Kapitel 53: Von dem Umgang mit Trauer

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Die Nacht war echt mal wieder voller Einsätze, insgesamt vier Stück, aber trotzdem fühle ich mich noch kein Stück kaputt. Ich konnte meine Wut einfach abarbeiten und es tat gut, leider würde jetzt gleich die A-Crew kommen, die heute Frühschicht hat. Danach hatte die B-Crew Schicht und Nachtschicht hat diesmal meine eigene Crew. Eine halbe Stunde vor Schichtwechsel schloss ich mich deshalb in meinem Büro ein um Peter aus dem Weg zu gehen, zehn Minuten später klopfte es, "hey Liv, ich bin es Mark, komm raus ich bin da um dich abzulösen, ich kann mir denken, dass du Peter nicht sehen willst, deshalb bin ich früher gekommen", meinte er freundlich. Ich stand auf und ging zur Tür und da stand Mark und lächelte. Ich konnte nicht lächeln, der Herzschmerz saß immer noch zu tief, aber ich umarmte ihn einfach, "danke Mark, danke das ich mich immer auf dich zählen kann." Mark erwiderte die Umarmung, "so und jetzt ab mit dir Nachhause, du hast gestern ja eigentlich fast eine Doppelschicht geschoben und ja du weißt ja", meinte er leicht grinsend. "Da hast du auch wieder Recht, dann bis später, ich komme nach eurer Schicht nochmal und kümmere mich um den Bürokram aber jetzt bin ich erstmal weg, tschau Biggi, tschau Enrico", das letzte rief ich in den Aufenthalsraum und ging dann raus zum Auto, als ich sah wie Peter angerannt kam, er rief meinen Namen doch ich stieg schnell ins Auto ein und fuhr weg. Peter sah mir niedergeschlagen hinterher.

"Warum ist Papa nicht Zuhause", ich musste schlucken als ich das hörte. Die Kinder bereiteten sich gerade für die Schule vor, aber Leni war warscheinlich wieder mal zu früh fertig. "Das musst du die Mama fragen", das war die Stimme von Michael, also half Karin warscheinlich gerade Cecilia sich anzuziehen, da sie immer noch die Schultergurte tragen musste. Ich schloss die Tür hinter mir und ging in die Küche, wo Leni auf der Arbeitsplatte saß und Michael dabei zu sah wie er die Brote schmierte. "Mami", sagte sie und auch Michael drehte sich um, "Hallo Liv", sagte er freundlich. Ich nahm Leni in den Arm, "Hallo Süße und Hallo Michael", meinte ich als ich mich von Leni wieder gelöst hatte. Dann stellte ich mich neben ihn und begann Paprika und Karotten in Streifen zu schneiden und in die Boxen zu verteilen. "Hilft Karin gerade Cecilia?", fragte ich bei Michael nach, welcher nickte, als Leni ansetzte zu reden, "Mami, warum ist Papa nicht Nachhause gekommen?", fragte sie und sah mich mit meinen Augen an. Ich seufzte, "das klären wir heute Mittag ok?", fragte ich und sie nickte, "und jetzt schmeiß mal deine Schwestern aus dem Bett, aber nicht Mia Joyce", rief ich ihr noch nach während sie schon los rannte.

"Du kannst dieser Frage nicht ewig aus dem Weg gehen", meinte Michael, ich sah zu ihm auf, während ich weiter schnitt, "hatte ich auch nicht vor", ich versuchte meine Stimme zu zügeln, doch meine Hände zitterten wie Hölle weil es mir klar war das ich das versuchen würde. Auf einmal merkte ich wie mein Handgelenk anfing zu brennen. Ich sah auf mein total blutendes Handgelenk, "scheiße", das hatte mir gerade noch gefehlt. Schnell lief ich zum Waschbecken und hielt die andere Hand auf dem Weg drunter um die Tropfen aufzufangen. "Alles okay?", fragte Michael, "Ja ja nur ein kleiner Schnitt", meinte ich während ich Wasser drüber laufen ließ und mir dann einige Blätter Zewa nahm und um die Wunde drum legte, dann packte ich das Gemüse in die Dosen und packte die in die Schulranzen, die Kinder kamen auch gleich runter und holten sich ihren Abschiedskuss ab, bevor sie los gingen.

Ich seufzte zufrieden, "ist das jetzt ein neuer Trend?", fragte Karin und deutete auf das Zewa durch das langsam das Blut durchsickerte. "Meine Schuld", rief Michael aus der Küche. Na zumindest steht er dazu, "nur ein kleiner Schnitt", meinte ich und machte mich auf den Weg zu meinem Büro, Karin folgte mir, "ich kleb mir ein Pflaster darauf, dann ist alles wieder gut", meinte ich ganz beiläufig. "Und ich gucke vorher darauf, weil du eine Blutspur hinterlässt", meinte Karin genau so beiläufig und ich sah auf den Boden. "Ups...", dann huschte ich in mein Büro und Karin hinterher. Ich setzte mich auf meinen Stuhl während Karin einen Verband, Wunddesinfektion und mehrere sterile Kompressen aus dem Medizinschrank holte und dann das Zewa abmachte. "Kleiner Schnitt", sagte sie und sah mich an, "also er ist keinen Meter lang und ich habe jetzt echt andere Sorgen", meinte ich, während Karin die Wunde säuberte und dann ordentlich verband. "Und jetzt ab mit dir ins Bett", meinte sie, doch ich schüttelte den Kopf, "hab einen Termin bei meiner Ärztin um nach zu sehen ob die Tests stimmten", meinte ich dazu und gähnte aber. "Dann begleite ich dich, nicht das du mir noch am Steuer einschläfst oder so", meinte sie und zusammen machten wir uns auf den Weg.

Ich sah den Pass und das Bild an, man konnte nicht viel erkennen bin auch erst in der ersten Woche, aber trotzdem hatte ich Recht behalten, sobald wir draußen waren begann ich zu weinen. Karin nahm mich in dem Arm und tröstete mich einfach stumm. "Warum hat Peter das bloß getan? Was hat sie was ich nicht habe?", fragte ich mehr mich selbst aber auch Karin. "Ich weiß es doch auch nicht Livvy, aber weißt du was, wir beide fahren jetzt auf die Basis, ich bin eh schon ne viertel Stunde zu spät und du legst dich in dein Büro und schläfst eine Runde und trittst dann ausgeruht deine Schicht heute Nacht an. Aber wenn du willst übernehme ich die auch noch." Ich sah meine Schwester dankbar an und nickte, "aber meine Schicht fliege ich selbst." Diesmal nickte Karin und zusammen fuhren wir zur Basis.

Ich war immer noch total verheult und ging aber trotzdem rein, zum Glück war Peter nicht mehr da, nur noch Mark und Jens, so wie Biggi und Enrico. Ich ließ mich erstmal an den Tisch fallen. "Entschuldige Mark, das du länger bleiben musstest", begann Karin, doch ich unterbrach sie, "es war meine Schuld Mark, Karin ist mit mir zu meinem Termin gegangen", Mark lächelte uns an, "halb so schlimm, aber wie siehst du denn aus Liv, erstens warum der Verband am Handgelenk, zweitens hast du überhaupt geschlafen oder die ganze Zeit nur geweint?", fragte er und ich seufzte, "der Verband ist wegen einem kleinen Schnitt, halb so schlimm", sagte ich obwohl mein Handgelenk brannte wie sonst was und ich es nicht wirklich mehr bewegen konnte. Ich zeigte mit den Augen zu meinem Büro um die zweite Frage zu klären und Mark schien zu verstehen. "Ich leg mich jetzt erstmal vor meiner Schicht nochmal hin, aber Mark du kannst mir ja mal die Berichte von euren Einsätzen gerade schnell noch rüber bringen, kann ich die gleich einsortieren", sagte ich ganz beiläufig. Biggi und Enrico schienen es zu schlucken und Karin war sich eh schon umziehen.

"Ok was ist los?", fragte Mark nach, während ich mich im Schneidersitz auf meine Liege, während Mark sich mir gegenüber in meinen Stuhl setzte. Ich seufzte, "ne ich habe nicht geschlafen, einmal weil ich es sowie so nicht gekonnt hätte, ich fühl mich als wurde mir das Herz raus gerissen und ich bin ja der Meinung, ich halte mich relativ gut. Zweitens hatte ich einen Termin bei meiner Frauenärztin und das ist auch der Grund warum ich so geweint habe. Mark... ich... ich.... ich bin nochmals schwanger von Peter und das ausgerechnet jetzt", wieder kamen mir die Tränen und Mark setzte sich neben mich und nahm mich in den Arm, "Hey Livvy, du bist eine klasse Mutter und du wirst das auch ohne Peter schaffen und vielleicht, vielleicht wird ja auch alles wieder gut", sagte er und wollte mich beruhigen. Ich weinte mich an seiner Schulter aus, "nichts wird wieder gut und vor allem was soll ich den Kindern sagen, sie haben vorhin schon nach ihrem Vater gefragt, Mark das ist alles so schwer für mich", Mark strich mir beruhigend über den Rücken, so lange bis ich mich wieder halbwegs einbekommen hatte. "Und jetzt legst du dich hin und schläfst eine Runde, ich selbst werde nach dir sehen im Schlaf ok?", fragte er und ich nickte und legte mich hin, während Mark mich zu deckte. Kurze Zeit später schlief ich ein.

Medicopter 117 - First Love; Last Love?Where stories live. Discover now