Kapitel 40: Von der dritten Geburt

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Peter und ich wollten uns gerade ins Bett legen um schlafen zu gehen, als mich die Schmerzen wie ein Tritt trafen. Noch auf der Treppe ließ ich mich ins Sitzen sinken. Bisher waren die Schmerzen noch zu ertragen, aber das konnte jeden Moment schlimmer werden. Ich sah auf meine Hose runter die nass war, jetzt war mir einiges klar, doe Kinder sollten zwar eigentlich erst am 26 Juni kommen, aber dre Tage sind nicht der Weltuntergang. Peter war zurück gekommen, "Engelchen ist alles okay bei dir?", fragte er besorgt und ging neben mir in die Hocke. Ich sah ihn an, "Peter die Fruchtblase ist geplatzt und die Wehen setzen ein, wir müssen ins Krankenhaus", meinte ich. Von unserer neuen Wohnung in der wir jetzt seit gut einem halben Jahr wohnen sind es wenigstens nur fünf Minuten bis ins Krankenhaus, Zehn zu Fuß. Peter nickte und half mir hoch, dann half er mir ins Auto, "ich hol noch die Kinder, die können nicht alleine bleiben", meinte er und rannte schnell rein, während ich allein in unserem ebenfalls neuen 9 Sitzer Bus saß, wobei die letzte Reihe schon mit drei Kindersitzen ausgestattet war. Kurze Zeit später kam Peter auch schon mit drei übermüdeten Mädels wieder, die sich alle in ihren Schlafanzügen in die zweite Reihe setzten, dann machte Peter die Schiebetür zu und setzte sich auf die Fahrerseite und fuhr los. Ich versuchte die Fahrt über die ganze Zeit ruhig zu atmen, wie ich es als Notärztin selbst gelernt hatte und war heilfroh als wir da waren.

Jetzt lag ich im Kreißsaal, Peter hielt meine Hand, welche ich ihm warscheinlich gerade brach. "Ab jetzt müssen sie bei jeder Wehe pressen", sagte die Hebamme und ich nickte schwach und tat wie mir geheißen. "Ich sehe schon das erste Köpfchen", kam der Zwischenbericht und ich presste erneut und ich spürte wie das Kind raus kam doch die Wehen hörten noch nicht auf. "Ein kleiner Junge", sagte die Hebamme, doch plötzlich änderte sich ihr Gesicht schlagartig und sie sah traurig aus und sah mich mitleidig an. Da kam auch schon die nächste Wehe und ich schrie auf, während ich presste. Peter gab mir einen Kuss auf die Stirn, während er meine Hand fest hielt. "Und das nächste ist gleich raus... da ist es, ein kleines Mädchen", sagte die Hebamme und zeigte mir die kleine bevor auch das letzte Kind, das ebenfalls ein Mädchen ist, kam. Die Hebamme sah auch bei diesem Kind nicht sehr zufrieden aus und gab es gleich an die Ärzte weiter.

Die drei wurden erstmal untersucht und als dann alles fertig war kam die Hebamme zu uns zurück, doch sie hatte nur ein Kind dabei. "Darf ich vorstellen, Herr Berger, Frau Doktor Berger, ihre Tochter", dann veränderte sich ihr Gesicht schlagartig von fröhlich zu traurig und mitleidig. "Was die beiden anderen Kinder angeht, muss ich ihnen leider sagen, das sie sofort nach der Geburt tot waren und wir können nichts mehr machen", erklärte sie und ich bekam augenblicklich Tränen in die Augen. "Nein...", flüsterte ich und begann einfach zu weinen. Peter nahm mich stumm in den Arm und versuchte den ersten Schmerz zu trösten, als ich mich ein bisschen wieder eingekriegt hatte, sah ich die Hebamme an, "darf ich meine Tochter haben?", fragte ich total verheult. Die Frau nickte und gab mir das Mädchen, das mich aus den weiten türkisblauen Augen musterte. Ich hielt sie fest im Arm, aus Angst sie auch noch zu verlieren. Peter strich dem Mädchen über die roten Bäckchen, die so gleich ein Lächeln zierte. "Wir bringen sie dann mal auf ihr Zimmer", sagte meine Hebamme und zwei Arzthelfer halfen mir in einen Rollstuhl und fuhren mich mit meiner Tochter auf ein Zimmer. Peter ging währenddessen die anderen drei holen.

Als sie aufs Zimmer kamen lag ich in meinem Bett und hatte meine Tochter auf dem Arm und stillte sie erstmal. Peter lächelte mich immer noch etwas traurig an. Tammy und Leni kamen sofort zu mir Cecilia schien sich nicht ganz so recht zu trauen. "Komm ruhig her und sieh dir deine Schwester an", meinte ich und sie kam auch näher. "Wie heißt sie denn Mami?", fragte Leni und ich überlegte, dann sah ich zu Peter. Er gab mir ein Zeichen das ich entscheiden soll. "Mia Joyce Louane", verkündete ich den Namen meiner Kleinen, die satt war und ein Bäuerchen machte. Ich hielt die Kleine wieder im Arm fest und wollte sie nicht mehr hergeben. "Peter, holst du mir die Entlassungspapiere?", fragte ich ihn und er sah nicht so aus als würde er das machen. "Du solltest zumindest heute Nacht hier bleiben, zur Sicherheit", meinte er und ich sah ihn sauer an. "Wenn du sie nicht holst hol ich sie und wenn du mich nicht mit Nachhause nehmen willst, laufe ich auch zur Not", erklärte ich. Ich wollte nicht hier bleiben, nicht nachdem hier nun mein insgesamt drittes und viertes Kind verstorben ist. Vier haben überlebt und vier sind gestorben. "Liv, denk drüber nach, willst du gefährden, das...", er machte eine kurze Pause und sah zu den Kindern, "Tammy, Leni, Cecilia tut ihr uns einen ganz lieben Gefallen und wartet unten auf Tante Karin, sie wird bestimmt gleich kommen und dann zeigt ihr ihr wo das Zimmer ist?", fragte er und die drei stürmten runter zum Haupteingang. Dann sah er mich wieder an, "wolltest du sagen, ob ich gefährden will, das noch ein Kind stirbt", giftete ich ihn an. Peter zuckte zurück, "ich mache mir doch nur Sorgen um euch beide", erklärte er. Ich bekam Tränen in die Augen und hielt meine Tochter fest, "ich möchte hier nicht bleiben, nicht da wo schon wieder zwei meiner Kinder gestorben sind", erklärte ich und hielt die schlafende Mia immer fester. "Aber...", begann Peter, "kein aber...", sagte ich und legte mich tiefer ins Bett rein und sah zur Tür, durch die gerade Karin rein kam. Doch ich schloss nur wenige Sekunden später müde die Augen und hielt aber immer noch an Mia fest, bis ich einschlief meine Tochter immer noch fest im Arm.

Medicopter 117 - First Love; Last Love?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt