47. Nichts

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POV Daryl

Frustriert zog ich an der Zigarette und atmete den schweren Rauch ein. Die Pferde lagen ein Stück von mir weg in einem großen Haufen Stroh, die Hunde hatten es sich neben und auf mir bequem gemacht. Melina war weg, einfach so. Wie vom Erdboden verschluckt. Niemand hatte einen Hinweis gefunden. Nur jede Menge Beißer und endlose Straße aber niemand wusste was mit ihr war.

Wie es ihr ging. Warum sie entführt wurde. Wo sie war. Nichts. Einfach ein riesiges Nichts.

Es war wie als würde sie einfach nicht mehr existieren. Christopher konnte sie durch seine Fähigkeiten auch nicht sehen. Es war zum Verzweifeln. Selbst, wenn sie schon tot oder eines dieser Dinger wäre müsste er sie sehen können. Doch er konnte es nicht. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Ich konnte die Worte meines großen Bruders fast schon hören. Er würde mir sagen, dass sie mich weich bekommen hätte nur, weil ich die kleine Schlampe ficken würde und ich ein totales Mädchen geworden wäre. Früher hätte mich das ganze dann aufgeregt, weil ich Merle nachgeeifert hatte. Ich wollte so sein wie er und nicht als Mädchen beschimpft werden.

Doch heute wäre mir das egal. Ich würde mich lediglich darüber aufregende wie er über meine Soph reden würde. Mit einem grinsen erinnerte ich mich an unsere gemeinsame Dusche zurück und auch daran wie sie darüber aufgeregt hatte das ich sie Soph anstatt Melina oder Mel nannte. Aber ich fand, der Name Sophie passte viel besser zu ihr. Doch als ich daran dachte, spürte ich ein Stich im Herzen.

Sie fehlte mir. Sie war die perfekte Frau für mich. Einfach ein Engel. Mein Engel. Es drehte sich im Kreis.

Jeder den ich liebte oder der mir was bedeute verschwand. Das war auch wie ein Fluch. Ein Fluch der auf mir zulasten schien. Erst meine Mutter, dann mein Vater, der uns von da an behandelt hatte wie Dreck, mein Bruder der irgendwo da draußen war, und auch Dale den ich im Atlanta Camp getroffen und schätzen gelernt hatte, hatte mir etwas bedeutet. Er war ein weiser Mann. Bei ihm hatte ich immer das Gefühl, er würde alles und jeden durchschauen.

»Du bist ein anständiger Mensch. So wie Rick. Shane, der ist tatsächlich... anders.«

Ja auch damit hatte er recht gehabt. Und nun war auch sie weg. Meine einzige Hoffnungsquelle. Weg. Einfach so. Warum hatte man mir nicht wenigstens das gegönnt. Jetzt wo alles so gut verlief. Ich drehte die halb auf gerauchte Kippe zwischen meinen Fingern hin und her. Ohne groß darüber nachzudenken, drückte ich die Kippe an meinem Handrücken aus. Der Schmerz fraß sich in mein Hirn, doch das war nichts gegen den seelischen Schmerz, der sich in mein Herz geschlichen hatte. Neo fiepte leise und drückte seinen Kopf an meine Brust. Ich legte einen Arm um ihn und vergrub mein Gesicht in seinem Fell.

"Hier nachts wird es kalt.", sprach Beth zaghaft. Als ich aufsah, stand sie mit einer Decke und einem Kopfkissen hier. "Ich hab gedacht du wirst eh nicht zu uns ins Haus kommen.", sie legte es vor mir ab und wandte sich schon zum Gehen. Doch kurz bevor sie aus der Box getreten war, drehte sie sich nochmal um, "Gib die Hoffnung nicht auf. Entweder sie wird wiederkommen oder ihr findet sie."

POV Melina

Hier in diesem kleinen Raum herrschte tiefste Nacht, aber laut Merle war es draußen erst früher Abend. Er wollte sich morgen auf den Weg machen und mit den anderen hier aufschlagen. Merle hatte uns oder eher mir ebenfalls erzählt, dass wir in einer Art kleinen Festung waren, wo ebenfalls eine kleine Gruppe überlebender war. Darunter auch ein Wissenschaftler namens Azael, er 'leitete' das ganze hier. Die anderen schienen Merle nicht zu trauen, doch ich hatte keine andere Wahl, wenn ich zurückwollte.

"Weißt du ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Als mir klar wurde das ich hier nicht mehr herauskommen würde, hatte ich Angst was aus dir werden würde. Doch dir scheint es ja blendend zu gehen.", seine Stimme klang vorwurfsvoll. Auch wenn er mich in der Dunkelheit nicht sehen konnte sah ich auf meine geschändeten Arme, die Merle mir vorhin noch verbunden hatte. Durch die Eisenketten konnte ich mich auch nicht mehr bewegen sonst scheuerte es auf dem Verband und das tat weh.

"Weißt du. Ich habe mich immer gefragt was passiert ist und ich habe immer gedacht das ich dich wirklich liebe und nur weitergelebt habe, weil mein Bruder mich braucht. Keiner könnte ohne den anderen von uns überleben.", ich sprach leise, die anderen schliefen schon. Außerdem hatte mich das, was Azael mit mir angestellt hatte mitgenommen und erschöpft. Sie hatten mir einfach die Arme mit einem Messer aufgeschnitten, um Hautproben zu haben um daran zu experimentieren zu können. Danach hatte er mich verprügelte. Azael wusste genau wer ich war. Er wusste, dass ich die Tochter des Ilisixs war. Deshalb hatte er versucht mir zu entlocken wo Evan seine zweite Seele versteckt hatte. Er war ein gefallener Engel und wollte wieder zurück doch so etwas ging nicht ohne unsere zweite Seele. Sie war es die uns zu Engeln machte und uns unsere Kraft gab, ohne sie verbrannten unsere Flügel und wir waren nur noch gewöhnliche Menschen. Doch von einer zweiten Seele namens Azael hatte ich noch nie gehört. Azael hielt mich jedoch für eine Lügnerin. "Was willst du damit sagen 'gedacht'?", fragte er scharf und trotzdem mit diesem verletzten Unterton in der Stimme.

"Mein Onkel Cupid, er hatte einen Auftrag in der Gruppe, die ich beschützten sollte. Er sollte Daryl ein wenig auf die Sprünge helfen in Sachen Liebe, aber der Zauber ist laut seiner Meinung ein wenig nach hinten losgegangen.", erklärte ich vorsichtig. "Das heißt du hast etwas mit einem Menschen?", nun klang er nur noch verletzt. "Michi...", trotz der Schmerzen legte ich ihm eine Hand auf die Schulter. Er schubste mich weg. "Lass mich in Ruhe.", fauchte er. "Ich habe gedacht, das du mich vielleicht vermisst hast und du hast wahrscheinlich nicht mal einen Gedanken mich verschwendet.", sagte er niedergeschlagen.

"Das stimmt nicht. Ich habe nur gemerkt das ich dich halt einfach nicht richtig geliebt habe, sondern dich nur als guten Kumpel liebe.", versuchte ich das ganze ein wenig zu retten. Ich wollte ihn nicht schon wieder verlieren. Ich hatte ihn doch gerade, unfreiwillig, wiedergefunden.

"Bitte lass es einfach gut sein Okay.", damit drehte er sich ganz von mir weg. Was sollte, das noch werden bis Merle mit den anderen kam? Ich rollte mich auf dem harten Boden zusammen. Hier drinnen war es nicht nur dunkel, sondern auch noch kalt und meine Klamotten hatten stark gelitten. Meine Jacke hatten sie mir vorhin abgenommen und nicht wiedergegeben bei meinem Schwarzen Pullover, hatten sie die Ärmel mit einem Messer abschnitten und meine ohnehin schon löchrige Hose war nach der Entführung auch stark in Mitleidenschaft gezogen. Auch wenn ich wusste das ich die ganze Nacht kein Auge zu machen würde, versuchte ich ein wenig zu schlafen.

TWD The Angel Beside MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt