9 - No escape

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Jeongin Pov

„Innie!" Chan schöpfte Wasser mit seiner Hand aus dem Bach und träufelte es mir ein weiters Mal ins Gesicht.

„Jaja, ist ja gut." Ich wischte über meine Augen, in welche einige Tropfen gespritzt waren, die nicht unbedingt angenehm waren.

„Geht es dir gut?" Eilig nickte ich, was sollte schon gewesen sein. Es dauerte einige Sekunden, bis ich mich genug geschüttelt hatte und mich wieder auf Chan konzentrieren konnte.

„Ja, ich habe nur getrunken." Sanft nahm er mich in den Arm.

„Ist in Ordnung, ich dachte nur." Im nächsten Moment drückte er mich nahe an sich und gab einen leisen, schmerzlichen Laut von sich, bevor er sich abwendete. „Wollen wir noch weiter gehen oder willst du hier sammeln?" Fragte er dann ganz normal, als sei gerade, vor so kurzer Zeit nichts gewesen.

„Ich denke hier an einem Gewässer gibt es viele Pflanzen, die ich erforschen könnte."

„Kann ich dir irgendwie helfen?" Nach einem Moment der Stille, in dem ich nachdachte, ob er wirklich etwas tun könnte, stimmte ich zu.

„Du könntest vorsichtig ein paar Blumen und Pflanzen pflücken und mir bringen. Dabei bitte aufpassen, dass du nichts vom Saft an deine Hände, vor allem Wunden und auch nicht an Schleimhäute bekommst. Warte, ich gebe dir meine Handschuhe." Nochmals stöberte ich in meinem Gehirn nach wichtigen Dingen. „Wenn es weit und breit von der Pflanze nur eine gibt, lass sie bitte stehen, auch wenn es sehr wenige sind. Sei auch vorsichtig und zertritt nichts, die gefundenen Dinge bitte mit Wurzel mitbringen, ich habe hier in meinem Beutel eine kleine Schaufel. Die Erde kannst du abputzen." Ich gab ihm alle genannten Dinge und nickte anerkennend.

„Sonst noch etwas Meister?" Hakte er spöttisch nach.

„Mach nichts von den Pflanzen kaputt und schade ihnen nicht, bitte." Mit einer fast verscheuchenden Handbewegung schickte ich meinen Kapitän weg. „Und wenn du ein so seltenes Exemplar findest, zeige es mir, ich zeichne es." Grinste ich, als er sich abwartend und schmunzelnd umdrehte.

„Pass auf dich auf Innie, auch wenn ich in deiner Nähe bleibe." Schnurrte er, ein gewisser Unterton schwang in seiner Stimme mit. Sehr seltsam. Kopfschüttelnd hockte ich mich hin und blickte unter die Büsche, als mich bereits eine orange-rote Blüte anlächelte. Die Blätter streckten sich über den Boden aus und die Blüte sah fast genauso aus, nur das die Blütenblätter kleiner waren und eine andere Färbung besaßen. Eine Bromelie. Auch wenn schon jemand dieses Gewächs gefunden hatte, trug ich es in mein Pflanzenbuch ein, es bekam nur keine separate Zeichnung und keine Beschreibung.

Wenn es hier Bromelien gibt, könnten bestimmt auch irgendwo Ananas zu finden sein. Auch eine Frucht, die ich leider noch nicht probiert hatte, es aber gerne würde. Umso glücklicher war ich jetzt, einem weiteren Ziel so nahe zu sein. Langsam sah ich mich um, doch es war nichts zu sehen. Keine der gelblichen Früchte stand hier irgendwo über dem Boden, keine der Pflanzen war zu sehen. Ich richtete mich wieder auf und lief einige Meter weiter am Bach entlang. Bald kam eine vielleicht drei Meter hohe Felswand, von welcher das Wasser in einem kleinen Wasserfall herunterstürzte. Die Tropfen spritzten unten von einem Stein ab und flogen in alle Richtungen, weshalb ich immer wieder nasse Flecken auf meiner Kleidung hatte. Trotzdem setzte ich mich dort auf den Boden, ich hatte mir eine weiche Stelle gesucht, die mit Moos ausgepolstert war. Um mich herum standen einige Gräser, die ich untersuchte, ein paar nahm ich mit und legte sie in mein Buch, von anderen fertigte ich einfach eine Zeichnung an.

Nach einigen Stunden hatte ich genug gezeichnet, meine Hand tat schon weh. Chan saß längst wieder neben mir, er sortierte seine gesammelten Blumen und Pflanzen gerade schon in mein Buch ein.

„Wir sollten uns etwas zu essen suchen, vielleicht haben die anderen aber auch etwas gemacht." Stimmt, es war schlau, wieder zurückzugehen, hier war sowieso nichts mehr zu tun, außer herumzusitzen. Entspannen könnten wir später.

„Dann, gehen wir zurück." Ich packte meine Sachen zusammen, als mich der Kapitän aufhielt.

„Ich habe die Zeichnung von der Insel gesehen, vielleicht kannst du ja auch den Ort hier zeichnen, hier sieht es echt schön aus." Ich nickte, er hatte Mal wieder Recht. „Oh und ich habe noch etwas für dich." Er zog eine kleine, hellblaue Blume hervor, ihre Blüten waren so zart, man wollte diese gar nicht anfassen. Ich hatte das Gefühl einen kleinen Schatz in der Hand zu halten, so zerbrechlich. Ich lächelte warm, als ich das Geschenk weiter betrachtete.

„Danke" Hauchte ich ihm zu, noch immer konnte ich meine Augen nicht von der Blume und ihren zartblauen Blüten lösen.

„Sie war einfach so hübsch. Und sie passt zu dir." Eine Stille umfing uns, nur das Plätschern des Wassers war im Hintergrund zu hören.

............

Als wir in unserer Grotte ankamen, warteten die dort Sitzenden bereits und schenkten uns einen sehr merkwürdigen Blick, als ich durch den Eingang gehumpelt kam, Chan stützte mich.

„Alles gut, i-ich habe nur einen Stein im Schuh." Log ich. Besser als die Wahrheit war das definitiv, egal was sie jetzt dachten. Jedenfalls nichts Gutes, dies konnte ich aus den vor Neugier funkelnden Augen lesen.

Ich stapfte in meine Ecke und zog meine Schuhe aus, legte meine Sachen ab. Mein Fuß war leicht angeschwollen und blau, ich war wohl doch nicht so glimpflich davongekommen, wie ich gedacht hatte. Dieser verfluchte Stein, warum hatte ich ihn auch nicht gesehen? Barfuß ging ich nun zurück, wo die anderen schon einige Früchte zusammengelegt hatten.

„Also Essen gibt es hier definitiv genug, ich habe auch schon irgendetwas Lebendes gesehen."

„Irgendetwas? Ihr müsst vorsichtig sein, es kann sein, dass die anderen Konquistadoren noch hier sind." Mahnte Chan sofort, was mich schmunzeln ließ. Es war klar, dass er wieder so etwas sagen würde.

„Bis jetzt haben wir kein anderes Schiff gesehen." Der Kapitän seufzte erleichtert.

„Gut, dann haben sie ihr Fernrohr wahrscheinlich nur verloren." Chan griff nach einer Frucht, die neben dem Lagerfeuer einer Schale lag. Er stupste sie einige Male an, dann biss er hinein. Auch ich schnappte mir eine der Früchte, aß sie aber nicht einfach so, sondern zog zuerst die Schale ab, es war vielleicht besser so. Dann schlug ich meine Zähne in das sehr weiche Fruchtfleisch, welches fast cremig wirkte. Als der sanfte, süße Geschmack meine Zunge traf wurde mir klar, welche Frucht das war. Eine Papaya.

„Kapitän, wir haben schlechte Nachrichten." Einer der Männer, den ich noch nicht beim Namen kannte, kam in die Höhle gestürmt. „Ich habe heute und gestern Nacht versucht, unsere Position zu bestimmen, doch es ist komplett unmöglich, irgendetwas herauszufinden."

„Wie kommt denn das?" Fragte der Kapitän verblüfft, als er den Neuankömmling musterte.

„Alle Methoden zur Bestimmung unseres Standortes sind fehlgeschlagen, gestern Nacht konnte ich zwar Sterne sehen, doch die Sternbilder sind mir komplett fremd." Keuchte er außer Atem, die Verzweiflung in seinen Augen schwoll immer weiter an.

„Versuch es bitte noch länger, es kann doch nicht sein, dass die Sternbilder verschwunden sind."

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Saranghaeyo~

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Journey of the Flower PrinceWhere stories live. Discover now