"-„wie meinst du das?" die Freude und das Glück was er empfand, verschwand im Nu von seinem Gesicht. „Hannelore hat mich heute Vormittag angerufen" verlegen schaute ich auf den Tisch, obwohl es dafür überhaupt keinen Grund gab. „Hast du ihr das schon gesagt mit der Scheidung?"-„Sicher!" eifrig nickte er, „den Rest auch?"-„Nein, ich glaubte das die Scheidung erst mal genug sei. Sie hat ja dann auch mit dem Rest nichts mehr zu tun, sie ist ja dann nicht mehr meine Frau"-„Nun Hannelore ist auf jeden Fall nicht davon begeistert und das machte sie mir auch mehr als nur etwas klar. Sie beschimpfte mich und erklärte mir das ich es wieder „gerade biegen" sollte und bis vor ein paar Minuten hatte ich keine Ahnung was sie damit meinte"-„Sie hat dich also auf eine Art bedroht?" ich nickte, sah zu Marco um mir dort die Bestätigung zu holen, bemerkte das auch er fleißig zum Thema nickte und wandte mich wieder Hans zu „ja sie hat mich bedroht, man kann wohl wirklich so dazu sagen"-„gibt's doch nicht" ungläubig schüttelte er nun seinen Kopf und ließ ihn hängen. „Das hätte ich ihr so gar nicht zugetraut, also das sie die Schuld bei dir sucht. Sie selbst ist es doch und eigentlich ja nicht erst seit Ralf tot ist. Sie war es schon immer die unsere Ehe ..." er brach ab und seufzte tief. Am liebsten wäre ich um den Tisch herum und hätte ihn in den Arm genommen um ihn zu trösten, zog es aber dann doch vor auf meinem Hintern zu bleiben. Der Kellner kam mit unseren Getränken und brachte mir auch direkt meinen Salat mit den ich als Vorspeise bestellt hatte. „Vielleicht habe ich die Sache doch auf die leichte Schulter genommen" sagte auf einmal Hans sehr nachdenklich und nahm einen großen Schluck von seinem Bier. "Naja eher voreilig" gab ich zu bedenken "Hannelore gibt mir die Schuld und da ich jetzt weiß warum sie so ausgerastet ist, muss ich gestehen, ist es mir egal. Soll sie denken was sie will. Ich bin kein Mensch der anderer Leuts Leben beurteilt, nur für euch ist dieser Schritt vielleicht der Beste" es war seine Entscheidung die nachvollziehbar war, so wie Lore immer mit ihm umging. Ja es war in meinen Augen die beste Entscheidung und daran würde sich so schnell wohl auch nichts mehr ändern. "Ich will es auch nicht mehr zurück nehmen aber was sagst du zum Rest?" Da ging die Hoffnung dahin das er den Rest vergessen würde "es wäre eine sehr schöne Idee aber ich glaube dass meine Mutter uns da einen Strich durch die Rechnung machen würde. Mit großer Sicherheit sogar!"-"ja aber sie hätte doch nicht wirklich was damit zu tun?"-"glaube mir sie hat" ich konnte mir das Gespräch mit meiner Mutter bildlich vorstellen und es würde wohl damit enden das sich meine Hände fest um ihren Hals schlossen. Mein Therapeut meinte schon ich sollte ihr Bescheid geben das sie zu einer Stunde mitkommen soll, also einem Berg erklären er müsste sich versetzen. "Ich finde wir sollten das Schritt für Schritt angehen, beziehungsweise du solltest das tun" gab ich dann an Hans als Überlegung weiter "und ich werde was anderes mit meiner Mutter erstmal klären". Das war mein Plan. Ich sah zu Marco rüber der unter dem Tisch seine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt hatte und mir mit vielsagendem Blick zu nickte. Es war schön zu sehen dass wir uns blind verstanden und ich hoffte er würde diesen Weg wirklich mit mir zusammen bis zum bitteren Ende gehen.


Ein Leben danachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt