19. Gruppenabend

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POV Melina

Die anderen aßen zusammen. Beth und Carol hatten Kartoffeln mit Soße, Rehfleisch und Gemüse gemacht; zur Feier, dass die Gruppe wieder vereint war. Ich jedoch lag bei meinem Bruder auf der Couch und döste vor mich hin. Hunger hatte ich ohnehin nicht. Er hatte einen Arm um mich gelegt und die Hand auf meinem Bauch liegen; mein Kopf ruhte auf seiner Schulter. Genau das was ich jetzt brauchte, einfach nur jemanden zum kuscheln haben. Die Gespräche der anderen blendete ich aus und genoss es einfach mal wieder, mit meinem Bruder einfach nur ’rum zu gammeln und nichts machen zu müssen.

Zumindest mein Traum von der heißen Schokolade ließ sich erfüllen, denn im Keller gab es Kakao- und Milchpulver. Es schmeckte zwar nicht ganz so wie früher, aber wir hatten eine Apokalypse. "Jetzt hör doch mal auf damit.", motzte mein Bruder plötzlich. "Mit was denn?", fragte ich verwundert. "Mit deinem Rumgehibbel. Das ist echt nervig." Erst jetzt bemerkte ich, dass ich durchgehend mit dem Fuß wippte. Sofort ließ ich es bleiben, doch ich merkte das es nicht lange anhielt, bis ich meinen Fuß wieder bewegte. "Melina Sophie!", mein Bruder war genervt. Das Fußwippen war eine schlechte Angewohnheit. Ich machte es jedes mal, wenn ich nicht richtig ausgelastet war. "Sorry, aber ich fühl’ mich so eingesperrt. Ich will wieder ein bisschen fliegen.", flüsterte ich leise.

"Wir fliegen heut' Nacht ein bisschen, wenn alle schlafen, okay?", flüsterte er zurück. Ich nickte nur. Die anderen waren mittlerweile fertig und gesellten sich zu uns. Damit sich auch noch der Rest der Gruppe auf die Couch setzten konnten, wenn sie wollten, zog ich ein Stück die Beine an. Sonst veränderte ich nichts an meiner Position und blieb mit geschlossen Augen liegen. Ich merkte, wie sich das Polster der Couch senkte, doch noch immer ließ ich die Augen geschlossen. "Da haben sich ja zwei gefunden.", ich konnte das Grinsen aus Ricks Stimme heraus hören. "Mhm.", machte ich nur und gähnte einmal.

Auf einmal pickste mich ein Finger in die Seite. Mit einem Quiecken krümmte ich mich zusammen und versuchte gleichzeitig von meinem Bruder wegzurobben. Doch er hielt mich am Oberkörper fest und kitzelte mich weiter. Mit den Füßen versuchte ich mich von ihm weg zustemmen. Er ließ mich los und packte sich dafür meinen Fuß, damit er mich weiter kitzeln konnte. Dadurch das er mich losgelassen hatte landete ich halb auf Daryls Schoß, der sich vorhin neben mich gesetzt hatte. Ich erkannte ihn mehr am Geruch, als dass ich ihn sah, da ich mich vor lachen wandt und nach meinem Bruder trat. "Bitte Chris, ich kann nicht mehr.", brachte ich stoßweise hervor. Mein Bauch tat weh vor Lachen.

Dieser machte einfach immer weiter und dachte gar nicht daran aufzuhören. Doch ich merkte, wie ich anfing, von Daryls Beinen zu rutschen. Reflexartig griff er nach mir und verhinderte so, dass ich mit dem Kopf gegen den schweren Eichenholztisch krachte. Meine Beine jedoch landeten auf dem Boden. Chris hatte losgelassen um mich ebenfalls vom Fallen zu bewahren. Schwer atmend verharrte ich für einen Moment in der Position, bevor ich mich irgendwie aus Daryls Griff wandte und mich auf dem weichen, flauschigen Teppich zu Boden sinken ließ; hört sich flüssiger an.

Neo und Samantha kamen beide sofort angelaufen und schleckten mir durch's Gesicht, wie um mich zu fragen: "Ist alles okay?" "Für was war denn das jetzt?", fragte ich und hielt mir meinen schmerzenden Bauch. "Wir haben uns jetzt schon ’ne Weile nicht mehr gesehen. Irgendwer muss dir ja so richtig auf den Sack gehen.", er grinste und ich verdrehte nur die Augen. Mit einem leisen Ächzen richtete ich mich wieder auf. Er breitete leicht die Arme aus, als Zeichen das ich zu ihm kommen konnte. "Macht es dir was aus, ein Stück zu rutschen? Ich will nicht wieder neben diesem Verrückten sitzen.", ich sah Daryl mit großen Hundeaugen an. Er seufzte nur und rückte ein Stück näher zu Christopher.

Die anderen lachten nur und wandten sich dann wieder ihren Gesprächen zu. Mit einem Grinsen ließ ich mich neben Daryl fallen und zog die Beine an. Meinen Kopf legte ich auf den Knien ab. Sie sprachen darüber, was passiert war, nachdem wir am Gefängnis getrennt wurden. Ich und Daryl hörten stillschweigend zu. So erfuhr ich, dass die anderen in die komplett andere Richtung gelaufen waren. Unterwegs wurden sie den Gouverneur los, leider nicht auf die Art und Weise, wie es alle am Liebsten gehabt hätten. Nämlich Tot. Sie hatten ihn in einer Stadt, nahe des Gefängnisses, abgehängt.

Danach war die Gruppe umher gewandert, bis sie hier war. Als Michonne den Zombieangriff erwähnten, schauten Daryl und ich uns wissend an. Meinem Bruder entging das Ganze natürlich nicht, doch er ließ es unkommentiert. Nach und nach verschwanden alle in ihre Zimmer um sich schlafen zu legen.

Letztendlich saßen nur noch Christopher, Daryl und ich auf der Couch. "Komm!", auffordernd hielt ich meinem Bruder die Hand hin. Ohne ein Wort zu sagen, schaute er zu Daryl, der mich verstandnisslos ansah. "Chris und ich gegen ein wenig fliegen. Sonst sterbe ich hier drinnen." "Melina Sophie Scale.", fauchte er schon fast. "Is doch schnuppe. Er weis es sowieso.", böse schaute ich ihn an, "Und wag' es nicht, ihm ins Gedächtnis zu pfuschen." Noch eine Engeleigenschaft.

Wir konnten bestimmte Erlebnisse aus den Gedanken Anderer löschen oder verändern. "Wie ins Gedächtnis zu pfuschen?", nun schien er noch weniger zu verstehen. "Erklär’ ich dir später. Ich will jetzt raus.", ungeduldig hibbelte ich von einem Fuß auf den anderen. "Ist ja okay. Ich muss sowieso noch mit dir reden.", er stand auf uns verschwand im Flur. Daryl schenkte mir ein leichtes Lächeln, ich hingegen verdrehte genervt die Augen und zog eine Grimasse. Danach folgte ich meinem Bruder in den Flur und zog mir dort die schwarze Lederjacke an, die am Haken der Garderobe hing und meine Stiefel.

Mit der Jogginghose sah das ganze zwar ziemlich Banane aus, aber es sah ja niemand. Christopher war schon aus der Haustür verschwunden und stapfte über die Wiese voll mit Bäumen. Es musste ja nicht jeder gleich sehen, dass da etwas durch die Luft flog. Am Schluss schoss noch jemand auf uns, weil jemand aus der Gruppe noch nicht schlafen gegangen war.

TWD The Angel Beside MeWhere stories live. Discover now