"Das war's! Jetzt könnt ihr meinetwegen los." verkündet Felix gut gelaunt.

"Du schickst mir das Bild. Ja?" rufe ich ihm noch über die Schulter zu, bevor wir aus dem Haus gehen. Ich kann seine Antwort nicht mehr hören, hoffe aber, dass er mich verstanden hat.

Schon will ich auf Ians kleinen, blauen Sportwagen zugehen, als er mich in eine andere Richtung lenkt.

"Wir fahren mit dem Wagen von Peter. Da hast du etwas mehr Platz." er deutet auf mein Ausladendes Kleid.

"Ach so!" erstaunt folge ich ihm zu einem großen schwarzen Auto, das bereits in der Einfahrt steht.

Er öffnet mir die Tür und hilft mir beim Einsteigen.

Dann steigt er selbst ein.

Während Ian fährt, schaue ich nachdenklich aus den Fenster.

Um so näher wir dem Konzertsaal kommen, desto nervöser werde ich. Unentwegt knete ich meine Finger im Schoß, bis Ian meine Hand nimmt und beruhigend mit dem Daumen darüber streicht.

"Mach dir nicht so viele Gedanken. Das wird schon." versucht er mich aufzuheitern.

"Mhmm." mache ich nur zustimmend, kann mich aber nicht von meinen bedrückenden Gedanken losreißen.

Vielleicht sollte ich einfach nicht zu diesem Auftritt gehen. Völlig egal, was Herr Möller dann von mir hält, oder ob er mir noch weiter Unterricht gibt. Ich finde nicht, das er das Recht haben sollte, mich zu etwas zu zwingen, was ich nicht will.

Am liebsten würde ich Ian bitten umzudrehen, aber ich kann nicht. Ich will einfach nicht riskieren, das Herr Möller sauer auf mich ist.

Dafür macht mich die Musik einfach viel zu glücklich. Und außer ihr und Ian habe ich nicht viel, was mich zur Zeit glücklich macht.

Sicher ist da Mel, die mir so oft es geht schreibt, aber um mich ihr wirklich nah zu fühlen, ist sie viel zu weit weg. Und meine Eltern? Na, die machen mich sicher nicht glücklich. Bei ihnen ist eher das Gegenteil der Fall. Wenn ich nur daran denke, was in Maras Bauch heranwächst, möchte ich am liebsten laut schreiend davon laufen. Und was ist mit meinen anderen Freunden? Rike, Gisi, Ossi, Kathy, Luke und Mike?

Ich vermisse sie wirklich sehr, doch außer Luke und Rike hat sich keiner bei mir gemeldet und Luke wollte auch nur über Mike reden. Schon traurig, wie unwichtig ich ihnen bin, jetzt wo ich sie nicht mehr so oft treffe.

Und was ist mit meinen neuen Freunden? Felix zum Beispiel? Bei dem Gedanken an ihn, muss ich Lächeln, ja er ist wirklich ein toller Kumpel.

Wann immer er Zeit hat ist er bei mir und bringt mich zum Lachen und vor allem lenkt er mich von meinen Dummen Gedanken ab.

Sogar Alex, June und Joris verbringen gerne Zeit mit mir, auch wenn mir nicht viel davon zur Verfügung steht. Bei den ganzen Kursen, Hausaufgaben und den zusätzlichen Unterrichtsstunden die ich habe, bleibt für meine Freunde wenig Zeit.

Ich mag sie trotzdem gern, akzeptieren sie mich doch so wie ich bin und versuchen mich nicht von meinen Klavierstunden abzuhalten, oder sind sauer, weil ich so wenig Zeit habe, die ich mit ihnen verbringen könnte.

In der letzten Woche habe ich sogar noch weniger Zeit gehabt, da ich so viel für den heutigen Abend geübt habe, aber wenn ich den Scheiß heute hinter mir habe und ich wieder in der Schule bin möchte ich mehr mit ihnen zusammen unternehmen.

Zumindest werde ich es versuchen.

"Wir sind da." unterbricht Ian meinen Gedankenstrom.

"Was!? Schon?" verdammt, wie schnell eine Stunde um ist, vor allem, wenn man das was einen erwartet am liebsten niemals erreichen würde.

✔All I want is... YouWhere stories live. Discover now