14 - Hallucination

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Jeongin Pov

Wir machten uns daran, eine Gruppe Bäume zu suchen, an der wir die Hängematten aufhängen könnten. Die Hängematten, die ich vorhin auf Chans Rücken nicht als diese erkannt hatte. Bald fanden wir einige kleine Bäume, die trotzdem stark und stabil genug waren, um uns zu halten.
"Für was brauchen wir die überhaupt?" Fragte ich, wir können ja auch auf dem Boden schlafen.
"Schon Mal was von Schlangen gehört? Du bist doch der Naturforscher. Und hier gibt es einige giftige Schlangen." Richtig, darüber hatte ich nicht einmal nachgedacht. So eine plausible Antwort, ich hatte wieder einfach nicht nachgedacht. Selbstverständlich hatte ich auch die hier lebenden Reptilien studiert und darunter gab es viele giftige, wenn sie nicht sogar tödlich waren. Schlangen waren in tropischen Regenwäldern wie hier besonders gern unterwegs. Vielleicht hätte ich hier ja das Glück und konnte eines der Exemplare antreffen. Ich sollte mich dann noch so schnell wie möglich auf die Suche begeben.
"Stimmt, Schlangen." Ich nickte und versuchte mit meiner gesunden Hand eine Hängematte zu befestigen.
"Komm, lass mich das machen, du sollst dir nicht wehtun." Chan schob mich zur Seite und wickelte das Seil um den Baum, bevor er damit eine kleine Schlaufe formte, in die er die Matte einhängte.

„Ich gehe dann mal spazieren, hier braucht mich ja sowieso keiner." Meinte ich gespielt traurig und tapste davon. Zwischen den kleineren Büschen hindurch, über einige Felsen, dann wieder über den nassen, mit alten Blättern bedeckten Regenwaldboden. Da vorne waren Ranken, kein gutes Zeichen. Wieder glaubte ich einfach über sie hinwegzusteigen.

Ich schreckte hoch, wieder hatte ich eine so komische Halluzination. Vor mir lag ein großer See, in dem es nur so von Fischen wimmelte. Viele kleine und große Exemplare konnte man sehen, selbst viele Meter im Wasser noch. Es war so klar und frisch, dass ich es kaum glauben konnte. Hier war alles noch so unberührt, die Natur hier konnte sich einfach frei und ungehindert verbreiten. Ich begab mich in den Schatten eines hohen Tropenbaumes, der weit über den See ragte, trotzdem eine so weite Krone besaß, um einen beachtlichen Teil davon zu beschatten. Als ich ein leises Plätschern hörte, konzentrierte ich mich auf den See, wo immer von bestimmten Punkten kreisrunde Wellen ausgingen. Es sah aus, als würde dort jemand über das Wasser laufen. Wenn ich mich sehr anstrengte, dann konnte ich nackte Füße sehen, doch nach einigen Sekunden verschwanden sie wieder. Es war seltsam, denn eigentlich konnte auch niemand über Wasser laufen, aber darüber sollte ich mir erst am nächsten Tag in meiner Hängematte Gedanken machen. Ich verfolgte die Schritte auf dem Wasser und bemerkte schnell, dass sie mir immer näher kamen. Das Geräusch von Schritten ertönte im Gras und ich konnte ebenfalls sehen, dass es zur Seite gedrückt wurde. Dann bekam ich ein wenig Wasser ins Gesicht und musste mich erstmal trocknen, als ich etwas hörte, dass wie ein Kichern klang.

„Hör auf über mich zu lachen." Murmelte ich ein wenig verstimmt, doch ich fand diese kleine Geste eigentlich auch witzig.

„Das tue ich nicht." Ertönte die wohlige, ruhige Stimme. Sie streifte nahe an meinem Ohr vorbei, ich konnte sogar einen warmen Lufthauch spüren. „Und du weißt es."

„Was weiß ich?" Wieder ein leises Lachen.

„Du weißt, wer ich bin, Innie. Bis bald." Etwas Warmes, Weiches berührte meine Wange, es könnten Finger gewesen sein. In einem Moment auf den anderen wurde ich aus diesem wundervollen Tagtraum gerissen und lag mitten im Urwald auf dem erdigen Boden. Das Einzige, was geblieben war, war die Erinnerung. Diese war noch präsent in meinem Kopf. Doch dann bemerkte ich noch etwas, ein kleiner Wassertropfen, der meine Wange hinablief. Er könnte aber auch von einem der monströsen Blättern über mir getropft sein. Jene Blätter, die sich nur so knapp über mir befanden und trotzdem so zahlreich waren, dass sie ein gemütliches Dach bildeten. Anstatt aufzustehen, legte ich mich wieder hin. Auf den teils mit Blättern übersäten Boden, neben mir, unter einem Baum war es grünes, sattes Moos, welches den Waldboden bedeckte. In der Dämmerung und dem Dunkel, das unter den hohen Monstern des Regenwaldes herrschte, schien das blühende Moos zu leuchten. Die kleinen Kapseln der Blüten, die ein normaler Mensch nicht als solche angesehen hätte, verstrahlten ein sonderbar einschläferndes Licht. Das letzte, an das ich mich erinnern kann, war ein kaltes, glattes Etwas, das über mein Bein geglitten war.

Eine Schlange. Ich schreckte hoch und fand mich in meiner Hängematte wieder, ließ mich bei einem stechenden Schmerz in meinem Hinterkopf gleich wieder in den weichen Stoff sinken.

„Innie!" Chan stürzte zu mir. „Wir haben dich also doch noch rechtzeitig gefunden. Hat die Schlange etwas getan?" Ich schüttelte lediglich den Kopf und atmete nochmals durch, bevor ich irgendwas sagte.

„Ich weiß nicht einmal etwas von einer Schlange, aber mir hat niemand etwas getan." Chan seufzte und umarmte mich, so gut er es konnte.

„Du machst immer wieder dumme Sachen, wir haben dich jetzt schon zum zweiten Mal vom Waldboden aufgelesen." Tadelte er, ließ mich aber nicht los.

„Tut mir leid, ich glaube einfach, das Klima hier ist nicht gut für uns, wir müssen uns daran erst gewöhnen, deshalb habe ich auch diese Halluzinationen." Mir war klar, dass er jetzt eine Erklärung haben wollte und ich müsste ihm ein Beispiel geben, obwohl ich mich gerade noch zu schwach fühlte. Kopfschmerzen plagten mich und machten mich komplett denkunfähig. „Letztens ist eine Pflanze aus meinem Buch gewachsen." Meinte ich einfach, um nicht noch mehr erklären zu müssen.

„Kannst du mir einen Gefallen tun und Wasser herbringen? Ich habe Kopfschmerzen und da hilft das." Der Kapitän nickte und ging los, kam aber nicht so schnell wieder. Letztendlich tat er es, aber in Begleitung.

„Hier das Wasser, aber ich brauche deine Hilfe, Jeongin. Changbin hat sich an einer Dorne eine relativ tiefe Schnittwunde zugezogen, wie auch immer." Alarmiert dachte ich nach.

„Du solltest zuerst versuchen, die Wunde ein wenig abzuschnüren, hast du sehr sauberes Wasser dabei?" Chan nickte und murmelte ein: „Im Verbandskasten" „Sehr gut, was für eine Dorne war es denn?" Chan und Changbin zuckten mit den Schultern.

„Na perfekt, wüsste ich, dass das Zeug nicht giftig ist, hätte ich jetzt gesagt ihr versucht das Gift auszusaugen, aber das macht es schwieriger. Warte Mal. Changbin, wie fühlt sich die Wunde an, außer dem Schmerz. Fühlst du irgendwelche Irritationen deines Arms, deiner Haut oder noch irgendetwas Ungewöhnliches?" Der Verwundete schüttelte den Kopf. „Na gut, dann schlage ich vor ihr wascht die Wunde aus und verbindet sie ordentlich." Genau das tat Chan in den nächsten Minuten. Er erklärte derweil, dass er das auch geschafft hätte, nur nicht sicher war, ob Changbin mit Gift in Kontakt gekommen wäre, was wirklich hätte nicht so glimpflich enden können. Im schlimmsten Fall wäre er an der Vergiftung gestorben.

...............

Saranghaeyo~

Journey of the Flower PrinceWhere stories live. Discover now