Kapitel 10: Vom halbwegs normalem Alltag

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Es waren zwei Monate vergangen und ich durfte endlich wieder arbeiten. Zwar musste ich noch Schmerzmittel nehmen, aber die bringen mich ja schließlich nicht um. Ich hatte noch am gleichen Tag wo es mir damals vor zwei Monaten wieder eingefallen ist mit Peter über das verlorene Kind geredet und mich bei ihm abermals ausgeheult, doch er hatte mir versprochen, das es nicht das letzte Kind war. Jetzt saß ich neben Mark und half ihm bei den Berichten. Peter spielte mit Jens am Flipper und Max machte irgendwas mit dem Baby. Seufzend stand ich auf, ich konnte nicht mehr einen Buchstaben sehen.  Mark lachte, "keine Konzetrationsfähigkeit mehr?" "Ne hatte ich aber noch nie", erklärte ich und ließ mich aufs Sofa fallen. Oder eher wollte mich aufs Sofa fallen lasse, ließ mich aber daneben fallen und flog zwischen Tisch und Sofa und schlug mir leicht den Kopf am Tisch an. Aus irgendeinem Grund wollte ich den Notarzt ärgern der anfing zu lachen und tat einen auf bewusstlos. "Oh oh Liv", mutterte Mark, bis er erkannte, das ich mich nicht rühre. "Liv", sagte er jetzt etwas überrascht und sprang auf und hob mich vom Boden auf und legte mich aufs Sofa. Dann klopfte er mir auf die Wange. "Ey aufwachen, während der Arbeit pennt man nicht", sagte er und schlug etwas härter zu. Ich ließ ihn weiter zappeln, was ich auch glaubwürdig schaffte, schließlich habe ich mal einen Schauspielkurs belegt. Mark sprang auf und rannte zur Notarzttasche als Peter und Jens rein kamen. "Was war denn das für ein Lärm?", fragte Peter der mich anscheinend noch nicht gesehen hatte. Mark antwortete ihm nicht und rannte mit der Tasche auf mich zu. Auch Jens und Peter sahen mich jetzt und kamen dazu gerannt.

"Peter ich brauch einen Zugang", erklärte er gerade. Peter sah ihn an, "was hast du angestellt?", dann konnte ich nicht mehr. Ich fing an mich tot zu lachen und alle sahen mich überrascht an. "Was ist denn jetzt hier los?", fragte Herr Höppler. Ich konnte immer noch nicht vor lachen reden. "Haben Sie Frau Thaler Lachgas gegeben?", fragte er und ich schüttelte unter lachen den Kopf. Ebenfalls kopfschüttelnd ging Herr Höppler zurück in sein Büro und ich beruhigte mich langsam. Mark sah mich immer noch total überfordert aus. "Dachtest du ernsthaft, ich wäre ohnmächtig", fragte ich, "Tja wer mich auslacht büßt." "Und wie", meinte Mark hob mich hoch, Peter und Jens halfen ihm und zusammen schmissen mich die drei in den See. Ich schrie den ganzen Weg bis zum See, sodass Max und Gina alarmiert angerannt kamen, aber bei dem Anblick von mir im See sich tot lachten. Ich zitterte am ganzen Körper. "Gut ihr hattet eure Rache, jetzt holt mich hier raus, oder ich bekomme ne Unterkühlung", witzelte ich aber das mit der Unterkühlung war ernst gemeint.

Die Jungs hatten mich netterweise aus dem Wasser gezogen und da gerade Schichtwechsel war, brauchte ich mir nur meine normalen Klamotten anzuziehen. Jetzt saß ich immer noch zitternd auf dem Sofa unter einer Decke begraben und ein Handtuch für die, mittlerweile po-langen klitschnassen Haare. Peter kam mit einer heißen Schokolade aus der Küche und Karin motzte gerade Jens und Mark an, ob sie wollten das ich sofort wieder ins Krankenhaus kam. "Im November in den See schmeißen, ihr spinnt wohl", meinte sie wütend und Mark und Jens verschwanden ganz schnell kleinlaut in die Umkleide um sich umzuziehen. "Typisch Jungs", meinte Karin und setzte sich zu mir und Peter aufs Sofa. "Wieder wärmer", fragte sie besorgt und ich nickte leicht. "Die wollten sich doch nur rächen", erklärte ich zwischen zwei Schlückchen heißer Schokolade. "Wofür eigentlich", fragte Karin und Peter begann zu lachen. "Ähhh, für meine Rache", erklärte ich knapp. "Und warum hast du dich gerächt?", fragte sie mich weiter aus. "Weil Mark mich ausgelacht hat", erklärte ich, vertiefte mich dann aber in meine Tasse und Peter erzählte die Geschichte. Karin lachte dann auch. "Ok ihr vertragt alle vier ne Standpauke", erklärte sie als Biggi und Enrico rein kamen. Damit war die B-Crew vollständig.

Peter verabschiedete sich mit einem Kuss von mir an der Haustür. Er hatte mich Nachhause gebracht und war noch bis zum Abend geblieben. Jetzt wo Karin da war, wollte er sich aber auch auf den Weg machen. "Bis morgen Engelchen", flüsterte er und ich lächelte ihn an. "Ich freue mich schon richtig auf morgen", flüsterte er noch bevor er zum Auto lief als mich die Erkenntnis packte. Mist, morgen war der 16 November, das heißt, dass Peter und ich morgen ein halbes Jahr zusammen waren. Die Zeit ist so schnell vergangen und jetzt hatte ich nicht mal ein Geschenk. Ich sah auf die Uhr, es war erst halb sechs, doch im Winter war es immer so früh dunkel. "Karin", rief ich meine Schwester die zu mir kam, "was ist denn?", fragte sie und ich lächelte schelmisch. "Hast du Lust mit shoppen zu kommen?" "Klar, wenn ich mehr Details erfahre, was du so dringend brauchst", meinte Karin und wir nahmen unsere Taschen und Jacken und liefen Richtung Auto. "Wenn ich bloß wüsste was ich nehmen soll", erklärte ich, bevor wir uns auf eine mit viel Gelächter verbundene Autofahrt Richtung Innenstadt auf machten.

"Was hältst du davon?", fragte ich Karin und kam aus der Umkleidekabine. "Wow, das Kleid ist perfekt", erklärte sie mir gerade und ich nickte während ich in den Spiegel sah. Das Kleid war eng anliegend und ging mir bis kurz über die Knie. Es war in einem rosa Ton, der aber auch etwas beige und Hautfarbe eingemischt hatte. An der Taille war ein Gürtel, oder eher ein dickes, in gleicher Farbe gehaltenes Band mit einer Rose aus Tüll, ebenfalls in der selben Farbe wie das ganze Kleid, auf der linken Seite. Über dem Gürtel, war das Kleid mit weißem dünnen Spitzenstoff überzogen, der auch darunter noch kurz verhanden war. In dem Stoff war auch hin und wieder mal ein kleiner Edelstein eingenäht, was das Kleid zum Funkeln brachte. Unter dem Gürtel, kam erst wieder ein Stück von dem Spitzenstoff, der sich aber schnell in Tüll verwandelte, was es ein wenig wie ein Ballettrock aussehen ließ. "Ich habe mich entschieden", meinte ich und Karin lächelte. Schnell zog ich das Kleid aus und zusammen suchten wir noch passende Schuhe aus, dann gingen wir bezahlen. Es war inzwischen schon halb acht, aber wir hatten jetzt alles, ein Outfit und ein Geschenk. Obwohl das Geschenk weitaus schwerer war als das Outfit. Froh alles zu haben fuhren wir wieder Nachhause und zumindest mich haute es gleich ins Bett um.

Medicopter 117 - First Love; Last Love?Where stories live. Discover now