Kapitel 19: Vom ersten Augenaufschlag nach langer Zeit

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Blinzelnd schlug ich meine Augen auf um sie sogleich wieder zu zukneifen, weil mich das grelle, weiße Licht blendete. Dann machte ich noch einen Versuch, der mir bei weitem besser gelang. Ich sah mich etwas überrascht um bis mein Blick auf Karin fiel die mit einem Kinderwagen in der Hand neben meinem Bett saß. "Liv...", sagte sie plötzlich sprang auf, erst sah sie überglücklich aus, dann wurde ihr Blick sauer und im nächsten Moment spürte ich ihre flache Hand auf meiner Wange, dann nahm sie mich in den Arm. "Ich hasse dich so sehr dafür, weißt du das? Wage dich das nie wieder nie nie wieder!", während sie sprach begann ich mich zu erinnern und augenblicklich traten mir Tränen in die Augen, als es an der Tür klopfte und Peter, der Herzensbrecher höchstpersönlich, den Raum mit einem riesigen Blumenstrauß in der Hand betrat, begannen mir noch mehr Tränen die Wangen runter zu rollen. "Liv, lass ihn reden, danach kannst du ihm immer noch eine runter hauen", meinte Karin und lächelte mich an. Peter sah mich etwas schuldig an, dann gab er mir die Blumen in die Hand. "Für dich", murmelte er leise. Ich sah skeptisch zu den Blumen und dann wieder zu Peter. "Wieso?", flüsterte ich dann und kleine heiße Tränen liefen über meine Wange, ich wagte es nicht in sein Gesicht zu sehen und sah rechts neben das Bett auf den Boden. Ich spürte zwei zärtliche Finger, die die Tränen vorsichtig von meiner Wange strichen. "Ich wollte dich nie betrügen Liv, du und die Mädels ihr seit das wichtigste in meinem Leben, alles was ich habe", seine Stimme war immer noch ein Flüstern und ich sah in seine Augen. Sie waren gebrochen von Trauer und sahen mich mit zutiefster Schuld und Reue an. Ein paar einzelne kleine Tränen rannen ihm über die Wange. Im Augenwinkel sah ich wie meine Schwester mit dem Kinderwagen den Raum leise verließ. "Wieso?", fragte ich erneut und auch mir liefen wieder die kleinen heißen Perlchen aus Tränenflüssigkeit über die Wange. "Sie, sie hatte mich geliebt, ich sie aber nicht. Sie war zur Basis gekommen um mich zu überreden zu ihr zu kommen, ich habe ihr gesagt das ich dich liebe und erst wollte sie es nicht akzeptieren. Dann hat sie mich darum gebeten, das ich sie einmal küssen sollte, einmal damit sie damit abschließen konnte und ihre Gefühle besser verarbeiten. Und als sie dann so da stand, die Tränen in den Augen, gewährte ich ihr diesen Wunsch als du rein kamst. Ich, dieser Kuss hatte keine Bedeutung für mich", erklärte er und wieder liefen ihm Tränen über die Wange. Ich sah ihn skeptisch an, doch ich spürte, dass ich ihm vergeben hatte. Doch ich wollte es nicht gleich aussprechen. "Weißt du wie weh es getan hat, dich mit einer anderen zu sehen, zu denken, dass ich nicht mehr gut genug bin, das ich dir nicht ausreiche?", fragte ich deshalb, meine Stimme war gebrochen und verletzt und klang so alt und metallisch als hätte ich ewig nicht mehr geredet. Aber das konnte gut sein, ich wusste nicht mal wie lange ich nun hier lag. Peter sah mich mit den blauen Augen an, die so voller Reue steckten in dem Moment. "Nein, ich weiß es nicht, ich kann es mir nur denken, schließlich weiß ich, dass du nicht ohne Grund zu so ernsten Mitteln gegriffen hättest. Aber ich weiß jetzt nur noch mehr wie es ist über Monate Schuldgefühle zu haben und ich möchte das nie wieder fühlen", berichtete er mir schon leicht verzweifelt. Ich sah in diese Augen, diese Augen die ich, ach ich weiß ja nicht mal wieviel Zeit jetzt genau vergangen ist, auf jeden Fall, diese Augen, in die ich mich vor so langer Zeit so verliebt habe und die ich immer noch liebe. Ach verdammt, ich liebe nicht nur diese Augen, ich liebe Peter und das mehr als abgöttisch. Vorsichtig und zärtlich griff er nach meiner Hand und strich mit dem Daumen über die Oberfläche. Augenblicklich begann ich zu zittern und bekam eine Gänsehaut. Peter zuckte zurück, doch ich hielt seine Hand fest und setzte mich auf. Dann sah ich ihm nochmals tief und fest in die Augen. Peter beugte sich leicht und vorsichtig vor und gab mir einen zärtlichen und leichten Kuss auf die Lippen. Der Zweite war intensiver und gefühlvoller und vor allem leidenschaftlicher. Als er zurück ging, sah ich das er um Jahre jünger aussah, weil die Schuld von seinen Schultern genommen wurde. Noch eine Weile sahen wir uns einfach stumm an, als die Tür aufging. Karin kam rein, den Kinderwagen mit Tammy und Leni drinnen schiebend und von einem Arzt gefolgt. Der Arzt kam zu mir ans Bett und hielt mir seine Hand entgegen die ich sogleich schüttelte. "Guten Tag Frau Thaler, schön das sie wach sind, jetzt bitte nicht umkippen wenn ich ihnen sage was passiert ist", scherzte er, doch ich teilte seinen Humor nicht. Peter stand neben mir und drückte beruhigend meine Hand, während der Arzt, diesmal weniger enthusiastisch fortsetzte: "Frau Thaler, sie wissen warscheinlich selbst noch das sie die Schlaftabletten genommen haben und sie hatten eine stärkere Wirkung als sie warscheinlich gedacht haben. Frau Thaler, sie haben sieben Monate im Koma gelegen." Wow... ok diese Nachricht muss ich erstmal verarbeiten. Ich... ich wollte doch nur ein paar Tage, vielleicht eine Woche, höchstens zwei aber jetzt hatte ich Peter, Karin, meine Kinder und einfach alle meine Freunde sieben Monate alleine gelassen. Augenblicklich traten mir wieder Tränen in die Augen und Peter und Karin nahmen mich in den Arm. Das war mittlerweile echt nicht einfach zu verkraften. Ich habe meinen Geburtstag verpennt, ich bin nicht mehr 22 sondern 23, ich habe den ersten Geburtstag meiner Kinder verpasst, habe nicht gesehen wie sie zum ersten Mal krabbeln, vielleicht haben sind sie schon mal gelaufen, habe ihre ersten Worte verpasst. "Das... das wollte ich nie, ich wollte nur etwas länger schlafen, vier oder fünf Tage, vielleicht eine Woche, höchstens zwei. "Anscheinend haben sie sehr empfindlich auf die Tabletten reagiert, das kommt äußerst selten vor. Aber was ich eigentlich noch sagen wollte. Frau Dr. Thaler hat gesagt, sie würde sie heute mit Nachhause nehmen, ihre Werte sind schon seit längerem stabil und sie meinte wenn etwas wäre, wäre sie ja da", ich nickte, Zuhause würde ich alles besser verkraften können. "Dazu bräuchte ich nur ihre Unterschrift hier", dabei zeigt er auf einen Strich auf dem Formular wo ich, mit vor Tränen verschwommenen Augen, leicht zitternd unterschrieb.

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Hey,
ich würde gerne mal eure Meinung so hören, schreibt sie doch einfach mal in die Kommentare. Meiner Meinung nach ist das hier, saß mir mittlerweile in dieser Geschichte am besten gelungene Kapitel.
Und dann nochmal der Hinweis, in würde mich über Leser bei meiner anderen Geschichte, Medicopter 117 - The next Generation freuen. Das erste Kapitel ist mittlerweile auch online.
Lg Lynn

Medicopter 117 - First Love; Last Love?Onde histórias criam vida. Descubra agora