Das Bild und die Zwillinge

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"Ich hatte gehofft, das... " beginne ich aber ich weiß nicht worauf ich gehofft hatte. Denn ich habe ja nicht mit dem Klavierspiel angefangen um irgendwem außer mir selbst eine Freude zu machen. Das ich damit auch jemand anderem helfen könnte, daran habe ich keinen Gedanken verschwendet. Und selbst als ich letzte Nacht hier her gekommen bin, habe ich nur an mich selbst gedacht und nicht an Ian. Oder irgendjemand anderen.

"Eigentlich habe ich doch gar nichts gemacht." sage ich verzweifelt.

"Du musst auch nichts machen, Mia. Sei einfach du selbst. Das ist genug. Du bist ein tolles Mädchen und das erste, das mein Sohn mit nach Hause bringt." sagt sie lächelnd und legt ihre Hand auf meine.

"Ian hat noch nie ein Mädchen mit hier her gebracht?" frage ich erstaunt.

"Nein!" bekräftigend schüttelt sie den Kopf. "Du bist die erste."

"Aber eigentlich hat mich Ian doch gar nicht mit hier her gebracht, sondern Felix." weise ich sie auf diese Tatsache hin.

"Ja, das erste Mal, aber dann ist er zu dir ins Internat gefahren, weil du nicht herkommen konntest und gestern hat er extra auf dich gewartet, um dich hier her zu holen. Ich glaube du hast ihm ganz schön den Kopf verdreht." glücklich lächelt sie mich an. "Wie gesagt, das hat er noch nie für ein Mädchen gemacht."

"Nein, das hat er nicht für mich gemacht. Sondern für dich." wiederspreche ich ihr, denn ich weiß noch, das er mich bei einer unsrer ersten Begegnungen im Internat gebeten hat, wieder mit hier her zu kommen, da Page ihm sonst den Kopf abreißen würde. Das hatte nichts mit mir zu tun.

Doch Page schaut mich erstaunt an. "Wieso denn mit mir?"

"Er wollte nicht, dass du böse auf ihn bist. Zumindest hat er mir das gesagt." erkläre ich ihr.

"Ach Mia." sagt Page kopfschüttelnd. "Nichts gegen meinen Sohn, aber ich glaube was ich möchte, oder womit er mir eine Freude machen würde ist ihm ziemlich egal, zumindest, wenn es um ein Mädchen geht."

"Ich glaube, da irrst du dich. Er hat dich sehr gern." sage ich bestimmt.

"Genau wie dich!" sagt sie lächelnd, was mich dazu veranlasst, beschämt ihrem Blick auszuweichen.

"Das hoffe ich wirklich sehr." sage ich leise.

"Vertrau mir. Ich bin seine Mutter und wenn ich dir sage, das er dich sehr mag, dann stimmt das auch."

Sie zwinkert mir zu und ich beginne glücklich in mich hinein zu lächeln.

Vielleicht hat sie ja tatsächlich recht. Sie kennt ihn wirklich schon viel länger als ich und wenn er bisher noch nie eine seiner Freundinnen mit hier her gebracht hat, dann sollte ich mich geehrt fühlen, auch wenn ich immer noch der Ansicht bin, das es Felix zu verdanken ist, das ich hier bin und nicht ihm.

Plötzlich fällt mein Blick auf etwas, das ich extra für Page gemacht habe und das mir bis zu diesem Moment entfallen ist.

"Mach mal sie Augen zu." fordere ich sie auf. Ich springe auf und schiebe sie vorsichtig auf die Klavierbank, damit sie sich setzen kann.

"Was? Wieso das denn?" verwirrt schaut sie mich an.

"Ist ne Überraschung." abwartend stehe ich da und nicke ihr belustigt zu. "Los! Mach schon."

"Mia!" tadelt sie lachend, folgt aber meiner Aufforderung.

"Aber nicht gucken!" warne ich sie, während ich durch den Raum eile um das Bild zu holen.

Es knistert etwas als ich es anhebe, aber ein Blick zu Page zeigt mir, dass sie noch immer die Augen geschlossen hat.

Ich trage das Bild zu ihr und halte es vor sie. "Augen auf!" befehle ich lächelnd.

✔All I want is... YouWhere stories live. Discover now