27. Unter den Lebenden

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POV Melina

Bitte Maggie, mir ist so langweilig. Ich mach' auch nichts, Hauptsache du erlaubst es mir ein bisschen draußen zu sein.", ich bettelte schon fast. Solange sie nicht sagte, dass ich aufstehen durfte, wusste, ich das mein Bruder nur meckern würde. Doch zum Teufel. Nach über einer Woche konnte ich einfach nicht mehr im Bett liegen bleiben. Die leichte Erkältung, die durch den Blutverlust ein wenig schlimmer war, hatte ich auch so gut wie überstanden.

Außerdem war es nicht nur langweilig, irgendwie vermisste ich Daryl, der sich nicht einmal mehr hatte blicken lassen. Das einzige was ich mitbekam, war aus zweiter Hand. Die meisten aus der Gruppe hatten sich einmal Blicken lassen, um mich zu fragen, ob es mir soweit wieder gut ging. Vor allem Michonne und Tyreese wollten wissen, wie es mir ging. Und Rick hatte sich überschwänglich dafür bedankt, weil ich seinen Bruder gerettet hatte. "Na gut, aber wehe ich höre, dass du arbeitest oder dich überanstrengst. Dann sorgt dein Bruder wahrscheinlich höchst persönlich dafür das du hier festgekettet wirst.", sie musste lachen.

"Ja ist mir klar.", nuschelte ich und schwang meine Beine über den Bettrand. "Warte noch kurz, ich klebe dir noch ein Wasserfestes Pflaster auf.", schon kam sie damit auf mich zu, machte das alte Pflaster ab und klebte das neue Pflaster auf. Dankend sah ich sie an. "Ich gehe dann mal wieder runter.", sie lächelte noch einmal kurz und verschwand dann. Mit leicht wackeligen Beinen stand ich auf und ging zu meinem Kleiderschrank und holte mir frische Klamotten. Danach verschwand ich in die Dusche. Das war das erste mal seit über einer Woche das ich Duschen konnte. Davor war ich einfach zu schwach, oder Maggie hatte Angst das ich umkippen könnte. Doch jetzt ging es mir wieder so gut, dass ich wieder hibbelig wurde, weil ich mich eingesperrt fühlte. Ich zuckte kurz zusammen, als das eiskalte Wasser auf meine Haut prasselte. Nur langsam wurde es wärmer, doch ich genoss das Gefühl wie es meine Haut und meine Haare langsam sauber machte. Meine Haare wusch ich mir gefühlte Zehntausend mal, solange bis das eingetrocknete Blut in ihnen verschwunden war.

Im ganzen Bad lag der Geruch von meinem Haarshampoo. Frisch geduscht, Zähne geputzt und angezogen trat ich wieder in mein Zimmer. Dort sah es aus wie Kraut und Rüben. Mit einem kurzen schnippen meiner Finger brachte ich das nötigste in Ordnung. So lange wie ich im Bad war, wird es nicht auffallen, dass ich es nicht selber weggeräumt hatte. Ich machte mich auf den Weg nach unten.

Es war erst Nachmittag. Die einzigen, die im Haus waren, waren Carl, Carol und Judith. "Mel gehts dir wieder gut?", fragte Carl. "Ja ich darf zwar noch nichts machen, aber sonst ist alles in Ordnung.", ich lächelte ihn an. "Melina kannst du bitte mit Judith in die Küche kommen?" Carol machte anscheinend gerade das Essen für die Kleine. Ich nahm die Kleine auf den Arm und ging mit mir in die Küche. Sie gluckste fröhlich und spielte mit meinen Haaren. Liebevoll musterte ich sie. Judith war so niedlich. "Kann ich kurz mit dir reden?", fragte Carol. "Klar kein Ding, um was gehts den?", ich wollte ihr die Kleine geben doch, wie schon im Gefängnis bei Beth fing sie bitterlich an zu schreien, sobald ich sie an Carol reichen wollte. Diese lächelte nur mütterlich und reichte mir die Flasche.

"Sie hat dich gern." Nun musste ich noch mehr lächeln. "Doch ich wollte mit dir kurz über Daryl reden.", gespannt sah ich sie an. "Das ganze mit dir, was da passiert ist. Er gibt sich die Schuld.", sagte sie. "Ich weiß, aber er ist nicht schuld. Er wäre tot gewesen. Die Kugel hätte ihn getötet. Das konnte ich nicht einfach zulassen. Lieber liege ich halbtot im Bett, als das er Mausetot unter der Erde liegt.", sagte ich bestimmt. "Ja und wir sind dir alle dankbar, dass du das getan hast. Jeder hier mag Daryl auf seine Weise. Auch wenn er manchmal etwas... Nun ja, anstrengend sein kann. Er ist zur Zeit Daryl Dixon, wie man ihn am Anfang kennengelernt hat.", sie lächelte. "Ich versuche nochmal mit ihm zu reden. Beim letzten mal war ich noch nicht wirklich auf der Höhe.", ich übergab Judith an Carol. Oder jedenfalls war das der Plan, doch sie fing wieder herzzerreißend an zu schreien. Leise fing ich an zu singen. Ein Lied aus alter Zeit, welches uns unsere Mutter oft vorgesungen hatte.

"Wolves asleep amidst the trees
Bats all a swaying in the breeze
But one soul lies anxious wide awake
Fearing all manner of ghouls, hags and wraiths

For your dolly Polly sleep has flown
Don't dare let her tremble alone

For the witcher, heartless, cold
Paid in coin of gold
He comes he'll go leave naught behind
But heartache and woe
Deep, deep woe

Birds are silent for the night
Cows turned in as daylight dies
But one soul lies anxious wide awake
Fearing all manner of ghouls, hags and wraiths

My dear dolly Polly shut your eyes
Lie still, lie silent, utter no cries

As the witcher, brave and bold
Paid in coin of gold
He'll chop and slice you
Cut and dice you
Eat you up whole
Eat you whole "

Sofort wurde sie ruhiger und nach dem ersten Refrain war sie eingeschlafen. "Ja versuch' es, vielleicht glaubt er dir mehr als mir. Und lass dich nicht einschüchtern, er ist gerade nicht sehr gesprächig.", seufzte sie. "Wo ist er überhaupt?", fragte ich, als ich schon durch die Tür war. "Mit Glenn Holz hacken, entweder ist direkt vor der Garage oder unten bei den Pferden.", rief sie. Nachdem ich mich bedankt hatte, machte ich mich auf den Weg. Da er nicht bei der Garage war, wo eine Axt in einem Holzklotz verwaist herumstand, machte ich mich auf den Weg zu den Pferden. "Hey Melina, schön das es dir besser geht.", Rick lächelte. "Ja find ich auch.", grinste ich zurück. Hinter ihm kamen Beth und Sascha zum Vorschein. Sie hatten jede Menge Fische dabei. Auch sie begrüßten mich. "Gehst du runter zu Daryl und Glenn?", fragte Rick. "Ja warum?" - "Sag Glenn bitte, das er hochkommen soll, ich warte bei den Garagen.", ich nickte nur und verschwand zu den Pferden. Von weitem Konnte ich schon sehen, dass die Hunde um die beiden Männer herum sprangen und auch die Pferde sahen interessiert zu. Doch sobald mich die Hunde gewittert hatten, rannten sie laut bellend auf mich zu und Samantha sprang mich an. Ich musste laut lachen und knuddelte die Hundedame. Danach schlenderte ich zu Glenn und Daryl die beide zu mir sahen. "Rick sucht dich.", sagte ich, als ich bei ihnen angekommen war und sah zu Glenn. "Ist irgendwas passiert?", fragte er. "Nein ich denke nicht. Er hat gesagt, er wartet bei den Autos auf dich.", ich hob Neo hoch und streichelte ihn sanft. "Schön, dass du wieder hier bist, also unter den Lebenden.", scherzte Glenn. "Joa find ich auch ganz angenehm.", grinste ich. Er lachte und machte sich auf den Weg zu Rick. Daryls Gesicht hatte sich wieder verfinstert und er wandte sich wieder der Arbeit zu.

TWD The Angel Beside MeWhere stories live. Discover now