Aufklärungsgespräche

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Die Arbeit ist wie immer ätzend! Jeden Tag ist sie gleich. Bettenmachen, Windeln wechseln, Essen verteilen, saubermachen. Tag ein Tag aus der gleiche Mist.

Ich bin froh, als meine Schicht endlich vorbei ist, obwohl mich zu Hause nicht gerade das Paradies erwartet.

Ich trödele extra herum, so dass ich den ersten Bus verpasse und zwanzig Minuten lang auf den nächsten warten muss. Da ich es aber nicht eilig habe ist es mir vollkommen egal, ich begrüße es sogar. Ich setzte mich auf die Bank an der Haltestelle und stöpsele meine Kopfhörer ins Smartphone, um Musik zu hören.

Der Bus ist heute nicht so voll und ich setzte mich in eine leere reihe ungefähr in der Mitte. Zwei Stationen bin ich ungestört, dann setzt sich jemand neben mich. Ich rutsche dichter ans Fenster und lehne den Kopf dagegen. Beachte meinen Platznachbarn aber nicht.

>>Hi.<< höre ich undeutlich durch die Musik.

Meinte der mich? Unsicher schaue ich ihn an, dann erkenne ich ihn wieder. Es ist der Typ von gestern Kelvin oder war es Kevin? Ist ja auch egal.

>>Das Auto immer noch kaputt?<< Frage ich.

>>Ja, leider.<< er zwinkert mir zu. >>Oder sollte ich besser sagen... Gott sei Dank?<<

>>Keine Ahnung, aber wenn ich ein Auto hätte, würde ich nicht mit dem Bus fahren.<<

>>Wieso das denn?<< fragt er erstaunt.

>>Mehr Privatsphäre. << sage ich schlecht gelaunt. Sicher, er kann nichts dafür, dass ich schlechte Laune habe, aber da hat er jetzt halt mal Pech gehabt.

>>Oh, ach so. Wenn das so ist. << ersteht auf. >>Dann werde ich dich nicht weiter belästigen.<< dann geht er drei Reihen weiter nach vorn und setzt sich neben eine ältere Dame. Sie scheinen sich gut zu verstehen, denn die ganze Fahrt über unterhalten sie sich angeregt.

Umso näher ich meinem Zuhause komme, desto nervöser werde ich. Was mich wohl erwartet?

Was hat Mara mir denn noch zu erzählen. So viel kann es doch über ein Internat nicht zu sagen geben. Oder ob sie mir doch endlich sagen will, das ich Adoptiert wurde und sie mich jetzt deshalb abschieben, weil ich ihnen zu anstrengend geworden bin wer weiß.

Es sind noch zwei Haltestellen, aber ich steige schon eine Station früher aus dem Bus, weil ich die Untätigkeit einfach nicht mehr ertrage.

Außerdem kann ich so diesem ganzen Mutter, Tochter Kram noch ein wenig länger ausweichen.

Doch es kommt, wie es kommen muss. Irgendwann stehe ich vor unserem Haus.

Den Eingangsbereich, den Mara liebevoll mit irgendwelchem Kitsch gestaltet hat, erscheint mir heute viel ungemütlicher.

Die Überdachte Tür liegt im Schatten und starrt gehässig auf mich hinab.

"Komm!" scheint sie zu sagen. "Zeit zum Fressen!"

Ich straffe die Schultern und atme tief ein. Ich bin bereit, für das was jetzt kommt, zumindest hoffe ich das.

Als ich das Haus betrete rieche ich den herrlichen Kuchenduft. Ich gehe durch den Flur ins Wohnzimmer, wo Mara den Tisch gedeckt hat.

Es stehen Teller und Kaffeetassen darauf und in der Mitte steht ein brauner Schokoladen Kuchen.

Sie hat sogar einen Strauß Blumen dazugestellt.

Wozu der ganze Aufwand frage ich mich?

Doch sicher nicht nur für mich.

>>Marie? Bist du das?<<tönt ihre Stimme aus der Küche zu mir herüber.

✔All I want is... YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt