Kapitel 8: Vom Erwachen und einem Geständnis

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Peter saß an dem Bett und strich über Livs Hand. "Mein kleiner Engel", flüsterte er dabei und es war als ob Liv seine Hand ein wenig drückte. Sie lag nun schon zwei Wochen so da, aber endlich haben die Ärzte angefangen die Medikamente zu reduzieren und versuchen Liv immer mehr auf zu wecken. Noch drei bis vier Tage hatten sie gesagt. Peter hoffte einfach das alles gut laufen würde. Er lächelte, weil er sich einfach einbildete das sie schlief. Er mochte es sie schlafen zu sehen, sie sah einfach so unschuldig, süß und brav aus und wenn man es nicht besser wusste, konnte man denken das sie sieben oder acht wäre. Liv trug oft noch relativ kindlich gehaltene Pijamas, in Mädchenfarben wie rosa oder flieder. Heute zum Beispiel trug sie einen, das Oberteil war ein ziemlich lockeres Top, das schlicht weiß war, bis auf den Schriftzug vorne in der Mitte, wo stand, I Love you more than Cupcakes, dazu trug sie eine fliederfarbene kurze Hose, die voller Cupcakes aller Art war. Peter sah zu dem EKG hoch, auf dem die Werte angezeigt wurden, die aber noch relativ normal waren. Seufzend sah er auf die Uhr, in einer halben Stunde hatte er Dienst. Schweren Herzens stand er auf und küsste Liv auf die Stirn. "Bis bald mein Engel", flüsterte er ihr ins Ohr und legte ihr den Teddy wieder in den Arm, den er ihr vor zwei Wochen geschenkt hatte, kurz vor ihrer OP. "Ich liebe dich", waren seine Worte bevor er die Intensivstation verließ um zur Basis zu fahren. Karin würde später nochmal nach ihrer Schwester sehen und falls was sein würde, würde sie ihn informieren.

Alle saßen sie um das Bett herum, heute war der Tag, die Ärzte sagen, dass sie das Medikament seit gestern komplett abgesetzt haben und Liv im Laufe des Tages aufwachen sollte. Da Rosenheim Dienst hatte, hatten sie alle Zeit und sie wollten doch wissen wie es ihrer Kollegin ging. Peter saß links vom Bett und hatte Livs Hand in seiner eigenen Hand und strich sanft darüber als es geschah. Livs Augenlider begannen langsam zu flattern und dann öffnete sie sie ganz und sah alle mit müden, verträumten Augen an. "Was macht ihr denn alle hier?", murmelte sie und man merkte ihrer Stimme an, dass sie seit längerem nicht mehr benutzt wurde. Peter kam als erstes aus der Fassung, man sah Tränen in seinen Augen, Freudentränen, dann umarmte er Liv und nuschelte etwas in ihre Haare was sie selbst nicht verstand. Die anderen lachten bei dem Anblick, "Ey Peter du tust ja so als ob ich Wochen im Koma lag dabei habe ich doch nur gepennt", murmelte die erstaunte Liv. "Wenn du wüsstest", meinte Peter als er sich wieder auf den Stuhl zurück setzte. "Ok ich habe das Gefühl ihr verheimlicht mir was", meinte Liv und alle lachten.

Nach ein paar Stunden war der Großteil dann gegangen. Es waren nur noch Peter, Karin, Mark und Gina da. Liv war etwas baff von dem was sie ihr alles erzählt haben. Zwei Wochen hatte sie immer wieder gefragt und sich dann an den Teddy von Peter geklammert. Jetzt lag sie da, halb verkrampft und sah aus dem Fenster, Karin merkte das etwas nicht stimmte. "Was ist los Livvy?", fragte sie deshalb nach. "Hab nur wieder solche Schmerzen", murmelte sie zurück, doch Karin merkte das noch etwas war. "Soll ich nach einem Schmerzmittel fragen?", fragte sie deshalb und achtete auf Livs Reaktion. Ihre Schwester nickte nur schwach, weshalb Karin sich auf den Weg machte um einen Pfleger zu Fragen ob sie einen Zugang legen dürfte und Ringer bekommen würde. Liv sah weiterhin aus dem Fenster und grübelte. Den Teddy von Peter hatte sie fest im Arm. Sie rollte sich so gut es ging mit der Verletzung am Bauch zusammen und kuschelte sich unter die Decke ins Kissen. Da begann sie zu weinen. Peter strich ihr sanft über den Kopf, weil er nichts von den Tränen sah die sie ins Kissen vergoss. Erst als Karin wieder kam und ihre Schwester sanft umdrehte sahen sie das von Tränen verquollene und gefleckte Gesicht. "Hey Livvy, wieso weinst du denn?", fragte Karin ihre Schwester vorsichtig, die es auf die Schmerzen schob, doch Karin war sich sicher, das es noch etwas anderes gab, etwas das sie warscheinlich nicht vor allen hier anwesenden sagen wollte. Gina schien es auch bemerkt zu haben, denn sie fragte gerade Mark und Peter ob sie mal kurz mit raus kommen können um ihr bei etwas zu helfen. Die beiden schienen verwirrt, folgten ihr aber.

Karin spritzte gerade das Ringer durch den Zugang in Livs Blutbahn, als ihre jüngere Schwester sich wieder einbekommen hatte. "So Liv und jetzt sag mir bitte was los ist", bat Karin ihre Schwester die sie traurig ansah. "Es ist nur, ich... ich war schwanger", berichtete sie schluchzend. Karin sah sie schockiert und wissen zu gleich an. Das Kind hatte das einfach nicht überlebt haben können, selbst wenn es nach dem Schuss noch gelebt hatte, keiner hatte es gewusst, keiner hatte bei der Sache daran gedacht. "Es... es ist bestimmt schon tot", murmelte Liv weiter und ihr Blick schien in eine andere Welt zu tauchen. "Nein, es ist nicht bestimmt schon tot, es ist tot, ich habe die Ärzte gehört, sie haben gesagt sie haben es gleich bei der OP mitentfernt, weil sie es beim Ultraschall gesehen haben", berichtete sie weiter, aber es war als ob nicht Liv sprach sondern jemand anderes der völlig weit entfernt war. "Ich konnte es noch nicht mal Peter sagen, ich wusste es ja selbst erst seit ein paar Tagen vor dem Unfall, ich... ich hatte mich schon so gefreut." Dann brach sie wieder in Tränen aus. Karin strich ihrer Schwester vorsichtig über den Rücken. "Ich weiß nicht wie du dich jetzt fühlst, aber das wird bestimmt nicht euer letztes Kind gewesen sein, du wirst sehen, wenn du wieder hier raus bist hast du noch so viel Zeit und sie wie ich euch beide kenne, lasst ihr nicht lange darauf warten." Liv sah ihre große Schwester an und lächelte wieder ein bisschen. "Ich gebe mir einfach nur selbst die Schuld, schließlich hätte ich vorsichtiger sein müssen." "Nein Liv, du hast alles richtig gemacht, du hast keine Schuld, der einzige der Schuld hat, ist der Idiot der dir in den Bauch geschossen hat." Liv nickte und schien das zu akzeptieren. Trotzdem rollte sie sich wieder zu einer Kugel zusammen, krallte sich an den Teddybären und fing schon Sekunden später an zu schlafen. Karin lächelte weil sie so friedlich dabei aussah, dann stand sie auf und lief raus auf den Flur, wo sie den drei anderen begegnete. Sie sagte ihnen das Liv schlief und die Ruhe brauchte weshalb alle sich damit zufrieden gaben das sie nun gehen würden.

Medicopter 117 - First Love; Last Love?Where stories live. Discover now