49 - Forgive

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Hyunjin Pov

Nichts hatte sich gebessert, nichts.

Ein bisschen Hilfe hatte ich bekommen. Wenigstens einer hatte ein wenig Verstand zurückbekommen. Naja, eigentlich zwei Personen.

.........

Wieso wollten sie mit mir sprechen? Wussten sie mehr als ich? Würden sie mein Leben noch mehr zerstören?

Egal, ich sollte trotzdem mit ihnen sprechen.

„Hallo." Meinte ich so trocken und kalt wie möglich, als die beiden vor mir aufgetaucht waren.

„Hallo, gut, dass wir mit dir reden können. Also, meine Frau wird mir jetzt nicht zustimmen, aber ich hoffe wir können trotzdem miteinander auskommen."

„Wie schnell du die Seite gewechselt hast." Meinte ich fast ein wenig traurig, jedoch war ich noch immer ziemlich wütend. Doch das sollte ich mir nicht anmerken lassen. Vor ein paar Monaten war sie noch meine Frau gewesen. Es gab sogar eine Zeit, in der ich sie geliebt hatte. Aber sie war leider doch nicht die richtige für mich. Meine Gefühle waren nur eine anfängliche Euphorie gewesen, die schnell nachgelassen hatte. Die Schöpfer wollten uns zusammen sehen, wir waren eigentlich füreinander bestimmt gewesen, doch etwas hatte nicht funktioniert. Ich liebte sie nicht mehr und sie hatte mich auch nicht geliebt, also waren wir auseinandergegangen, als Freunde. Sie hatte einen anderen gefunden und ich freute mich für sie, wäre sie nicht so eifersüchtig auf Jeongin gewesen.

„Egal, stellen wir das nicht in den Vordergrund. Ich habe einen riesigen Fehler gemacht." Meinte der neue Mann an ihrer Seite, Tezcatlipoca. „Ich muss sagen, ich kann die Wut meiner Frau verstehen, doch ich denke sie hat überreagiert. Und ich habe sie unterstützt. Bitte versprich mir, mich nicht zu hassen, denn ich denke, ich kann dir helfen."

„Alles gut, ich verspreche es." Mein Gegenüber nickte ruhig.

„In meiner Liebe zu ihr habe ich diese Katastrophe verursacht. Ich habe Jeongin ins Mictlan gebracht, dies zwar nicht direkt, aber ich habe geholfen. So heißt er doch?" Ich nickte zustimmend und ohne jeglichen Ausdruck, auch wenn ich ihm gern an die Kehle springen würde. „Ich war es nicht allein, aber das ist keine Ausrede, geholfen habe ich ihm trotzdem. Wie du vielleicht weißt, hat er auch Interesse an meiner Frau, dazu konnte er sie auch noch manipulieren, sodass sie ihm Beistand geleistet hat. Ich habe ihm aber in die Vergangenheit geholfen, sodass er deinen Jeongin vergiften konnte. Ich will sagen, dass ich meine Fehler sehr bereue, auch wenn das keine Entschuldigung dafür ist und ich auch das Geschehene nicht rückgängig machen kann. Das bedeutet, dass ich dir gern zur Seite stehe und helfe. Sollte die Schlange einen Kampf gegen dich führen wollen, denn das liegt nahe, kann ich dir gern behilflich sein. Sozusagen stehe ich in deinem Dienst." Ein mildes Lächeln drängte sich auf sein gequältes Gesicht.

„Es macht mich zwar noch immer panisch, aber ich denke ich kann verstehen, wie es dir geht. Die Hilfe nehme ich gern an, auch wenn ich den Kampf gegen „die Schlange" gern selbst führen würde. Auch wenn ich noch nicht genau weiß, was er getan hat. Und ich danke dir für deine Ehrlichkeit. Ich hoffe ihr beiden kommt besser aus als ich und sie." Ein wenig entschuldigend blickte ich sie an. „Danke für die Einsicht, ich habe auch viel zu schnell reagiert. Ich hoffe nur, dass er zurückkommt."

-End of Flashback-

Es tat gut dies zu wissen, wenigstens einen Teil des ganzen Gesamtbildes.

Ein Schniefen drang aus dem Raum neben mir.

Sofort war ich an Minhos Seite. Der Junge war gebrochen. Und ich wusste, wie er sich fühlte. Dieses Gefühl, wenn man sich jeden Abend in den Schlaf weinte, nur um noch von Jeongin oder in Minhos Fall Jisung, zu träumen. Der einzige Gedanke, der den Kopf besetzte. Man konnte sich auf nichts anderes konzentrieren als auf dieses Leid.

„M-minho" Ich schloss ihn in meine Arme. Sofort drückte er seinen Kopf an meine Brust.

„Jisung wird wieder, ich bin mir sicher." Versuchte ich es, doch Minho schüttelte den Kopf. Anders als ich hatte er die Hoffnung aufgegeben.

„Hyunjin. Er atmet nicht, kein Puls. Wie soll er da noch leben?" Wir saßen dort einige Minuten, als mein Blick zu Jisungs leblosen Körper glitt.

„Willst du ihn beerdigen?" Fragte ich dann. Vehement schüttelte Minho den Kopf. Zitternd streckte er die Hand aus und streichelte Jisungs Wange.

„Das kann ich nicht." Ein plötzlicher Ruck ging durch mich und ich schnappte erschrocken nach Luft. Immer wieder musste ich verzweifelt Luft einsaugen, als ich augenblicklich wieder auf die Sitzgelegenheit zurücksank. Minho japste erschrocken auf.

„Mi amor~" Entkam es ihm sprachlos. Er beugte sich über Jisung, welcher ihn aus halb geöffneten Lidern ansah.

Auch ich sprang auf und war sofort bei dem jungen Mann.

„M-minho-" Hauchte dieser, doch seine Kehle war viel zu trocken, um wirkliche Worte zu formen. Augenblicklich gab ich ihm ein wenig Wasser, welches er fast gierig schluckte. „J-jeongin-" Hustete und deutete zittrig auf mich.

„Was ist mit ihm?" Fragte ich noch, als die Welt um mich zu verschwimmen begann. Wehrlos fiel ich nach hinten.

Weißes, helles Licht blendete mich, als ich plötzlich vor einem kleinen, runden Altar stand. Und dort auf der anderen Seite stand eine Person, vor der dieses Licht ausging.

„I-Innie?" Fragte ich leise, als das Licht schwächer wurde. Ausdruckslos musterte mich der junge Mann. „Innie?" Ich machte einen unsicheren Schritt nach vorne. Sein leerer Blick folgte mir.

„Jeongin-" Stotterte ich und sah in weiter an, während sich seine Augen in meine Seele zu bohren schienen.

„Wer bist du?" Tränen flossen in Bächen über meine Wangen, als ich ihm noch näher kam. Kalt wich er einen Schritt zurück. „W-was ist?"

„E-erkennst du mich nicht?" Er schüttelte den Kopf. Mit einem stockenden Wimmern erkannte ich die tiefe Wunde auf seiner Brust. „D-darf ich dich umarmen?" Fragte ich weinend.

„J-ja?" Seine Stimme schien so tief und entfernt. Zitternd machte ich ein paar Schritte auf ihn zu. Sein Körper schien noch weiter zusammengeschrumpft zu sein, so als wäre er zusammengesunken. Zerquetscht unter dem Leid und der Last, die er auf seinen mageren, viel zu schmalen Schultern trug. Wie hatte er das ausgehalten? Immerhin war er nur ein Mensch. Wie konnte man so viel Schmerz ertragen?

So vorsichtig wie möglich legte ich meine Hände an seine Taille. Kurz konnte ich die gebrochene Rippe unter meinen Fingern spüren. Immerhin stach sie so hervor. Ich nahm ihn in den Arm, wie man es mit einem zerbrechlichen Gegenstand oder einem neugeborenen Tier tun würde. Selbst konnte ich mein Herz schlagen fühlen, aber als ich meine Hand dorthin legte, wo seines war, verstand ich nichts mehr.

Kein Herzschlag. Doch er stand noch vor mir.

Meine Sicht war verschwommen, ich sah auf ihn hinunter, wobei mir die weißen, stumpfen Haare auffielen. Doch er war nicht alt, sein Körper war noch so jung wie immer, nur dass er jetzt abgemagert und gebrochen war.

„M-mein Prinz-"

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Journey of the Flower PrinceWhere stories live. Discover now