25. Ich bereue nichts

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POV Daryl

Am nächsten morgen wachte ich noch müde auf. Ich hatte kaum geschlafen. Die ganze Nacht hatte ich mich hin und her gewälzt aus Sorge das Melina es nicht schaffen könnte. Ein paar mal wollte ich zu ihr hochgehen, doch ich ging nicht. Der Teller mit Essen stand noch immer auf dem Nachtschrank. Lustlos griff ich danach und fing an zu essen. So schnell wie möglich schaufelte ich alles in mich rein. Es war einfach eine Gewohnheit. In dieser Welt hatte man keine Zeit um gemütlich aufzuessen. Danach stand ich auf und brachte den Teller wieder weg.

Im Wohnzimmer saßen schon einige aus unserer Gruppe, darunter auch der Bruder von Melina. Er sah so fertig aus, wie ich mich fühlte. Als er mich erblickte verhärtete sich sein Blick, doch er schwieg. Schnell sah ich wieder weg. Ich merkte, wie Rick mir folgte, ich versuchte ihn zu ignorieren. Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen. Ich selber lehnte mich mit der Hüfte gegen die Anrichte und sah ihn genervt und abwartend an. Doch er ließ sich davon nicht einschüchtern. "Maggie war vorhin schon bei Melina. Ihr geht es besser.", er machte eine kurze Pause.

Stoßartig atmete ich aus. Ich hatte gar nicht gemerkt das ich sie angehalten hatte. Mit einem nicken stieß ich mich von der Anrichte ab und wollte an Rick vorbei um zu ihr zu gehen. Er ging mir nach kurzen zögern aus dem Weg und ließ mich vorbei. Nachdem ich durch das Wohnzimmer geschlichen war, rannte ich schon fast die zwei Stockwerke zu Melinas Zimmer hoch. Vor ihrer Tür blieb ich kurz stehen, dann drückte ich leise die Klinke runter und trat ein. Ihr Kopf wendete sich mir sofort zu. Als sie mich erkannte zeichnete sich ein schwaches Lächeln auf ihren Lippen ab. Zwar war sie noch blass und sah ein wenig erschöpft aus, doch man sah, das es ihr deutlich besser ging. "Hey!", sagte sie leise.

Langsam ging ich auf sie zu und setzte mich neben sie auf das riesige Bett. So richtig wusste ich nicht, was ich jetzt sagen sollte. Einerseits würde ich sie am liebsten schütteln und ihr sagen wie dumm das doch war das sie sich in die Kugel geschmissen hatte. Andererseits wollte ich sie in den Arm nehmen nur, um sie wirklich bei mir zu wissen. Doch ich blieb ruhig sitzen und sah sie einfach unverwandt an. "Auch wenn ich weiß, dass du das am liebsten nicht hören würdest.", sie stoppte kurz und sprach dann mit leicht kratziger Stimme weiter, "Es tut mir nicht leid und ich würde es wieder machen." Sie sah mich mit klaren blauen Augen an und lächelte leicht.

Die Worte brauchten einen Moment, bis sie in meinem Hirn ankamen. Doch das machte mich um so sprachloser. "Nein. Nicht, wenn ich das verhindern kann. Du kannst dir nicht mal ansatzweise vorstellen, was ich mir für Sorgen gemacht habe.", knurrte ich sie an und wollte aufstehen, diese Frau regte mich auf. Sie legte eine Hand auf meine. Sie zitterte leicht, "Geh nicht." Auch wenn ich nicht vorhatte zu gehen, sondern lediglich den Drang, hatte mich zu bewegen. "Daryl, ich habe den Auftrag euch zu beschützen. Auch wenn das am Anfang wirklich alles etwas schieflief.", wieder machte sie eine Pause und schien nach den richtigen Worten zu suchen.

"Ich kann niemanden mehr verlieren und du wärst ganz sicher tot gewesen.", in ihren Augen glitzerten leichte Tränen. Sanft strich ich ihr eine Träne weg. Das Fieber war ein klein wenig zurückgegangen und sie versuchte zu lächeln. "Das war das Dümmste was du machen konntest. Dich zu verlieren wäre nicht so schlimm gewesen wie mein eigenes Leben zu verlieren.", es stimmte. Es erschien mir einfach immer noch nicht richtig, dass sie statt mir hier lag. "Ich bin aber nicht gestorben, ich bin immer noch hier." Ich war mir sicher, wenn sie vor mir gestanden hätte, hätte sie trotzig das Kinn hochgereckt. Ich beugte mich zu ihr herunter, so das sich unsere Nasenspitzen fast berührten.

"Aber fast wärst du es nicht mehr gewesen. Ich will dich nicht verlieren." Gequält schloss ich die Augen. Ihre warme Hand legte sich in meinen Nacken und ihre Lippen lagen für einen kurzen Moment auf meinen. Als ich die Augen wieder öffnete, schwebten meine Lippen immer noch über ihren. "Das wirst du nicht.", hauchte sie, "Ich werde für immer bei dir sein, okay? Für immer." Ihr warmer Atem brannte wie Feuer auf meiner Haut. "Küss mich.", flüsterte sie leise. Ihre Forderung verwirrte mich ein wenig, nachdem sie mich jedoch ein wenig zu sich herunterzog kam ich ihrer Forderung nach und überbrückte den letzten Abstand zwischen uns. Sie krallte sich in mein Hemd und zog sich ein wenig an mir hoch. In mir breitete sich ein warmes Gefühl aus. Innerlich verdammte ich mich dafür das ich mich emotional von ihr abhängig gemacht hatte. Ihre Zunge glitt über meine Unterlippe und ich verbannte jegliche Gedanken. Ich ließ sie gewähren und umspielte ihre Zunge mit meiner.

Meine Hand wanderte in ihren Nacken und ballte sich in ihren Haaren zur Faust. Die andere lag an ihrem Rücken und zog sie ein Stück mehr in eine aufrechte Position. Sie schmiegte sich gänzlich an mich heran, stöhnte dann aber schmerzhaft auf. "Du solltest dich noch ausruhen.", ihr ganzer Körper zitterte noch leicht. Ich löste mich von ihr. Mein Blick schweifte zu der abgeklebten Schusswunde. Die Decke war von ihrem Oberkörper gerutscht so das sie nur im BH vor mir saß. Kurz ließ ich meinen Blick darüber schweifen bevor ich mich leicht beschämt abwendete. "Nichts, was du nicht schon gesehen hättest.", meinte sie trocken, "Aber du würdest mir einen großen gefallen tun, wenn du mir ein Oberteil aus dem Schrank bringen könntest." Ohne etwas zu sagen, stand ich auf und ging auf den riesigen Kleiderschrank zu.

Es hingen eine Menge Klamotten drin, es würde bestimmt Jahre dauern bis sie alle aufgebraucht hatte. Ich nahm das erst beste Oberteil aus dem Schrank und brachte es zu ihr. Es war ein grau, pink, weißes Holzfällerhemd. Als sie unbeholfen versuchte es sich anzuziehen, verzog sie vor Schmerzen das Gesicht. Deshalb half ich ihr dabei in das Hemd zu schlüpfen und knöpfte es zu. Dankend sah sie mich an. Noch nie war es passiert, dass ich einer Frau dabei geholfen hatte etwas anzuziehen, eigentlich war immer das Gegenteil der Fall gewesen. Danach verließ ich ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Ich sollte mich von ihr fernhalten, ich würde mich an ihr nur selbst verletzten.

TWD The Angel Beside MeWhere stories live. Discover now