44 - Timiminaloayan

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Jeongin Pov

Einige, scharfe Spitzen bohrten sich in meine Arme, die ich schützend über meinen Körper hielt. Zum Glück war da noch der getrocknete Schlamm, der manche Schüsse ableitete und abdämpfte.

Mit einem letzten Hechtsprung rettete ich mich unter den nächsten Felsvorsprung. Dabei gruben sich manche Spitzen noch tiefer in meinen Körper. Vor Schmerzen wimmerte ich auf und dachte darüber nach, was das beste war.

Niemals dürfte ich die Pfeile aus den tiefen Wunden an meinen Armen ziehen, doch die an meinen Beinen würden mich beim Laufen sehr stören. Durch die Knochen an der Vorderseite meiner Beine waren sie nicht zu tief eingedrungen und hatten bis jetzt auch noch keine Knochen zerschmettert.

Durchatmend packte ich den ersten und riss ihn aus meiner Wade. Mit der Spitze trennte ich ein langes Stück meines Lendenschurzes ab und band es um eine möglichst große Fläche. Am Ende war glücklicherweise noch genug Stoff übrig, um das Wichtigste zu bedecken. Über die Verbände strich ich eine Mischung aus dem Schlamm, den es hier überall gab.

Sofort begann ich meinen ganzen Körper mit der braunen, erdig riechenden Masse einzureiben. Vielleicht konnte ich mir helfen und einen Stein aus dem Großen brechen, um so etwas wie ein Schild zu bauen. Die Stücke, die ich lösen konnte, waren gerade etwas größer als meine Handfläche. Besser als gar nichts. Dann wäre wenigstens mein Kopf den Projektilen nicht ausgesetzt.

Die Holzstäbe, die aus meinen Armen reichten, brach ich so gut es ging ab oder löste die Spitzen so von ihnen, sodass diese in mir blieben. Würde ich das nicht tun und die Geschosse einfach so entfernen, würde ich wahrscheinlich in den nächsten Minuten an Blutverlust sterben. Winselnd saß ich da und versuchte mich so platzieren, dass mein gesamter Körper nicht zu sehr schmerzte. Wieder schmierte ich ein wenig Schlamm auf meine Haut, vielleicht auch, weil mich dies ein wenig beruhigte. Das kalte Gemisch schmiegte sich an mich und schien eine Schicht zu hinterlassen, die mich bedeckte. Als ich jedoch über meinen Oberkörper rieb, drückte ich gegen meine Rippe.

Wie hatte ich die vergessen können, ich hatte sie doch gebrochen. Wieso konnte ich sie die letzte Zeit nicht spüren, aber jetzt wieder? Es war zwar gut gewesen, dass sie mich nicht behindert hatte, doch nun schmerzte sie ja auch wieder.

Warum dann sonst nicht?

Ich versuchte mich zu erinnern, wobei ich mir die Rippe gebrochen hatte, als die Erinnerung an die letzte Welt zurückkehrte. Doch da war noch nichts passiert, nur mein Knöchel wurde in dieser Hölle verletzt.

Es dauerte, bis ich auf den Entschluss kam, dass es sinnlos war, weiter nachzudenken.

Hyunjin Pov

Es war zwecklos. Jedes Mal, wenn ich wieder in seine Welt kam, war er kurz davor, zu sterben.

Diesmal erinnerte mich unser Zusammentreffen an eines unserer ersten, als ich ihn aus dem Bach angesehen hatte.

Er schien zwar irgendwie erleichtert mich zu sehen, doch ich konnte seine Emotionen gerade nicht lesen. Was war los? Wollte er mich nicht mehr lieben? Hatte er mich aufgegeben? War er enttäuscht?

Er sollte enttäuscht sein, ich konnte ja nichts für ihn tun. Ich sollte noch mehr tun. Ich musste. Doch was?

...............

Noch immer dachte ich mit den anderen nach, was ich tun konnte, als ich plötzlich wieder in seine Welt gezogen wurde.

Sofort bekam ich Herzrasen. Sein fragiler, fast schon dürrer Körper war mit Pfeilen übersäht, aus den Wunden lief Blut. Entsetzt rannte ich zu ihm unter den Stein und ließ ein wenig des Wassers über seine Wunden waschen, sodass diese ein wenig geheilt wurden.

Jeongin schien sehr verwundert, denn er konnte mich ja nicht sehen.

„I-ich bin es kleiner Prinz." Wisperte ich und strich sanft über seine Wange. „Bitte vergiss mich nicht, ich versuche alles, um dich hier rauszuholen." Vorsichtig drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange.

Jeongin Pov

Plötzliche Wärme umfing mich liebevoll und ich erzitterte kurz. Dann hörte ich die samtige Stimme, die zu mir sprach. Sie klang verheult und sehr traurig. Wer war das?

„I-ich bin es kleiner Prinz." Stotterte die Person und klang dabei ein wenig hoffnungsvoll.

„Bitte vergiss mich nicht, ich versuche alles, um dich hier rauszuholen." War das vielleicht mein Geliebter?

„H-hyun-jin-?" Fragte ich.

„Ja-" Murmelte es abgebrochen. Finger streiften meine Wange und mir wurde etwas Warmes, Weiches auf die Lippen gedrückt.

Die Wärme schwand wieder und ich versuchte sofort nach ihr zu greifen. Bedürftig streckte ich meine Arme aus und bekam irgendetwas zu fassen, was ich sofort an mich drückte.

„Kleiner Prinz-" Nasse Tropfen liefen über meine Schulter, doch sie kamen nicht von dem Stein über mir. Weinte er?

„N-nicht weinen. E-es ist alles gut." Schniefte ich augenblicklich und kuschelte mich an die Liebe, die mich umgab.

„N-nichts ist gut- ich habe dich verloren. Ich will dich zurück." Schluchzte der andere und ich suchte mit meinen Händen nach so etwas wie Haaren, die ich fand und ergriff, um dann durch sie zu streichen.

„I-ich komme zurück." Versprach ich, dann war alles weg. Kalter Schlamm umfing mich und ich bemerkte die Stille. Von irgendwo weiter hinten hörte ich Bellen und ich folgte dem Laut. Der Hund war übersäht mit Pfeilen, doch er hatte einen neuen Unterschlupf, den ich erreichte, auch wenn mit Mühe, bevor der Regen wieder einsetzte.

Als ich das Tier neben mir hatte, streichelte ich es zuerst und ließ dann meinen Tränen freien Lauf. Ich wusste noch immer nicht, wieso ich diesen Mann so mochte, oder woher ich ihn überhaupt kannte. Wohin würde er mich bringen? Könnte er mir helfen?

Er hatte mich kleiner Prinz genannt. War ich adelig? Oder nannte nur er mich so? Weshalb? Schon wieder Fragen. Ich hatte das Gefühl, ich würde öfter Fragen stellen. Das Einzige, was ich wusste, war, dass ich die Nähe dieser Person sehr geschätzt hatte.

Das Prickeln, das meinen Körper erfüllt hatte, die Wärme in mir. Ich musste ihn wirklich gemocht haben.

...........

„Wuff-" Riss mich der Hund aus meinen Gedanken. Keine Geschosse flogen mehr, es war komplett still. Doch dann kam ein leichter Regen, als ich schon aus meinem Versteck getreten war.

Die Regentropfen drangen bis auf meine Haut durch und wuschen den Schlamm ab. Sie fühlten sich so rein an.

Glücklich hüpfte ich los, das Wasser in den Pfützen spritzte um mich herum und ich dachte für einige Momente nicht nach, was hier passiert war.

Bis mir wieder Pfeile entgegenkamen. Diesmal war es unmöglich, ihnen auszuweichen. Eine der Steinplatten hielt ich so, dass die Projektile meinen Kopf nicht trafen und die andere vor mein Herz. Meine Arme drehte ich nach innen, sodass es unwahrscheinlicher war, dass die Spitzen meine Schlagadern treffen würden. Dann beugte ich mich nach vorne und rannte.

Scharfe Steinspitzen bohrten sich in meinen Körper, dort, wo er ihnen ausgesetzt war. Ich sah das blaue, erlösende Licht vor mir flimmern, als mich noch mehr Pfeile durchbohrten und ich fast stürzte.

Nicht mehr vollständig bei Bewusstsein taumelte ich die letzten Meter und spürte noch, wie eines der Geschosse meine Schulter traf, bevor ich in einen Strudel gezogen und ohnmächtig wurde.

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Journey of the Flower PrinceWhere stories live. Discover now