12 - Telling the truth

26 3 9
                                    

Jeongin Pov

Der Kapitän hatte mich dazu gezwungen, den ganzen Tag sitzenzubleiben, natürlich durfte ich mich auch hinlegen und kurz aufstehen, aber keine zu langen Strecken laufen und auch keine Arbeiten verrichten. Nach einiger Zeit, die ich einfach nur dagesessen hatte, zückte ich mein Buch und blätterte, bis ich meine Zeichnungen gefunden hatte. Vorsichtig strich ich über die Seiten, auf denen ich die Landschaft gezeichnet hatte. Die Säule war noch immer nicht wieder aufgetaucht, auch Chan sagte, niemandem wäre etwas aufgefallen, obwohl wir schon relativ viel erkundet hatten.

„Jeongin." Einer der Männer kam in die Grotte, den ich noch nicht so oft gesehen hatte.

„Ja, richtig. Wer bist du?" Ich erinnerte mich jedoch nicht, dass er derjenige gewesen war, der mich aus dem Schiff gerettet hatte.

„Ich bin Changbin." Grinste er frech, dann ließ er sich neben mir im Sand nieder. „Der Kapitän hat mir erzählt, dass du eine Säule gefunden hast."

„Wieso hat er dir das erzählt, ich dachte er behält es für sich." Ein wenig hintergangen fühlte ich mich, ich hatte es ihm eigentlich als ein Geheimnis verraten.

„Naja, ich kenne mich mit der Kultur hier ein wenig aus, ich habe die Berichte der anderen Forscher alle gelesen, vielleicht kann ich dir ja helfen." Ich nickte verstehend, wahrscheinlich war es besser, wenn noch jemand von dem Felsen wüsste.

„Also, das war einfach nur eine Säule, auf der Schriftzeichen herausgemeißelt worden waren." Changbin starrte kurz an die Wand, dann sah er mich wieder an.

„Ich würde sagen, dass ist eine so genannte Stehle." Murmelte er, dann sah er auf mein Buch.

„Hast du sie abgezeichnet?" Sollte ich jetzt meinen Kopf schütteln und lügen, oder ihm die Wahrheit anvertrauen? Nach einigen Sekunden entschied ich mich für Zweiteres.

„Ich habe eine Zeichnung angefertigt, die ist aber verschwunden." Presste ich im Flüsterton heraus.

„Du hast einfach die Buchseite verloren?" Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, die Seite ist noch da, aber die Zeichnung ist einfach weg." Verwirrt blickte er mir entgegen.

„Aber so etwas geht gar nicht." Eigentlich richtig, doch hier war nicht alles wie im normalen Leben. Changbin blieb einfach dort sitzen, wo er war und verarbeitete wohl das gesagte. Derweil zückte ich meinen Stift und begann die Grotte zu zeichnen. Plötzlich hob sich eine Seite an, ohne dass ich irgendetwas getan hatte. Vorsichtig blätterte ich um, doch dort war nichts. Wieder fing ich an zu zeichnen, als sich ein kleines, grünes Blatt über den Buchrand schob.

„Changbin, siehst du das auch?" Der andere schüttelte den Kopf. Gut, also war nur ich verrückt.

„Da ist nichts." Meinte er leise. Ich nahm seine Hand und legte sie an die Pflanze.

„Fühlst du etwas?" Fragte ich weiter. Die Pflanze schien schnell zu wachsen und legte sich langsam um seinen Finger.

„Nein, überhaupt nichts." Brummte er. „Es ist nur ein wenig kalt." Ich gab seine Hand wieder frei und berührte die Pflanze mit meinem eigenen Finger. Sie zuckte kurz zusammen, dann zog sie sich zurück und verschwand. Was zum Himmel? War gerade eine Pflanze in meinem Buch gewachsen?

Wie war das möglich? Und wieso konnte nur ich diese Erscheinung sehen und fühlen? Hatte ich vielleicht irgendetwas gegessen, das mich halluzinieren ließ? War die Frucht heute früh verdorben?

„Was siehst du denn?" Ich starrte auf die nun leere Stelle im Buch, dort war nur eine kleine Pflanze gezeichnet, wahrscheinlich von mir, doch ich konnte mich nicht entsinnen, sie irgendwo, bis auf vor ein paar Sekunden gesehen zu haben.

„Warte Mal, du siehst die Zeichnung hier?" Fragte ich Changbin, welcher sofort bejahte.

„Ja, irgendein Pflanzensprössling." Ich nickte, dann erklärte ich, was gerade passiert war.

„Ich konnte genau diese Pflanze sehen, wie sie aus meinem Buch gewachsen ist." Der junge Mann legte seinen Kopf schief.

„Also konntest du sie sehen, ich aber nicht. Du meintest doch vorhin, dass du deine Zeichnung nicht mehr sehen kannst, vielleicht sehe ich sie dann ja?" Eine sehr gute Idee. Ich schlug das Buch zu und die letzte Seite wieder auf. „Tatsächlich. Eine Stehle."

„Du kannst sie sehen?" Eigentlich war es ja klar, sonst würde er sich die Seite nicht so genau ansehen.

„Nein, ich habe nichts gesehen. Warte was? Ich dachte gerade, das Bild sei da gewesen?" Nun richtete ich meinen Blick auf die Buchseite, auf der nun irgendwelche Zeichen entstanden. Ich konnte sie nicht lesen, aber der Text erschloss sich von selbst, als verstünde ich alles, was dort stand, obwohl ich das nicht tat. Nie hatte ich diese Zeichen vorher gesehen, doch mein Gehirn las mir die Zeilen vor.

-Sprich nicht. Das alles ist nur für dich, in angemessener Zeit.-

Komplett verwirrt schloss ich das Buch. Was zu angemessener Zeit? Wieso nur für mich? Ich kapierte gar nichts mehr. Einfach nichts erschien logisch. Außer dass ich halluzinierte. Wir alle hier.

Es musste das Wetter sein, das wir Spanier nicht gewöhnt waren. Die hohe Luftfeuchtigkeit, die Wärme dazu, vielleicht auch die Mineralien im Wasser.

„Ich glaube die Natur hier spielt uns einen Streich. Wir drehen einfach alle durch, wegen dem Wetter oder so." Verstehend nickte Changbin.

„Das ist das Einzige, was Sinn ergeben würde." Stimmte er zu und legte sich in den Sand. „Wir sollten abwarten, bis wir uns daran gewöhnt haben. Morgen brechen wir ja auf den Berg auf, vielleicht wird die Luft dort anders."

„Das ist eine gute Idee. Aber ich kann wegen meiner Wunde wahrscheinlich nicht mit." Ein wenig niedergeschlagen ließ ich den Kopf hängen, denn ich würde wirklich gerne gleich mitgehen und in weitere Teile der Insel vordringen. Noch immer war das alles ein Abenteuer für mich, so viele spannende Dinge könnten auf uns warten.

„Ach Innie, das wird schon wieder." Chan war neben uns aufgetaucht. „Wir müssen morgen mehr Waffen mitnehmen, sonst werden uns die fremden Konquistadoren wahrscheinlich gefährlich."

„Wie sind sie eigentlich hierhergekommen?" Es erschloss sich mir nicht, wir hatten die Insel schon erkundet, jedenfalls die Strände. Dort hätte ein Schiff sein müssen, wenn sie noch hier waren. Oder hatten wir überhaupt schon alles gesehen?

„Bestimmt haben sie ihre Gruppe verloren und die sind dann einfach ohne sie gefahren. Durch das allein sein im Dschungel sind sie dann komplett durchgedreht." Keine blöde Theorie, aber irgendetwas stimmte da nicht. Man musste doch einen guten Grund haben, einfach ohne seine Männer aufzubrechen. Lauerte hier im Regenwald etwas, das die Menschen vor uns verschreckt hat? Etwas, das auch uns erschrecken könnte? Ein Raubtier oder vielleicht ein grausames Urvolk? Oder etwas komplett anderes, von dem wir keine Ahnung hatten?

..................

Saranghaeyo~

Journey of the Flower PrinceWhere stories live. Discover now