Kapitel 45: Von den Folgen eines kleinen "Winter"schläfchens

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"Liv, Liv, verdammt wach auf", Peters Stimme war gedämpft, so weit entfernt. Leise hustete ich. Es war kalt, viel zu kalt. Ich hatte das Bedürfnis mich in mehrere Decken gehüllt vor den Kamin zu setzen, mit einer Tasse Heiße Schokolade. Doch ich konnte es nicht, ich sah ins endlose schwarz, meine Ohren ließen mich auch nur geringe Dinge hören und mein Körper war steif. Alles tat weh, ich konnte mich nicht bewegen. Die wenige Luft die ich einatmete, brannte wie Feuer in meiner Lunge. Mein Kopf, er pocht, pocht als würde einer mit einem Hammer darauf herum hauen und gleichzeitig noch einen Amboss darauf werfen. Ich merkte wie mich jemand meinen Puls tastete, die Wärme, sie brannte, als ob mich jemand mit einer offenen Flamme berühren würde. Wieder ein leichtes Husten, doch selbst dafür war ich zu schwach. Was war bloß passiert, dann driftete mein Gehirn wieder ganz ab und alles war wieder komplett schwarz, ich hörte keine Geräusche mehr, ich war weg von der Welt.

"Livvy, Liv, Livia Margo Lotta Meerja Berger, aufwachen, jetzt sofort, du weißt wie wichtig das jetzt ist", eine Stimme die sich noch weit entfernt anhörte, kam näher. Ich spürte warme Hände, die mir auf die Wange schlugen und dabei brannten wie Feuer. Ich hustete und mein Atem wurde wieder flacher und ich wollte am liebsten wieder wegdriften. "Nein, nein Liv du bleibst hier bei uns, Peter Sauerstoff", diesmal erkannte ich die Stimme von Karin, die mich am wegdriften hinderte. Ich merkte wie ich wieder besser einatmen konnte, doch dafür spürte ich die Schmerzen wieder um so stärker. Ich würde am liebsten schreien, doch stattdessen konnte ich einfach gar nichts machen, weder mich bewegen, noch wirklich atmen, der Sauerstoff half jetzt auch nichts mehr, er hat mir Anfangs geholfen, doch jetzt ist er nur noch wie normale Luft und brannte in meiner Lunge. Ich hustete wieder leicht und schwach, dann wollte ich wegdriften. Ich spürte eine Hand auf meiner Wange, "oh nein, du schläfst jetzt nicht noch mal ein, tief ein und aus atmen", die Stimme schrie schon fast und doch verstummte sie immer und immer mehr. Ich wollte nicht kämpfen, schließlich hatte ich nichts zu verlieren, wenn ich jetzt aufgeben würde, würde ich meine Kinder wieder sehen. Wieder glitt ich langsam weg von der Welt.

Ich spürte wie mir jemand ordentlich eine klatschte. "Liv, ich habe gesagt du bleibst hier verstanden", das war die wütende Stimme von Karin. Ich hustete wieder nur schwach und wollte weggleiten, als ich nochmal ihre Stimme hörte, "nachher ist deine Wange blau, du hält es jetzt noch die 5 Minuten bis in die Klinik aus", erklärte sie. Aber ich wollte es nicht aushalten, wollte gehen, weg bleiben und nicht mehr aufwachen. "Liv verdammt kämpf jetzt endlich mal, wenn du es nicht für mich machst, mach es für Tammy und Leni und Cecilia und Mia Joyce, die vier brauchen dich genau so wie Peter und ich", Karin wurde hysterisch. Ich schlug leicht blinzelnd diesmal die Augen auf und sah sie an. Mein Blick war starr und die Pupillen bewegten sich kein bisschen. Ich sah einfach nur starr an die Decke, dann hörte ich auf zu atmen. "Liv, jetzt bitte hör auf damit und kämpfe", sagte Karin, während Peter sofort mit einer Herz-Lungemassage begann und ich komplett wegdriftete. Karin klatschte mir wieder eine und ich werde mich dafür rächen, doch dafür war ich wieder da und starrte die schwarze Seite meiner Augenlider von innen an. "Karin wir landen", kam es vorne von Biggi. Sie hatten mir ein Headset aufgesetzt, damit ich mithören konnte. "Ok ihr lasst mich reden, ich werde das erklären, ohne das es Folgen hat ok?", fragte sie die anderen drei die es bejahten. Dann setzten wir auf und ich spürte wie meine Liege aus dem Heli gehoben wurde und wie ich durch die Kälte geschoben wurde, aber ich konnte nicht mal zittern, mein Körper war selbst dafür viel zu steif. Ich hörte Karins Stimme wie sie mit dem Arzt redete, bevor ich wegdriftete.

Als ich das nächste Mal aufwachte, fühlte ich mich besser, es war wärmer und ich konnte meine Finger und Zehen schon wieder spüren. "Also Frau Dr. Thaler, können sie uns mal erklären wie das passieren konnte, wenn es kein Selbstmord sein sollte", die Stimme gehörte jemand fremden, den ich nicht kannte. Ich hatte meine Augen noch immer geschlossen und hörte einfach nur zu. "Es war ein dummer Unfall, sie hatte die letzte Woche eine schwere Magen Darm Grippe und deshalb nichts gegessen. Sie wollte trotz allem nicht beim Job als Basisleiterin krank sein und regelte das Meiste zwar von Zuhause, doch heute wollte sie anscheinend etwas an der Basis selbst erledigen. Ihren Job als Notärztin haben ich und mein Kollege Dr. Harlandt in der Zeit übernommen. Liv ist dann heute morgen warscheinlich schon früh losgefahren und hatte sich auch keine Mühen gemacht sich umzuziehen, weil sie dachte das sie ja eh jeder kennt und das machte sie auch öfter", erzählte Karin und machte kurze Pause. Aber was für einen Mist erzählt sie da, ich bin noch nie im Pijama in der Basis aufgelaufen... zumindest nicht mit Absicht... ach egal. Und warum erzählt sie den Mist, ich wollte was sagen, doch mein Mund war taub und eignete sich nicht zum Sprechen. "Warscheinlich hat sie wegen des wenigen Essens und Trinkens Kreislaufprobleme bekommen und ist umgekippt und bis einer von uns sie gefunden hatte ist schon geraume Zeit vergangen, deswegen können wir auch nicht sagen wie lange sie in der Kälte lag", es war das Letzte, was ich von Karin hörte bevor ich erneut wegdriftete.

Als ich dann wieder da war, konnte ich die Augen öffnen und mich ein wenig umsehen. Meine Muskeln fühlten sich noch schlapp an, aber zumindest konnte ich sie ein wenig wieder bewegen. "Mami stirbt doch nicht oder?", das war eindeutig die Stimme von Tammy. "Ich habe euch beiden doch schon mal gesagt das sie nicht sterben wird, das verspreche ich euch als Ärztin und eure Tante", das war Karins Stimme, sie schien meine Kinder zu beruhigen. "Aber warum ist sie dann noch hier?", diesmal war es die Stimme von Cecilia, "damit sie noch schneller wieder gesund wird als Zuhause", wieder eine andere Stimme, diese gehörte Peter. "Ich fände es besser wenn sie Zuhause gesund werden würde, wir würden uns auch um sie kümmern", Leni, ich brauchte nicht mal die Stimme erkennen, die Worte passten einfach zu ihr. Anscheinend hatte keiner von ihnen bemerkt das ich wach war. Ich beobachtete schmunzelt wie Peter unsere Töchter in den Arm nahm, während Karin Mia Joyce hielt und Biggi und Enrico mehr oder weniger ein eigenes Gespräch führten am Tisch hinten im Zimmer. "Und wann wacht Mami endlich auf, sie soll doch das schöne Bild sehen was ich extra gemalt habe", sagte Cecilia und hielt ein Blatt in der Hand. "Sie braucht jetzt ganz viel Ruhe, aber sie wird sich bestimmt über das Bild freuen wenn sie wach ist", sagte Peter und lächelte seine Tochter an, über seinen Augen war aber trotz allem eine Sorgenfalte. "Ja ich würde mich sehr freuen", meine Stimme war ganz leise und es tat auch ein bisschen weh sie zu benutzen, aber ich wollte auf mich aufmerksam machen. "Mama", sagte meine Mädchen im Chor, "Liv", dagegen Peter, Karin, Biggi und Enrico. Alle sahen sie mich an, während meine Töchter mich umarmten, was ich zwar nicht wirklich erwidern konnte aber es war trotzdem schön.

Medicopter 117 - First Love; Last Love?Where stories live. Discover now