34 - Like a madman

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Minho Pov

Intuitiv trat ich auf das Wasser und spürte, wie eine übernatürliche Kraft mich davon abhielt, in dieses zu sinken. Ich durchbrach die Schutzbarrikade um Jisung und diese ließ mich zu ihm, obwohl sie so undurchdringbar ausgesehen hatte. Dieser Hyunjin musste doch irgendwelche übermächtigen Kräfte haben. Erst die Teleportation und jetzt Jisung, der in einer Kugel aus Wasser vor mir schwebte, während ich auf dem See stand. Das alles schien nicht echt, doch mir sollte es vorerst recht sein. So lange mein Jisung sicher war, war alles gut. Was sollte ich auch anderes tun, als diesem Hyunjin zu vertrauen?

„Hallo Jisung." Seine Augen waren geöffnet, doch er starrte nur in eine Richtung und sprach auch nicht. Meine Atmung beschleunigte sich und ich glaubte, gleich umzufallen, als ich so nahe bei ihm stand. Vorsichtig tapste ich noch näher zu ihm und umarmte ihn zuerst. Wohlige Wärme flutete seinen eisig kalten Körper und ich fühlte seinen Herzschlag.

„J-jisung- ich mag dich- aber-" Ich sollte nicht nachdenken. Er antwortete doch sowieso nicht. Sanft presste ich meine Lippen auf die seinen und kuschelte mich an ihn. Der Kuss blieb so verhalten wie möglich und ich löste mich für meinen Geschmack zu schnell wieder, doch ich wollte nichts tun, über das er nicht auch entscheiden könnte. „Bitte bleib bei mir, ich will dich nicht verlieren. Egal ob du nichts mehr mit mir zu tun haben willst." Als ich einen Schritt zurücktrat, vermisste ich seine Wärme sofort. In seiner Nähe hatte ich mich so geborgen gefühlt. Doch jetzt schwand diese Empfindung langsam wieder, als ich die Wasserkugel verließ. Kleine Tränen liefen über meine Wangen und ich kehrte mit hängendem Kopf zu dem Jungen zurück.

„W-wird er sterben?" Fragte ich zittrig, doch bekam keine Antwort. Stattdessen wurde ich an seine Brust gezogen und umarmt.

„Ich denke nicht, dass er sterben wird, doch vielleicht verliert er sein Gedächtnis oder er wird Angstzustände bekommen, ich weiß nicht, was dieser Mann getan hat." Ich sah zum Retter Jisungs auf und erblickte pure Wut in seinen Augen.

„Welcher Mann?" Er deutete irgendwo in den Wald.

„Der vor ein paar Minuten bei Jisung war und ihm das angetan hat." Ungläubig starrte ich zurück.

„Jemand war heute bei ihm?" Der junge Mann nickte niedergeschlagen.

„Und auch der hat wahrscheinlich Jeongin." Meinte mein Gegenüber bitter.

„Wer bist du eigentlich genau?"

„Wie schon gesagt, ich bin Hyunjin. Und so etwas wie der König des Volkes, das hier lebt. A-aber das sollten wir später noch klären." Erklärte Hyunjin und noch immer schien er nicht wirklich zufrieden mit der Situation. „Und ich habe Jeongin verloren." Fügte er hinzu, wobei seine Hände zu zittern begannen.

„W-wie?" Teilnahmslos zuckte er die Schultern.

„Das kann ich dir auch nicht erklären. Aber ich sollte langsam Mal mit der Wahrheit rausrücken. Lass uns zurück zum Dorf gehen." Meinte er und griff nach meinem Arm.

Jeongin Pov

Da war ein winzig kleiner Spalt zwischen den Bergen, durch den könnte ich auf die andere Seite gelangen.

Wir rannten los, das Geröll unter meinen Füßen löste sich und ich rutschte fast aus, als der Berg immer steiler wurde. Vor mir sah ich, wie sich die Berge wieder voneinander entfernten. Ich hatte sehr wenig Zeit. Schon jetzt viel zu erschöpft lief ich langsamer.

„Wuff-" Min trabte neben mir uns schien mich animieren zu wollen, schneller zu laufen und meinen Weg fortzusetzen, bevor es zu spät war. Ich hörte ein lautes Knacken hinter mir und wollte mich schon umdrehen, doch ich musste an Hyunjins Worte denken. Nicht umdrehen. Was würde sonst passieren? Was würde ich sehen?

Wieder musste ich mich abhalten, dem Verlangen nicht nachzugehen, mir die Welt hinter mir anzusehen. Flach atmend sank ich zu Boden und krallte mich an den Steinen fest. Ich blickte nach vorn und bemerkte, dass ich die letzten Meter zwischen die hohen Berge klettern müsste. Ein Ruck ging durch mich und ich schob mich nach oben, umfasste den nächsten Vorsprung und zog mich nach oben, stellte meine Füße auf einem anderen Fels ab. Nur noch ein bisschen. Noch einmal wollte ich mich höher ziehen, als ich zu meinen nackten Füßen sah. Unter mir war nichts. Dort, wo vorhin noch felsiger Boden gewesen war, klaffte nun ein dunkler Abgrund. Es ging unendlich weit in die Tiefe, den Boden konnte man nicht sehen, das Ende war einfach nur schwarzer Nebel.

Erschrocken schnappte ich nach Luft und hüpfte die letzten Zentimeter fast, aber irgendetwas fehlte. Wo war Min schon wieder abgeblieben? Er war doch nicht etwa ins Nichts gestürzt? Aus der Ferne erklang ein heiseres Bellen. Panisch warf ich den Kopf herum und erkannte den Hund weiter hinten zwischen den Bergen, die schon fast ganz auseinandergefahren waren, in ihrer Position, die sie schon zu Anfang gehabt hatten.

Wieder mit neuer Energie und wahrscheinlich auch viel Adrenalin, das durch meine Adern rauschte, nahm ich die Verfolgung meines Begleiters auf, der schon voranpreschte. Ich hatte Angst davor, von den Bergen zerdrückt oder vom Abgrund verschlungen zu werden. Das war der einzige Gedanke, der sich in mein Gehirn einbrannte. Alles andere blendete ich aus. Meine Füße begannen wehzutun, doch die Todesangst trieb mich weiter voran. Als ich ungefähr bei der Hälfte der Strecke angekommen war, verließ mich meine Kraft.

Vor mir sah ich Hyunjins Gesicht, an dem Tag, als ich ihn verloren hatte. Was tat er jetzt? Würde er mich suchen? Ich hoffe er kommt nicht hierher. Das soll er sich nicht antun. Ich fühlte, wie ich langsam dahinschwand. Mein Zeitgefühl wurde mir genommen, durch die unendliche Dunkelheit hier, viel Licht gab es nicht. Keine Sonne, die vom Himmel brannte. Noch konnte ich mich an das Gefühl der warmen Sonnenstrahlen erinnern, doch die Empfindung verblasste. Ich könnte hier erst ein paar Minuten, aber auch schon ein Jahr gewesen sein. Vielleicht schaffe ich es hier raus. Dafür muss ich aber weiterlaufen. Schwach stand ich auf und schleppte mich weiter. An meiner Seite tauchte der dunkle, zottelige Kopf des Hundes wieder auf.

„Min." Lächelte ich, aber es fühlte sich nicht mehr so normal an. Das Tier versuchte mir zu helfen und schaffte es auch ein bisschen, weshalb ich wieder schneller weiterging. Ohne mich umzusehen wusste ich, dass mir die Felswände näherkamen. Es zählte nicht mein Leben, sondern einfach, Hyunjin wiederzusehen. Auch der Hund war mir wichtig, ich wollte ihn dieser Gefahr nicht aussetzen, vielleicht müsste er hier allein bleiben, würde ich sterben. Tief durchatmend verfiel ich wieder in einen eiligen, angestrengten Lauf. Meine Beine trugen mich viel schneller als gedacht und doch schien der Weg endlos.

Die Wände kamen immer näher und der Platz schwand. Zurückgehen konnte ich nicht, ich war schon zu weit gegangen und der Boden bröckelte wohl auch weiter ab. Noch immer konnte ich in regelmäßigen Abständen das Brechen des Steins vernehmen. Wenn der Boden einmal gebrochen war, hörte man nichts mehr und das sehr lang. Bis ein verdammt leises Zerfallen zu vernehmen war. Der Felsbrocken war irgendwo aufgeschlagen und in seine Einzelteile zerbrochen. Wieder richtete ich meinen Blick nach vorne und konzentrierte mich, fing wieder an zu sprinten. Noch immer war der Weg endlos. Die Berge wollten nicht enden, schienen immer länger zu werden. Zwischen mir und den Felsen waren nur noch ein paar Meter Platz. Bald könnte ich meine Arme ausstrecken und würde den kalten Stein an meinen Fingerspitzen fühlen. Doch das wollte ich nicht.

In meinem Sichtfeld tauchte ein schwaches, blaues Licht auf. Und ich rannte. Ich rannte um mein Leben. Meine Kehle brannte und war staubtrocken, meine Lunge schien aufgeben zu wollen, meine Sicht wurde unklar und meine Beine fingen an, wehzutun. Und trotzdem hechtete ich weiter. Wie ein Irrer. Bald spürte ich, wie die kleinen Härchen auf meiner Haut über die Wände streiften, als schon die erste scharfe Kante in mein Fleisch schnitt. Warmes Blut rann über meinen Arm, der in der nächsten Sekunde nur noch weiter aufgerissen wurde. Um weiterzukommen, musste ich mich seitwärts drehen, was mich natürlich viel langsamer machte.

Es wurde immer enger und ich spürte den immer stärker werdenden Druck auf meiner Brust. Meine Haut schrammte überall auf, wo sie in Berührung mit den Felsen kam. Plötzlich bekam ich keine Luft mehr und glaubte schon, meine Rippen brechen zu spüren.

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Saranghaeyo~

Journey of the Flower PrinceOnde as histórias ganham vida. Descobre agora