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„Er kommt schon klar. Du musst jetzt erstmal hier raus." erklärte Felix mir und beugte sich dabei zu mir runter. Ich hörte ihm gar nicht zu. Alles woran ich denken konnte, war, dass ich sofort zu Minho wollte. Felix hielt immer noch meine Schultern fest und ich drückte ihn weg und lief zur Tür. Meine Augen brannten von immer mehr kommenden Tränen, die sie verließen.

Chan hielt meinen Arm fest, bevor ich aus der Tür rennen konnte. Unfassbar drehte ich mich um und sah ihn wütend an. Warum hielten sie mich auf ihn zu sehen? Ich musste zu ihm. Verstanden sie dies nicht? „Bitte, hör uns doch mal zu. Du bringst dich damit nur selbst in Gefahr und uns genauso."

Beschämt schaute ich auf jeden der Jungs, deren Blicke besorgt auf mir lagen. Mir wurde klar, dass er recht hatte. Es hatte vorhin auch nichts gebracht wegzurennen, am Ende wurden wir beide trotzdem gefangen und ohne die anderen wären wir nicht befreit worden. Ich blieb stehen und schaute zum Boden.

„Es tut mir leid. Aber ich will zu ihm." erklärte ich ihnen kaum hörbar. „Wir verstehen dich. Wir könnten uns auch aufteilen." versicherte Chan mir. Sein Blick fiel auf die Jungs. „Ich werde nach Minho suchen und ihr bringt sie raus hier.", erklärte Chan ihnen und ich sah ihn überrascht an. „Ich komme mit.", erklärte sich Felix bereit und alle anderen nickten zustimmend, mit Chans Plan.

„Ist das ok für dich?" Alle von ihnen schauten mich erwartend an. Ich wollte direkt zu ihm, doch selbst wenn ich ihn finde, was sehr unwahrscheinlich wäre, da ich mich in dem Gebäude nicht auskenne, kann ich ihm nicht viel helfen. Ich könnte ihn nicht beschützen und einer von den Jungs könnte dies schon eher, also nickte ich. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und versuchte dieses unangenehme Gefühl in meinem Bauch zu unterdrücken. Irgendwas sagte mir, dass es Minho gar nicht gut ging und dies gefiel mir gar nicht.

Sie schauten aus der Tür in den Flur, ob die Luft rein war. Danach liefen wir wieder zur Richtung des Fahrstuhls. Chan und Felix gingen in die andere Richtung. Beruhigend sah Felix mich an, um mir zu zeigen, dass alles gut sei und ich nickte dankbar.

Changbin und Hyujin liefen vor mir und Han und Seungmin und Jeongin hinter mir beziehungsweise neben mir. Auf dem Weg bis wir im Aufzug waren, trafen wir zum Glück auf niemanden. Im Aufzug war es still und diese Stille tötete mich.

Die Stimmen in meinem Kopf waren so laut. Ich will zu ihm. Ich machte mir Sorgen um ihn und es fühlte sich so an als würde ich sterben, wenn ich nicht sehe, dass es ihm gut geht. Immer weiter versuchte ich mir einzureden, dass die Jungs ihn finden werden und ihn hier herausholen werden. Immer mehr bekam ich jedoch dieses unangenehme Gefühl in meinem Bauch. Mir war übel.

Das Bild von dem Mann tauchte in meinem Kopf auf. Was habe ich nur gemacht? Ich sah seine blasse Leiche immer noch vor mir liegen. Ich machte ein paar Schritte rückwärts, bis ich mit dem Rücken an die Aufzugwand kam. Ich hatte Angst vor mir selber. Leise lief mir eine Träne aus dem Auge, lief meine Wangen hinunter und tropfte auf den Boden. Ich bekam das Bild nicht aus meinem Kopf. Es hörte nicht auf.

Plötzlich hielt der Aufzug ruckartig an und ich schrie erschrocken auf. Sirenen ertönten durch das ganze Gebäude und ich bekam Angst. Was war los? Die Jungs handelten schnell, währenddessen ich noch im Schock war. Hyujin versuchte, mit Han die Aufzugtür aufzubekommen. Ich vergaß wie stark sie waren dadurch, dass sie Vampire sind. War ich jetzt auch so stark?

Mit einem lauten quietschen und kratzen schafften sie es die Tür einen Schlitz zu öffnen. Sie alle liefen heraus und zogen mich hinterher. Ich wusste nicht was los war und ich war verwirrt. Die Sirenen wurden immer lauter und im nächsten Moment rannten wir.

Uns kamen Männer entgegen und Jeongin, Changbin und Han, die ganze vorne von uns waren, fingen an gegen sie zu kämpfen. Ich wurde weggezogen in den nächsten Flur währenddessen die anderen noch kämpften. Ich sah wie Changbin ein Schlag ins Gesicht bekam und wie Han dem Mann in den Bauch tritt. Alles zog sich in mir zusammen.

Hyujin zog mich weiter durch die Gänge, Seungmin direkt hinter mir. Wir liefen immer weiter, bis wir in einem Treppenhaus ankamen. Wir hörten lautes Stampfen von unten kommen und Hyujin schaute nach unten zwischen das Geländer. „Shit, wir müssen einen anderen Weg finden!"

Er zog mich die Treppen hoch und ich fiel auf die Knie. Seungmin zog mich wieder hoch und wir rannten immer weiter die Treppen hoch. Ich hörte Schüsse und wie sie uns immer weiter folgten. Das Bild von der Leiche verschwand nicht und ich versuchte es zu unterdrücken. Gleichzeitig war da immer noch dieser Drang, Minho sehen zu müssen.

„Übergibt sie uns!", schrien sie von unten, doch wir rannten weiter. Als wir höher kamen, kam mir der Geruch von Rauch entgegen. Er wurde immer stärker, bis ich die roten und orangen Flammen auf der Treppe tanzen sah. Erschrocken blieben wir alle stehen. Die Treppe war versperrt und von unten kamen die Wachen. Sie hatten uns erreicht und die beiden Jungs griffen sie an.

„Lauf! Es gibt ein weiteres Treppenhaus am Ende des Flurs!" Seungmin schrie mich an und mir fiel die Tür auf und ich stolperte rückwärts. Ein Mann wollten nach mir greifen, doch Hyujin zog ihn weg. „Lauf!" Ich griff nach der Türklinke und ein weiterer identischer Flur offenbarte sich. Der Boden bestand aus rotem Teppich, die Wände waren weiß. Das grelle Licht, was von den Deckenlampen kam, blendete mich, als ich das dunkle Treppenhaus verließ.

Ich schloss die Tür hinter mir und lief. Ich rannte weiter. Die Sirenen schallten immer noch durchs ganze Gebäude und ich war mir nicht mehr sicher, ob es meinetwegen oder dem Feuer war. Am Ende des Flurs war eine weitere Tür und ich lief in das zweite Treppenhaus. Sofort wollte ich runterrennen, doch etwas hielt mich auf.

Woher kam das Feuer? Ging es Minho gut? Ich hörte Schüsse, doch diesmal kamen sie vom oberen Stockwerk. Minho. Ich rannte sofort nach oben und rannte weiter durch den nächsten Flur. Die Schüsse wurden immer lauter und plötzlich stand ich wieder genau vor der Tür, in die die Männer mich gebracht hatten. Genau vor der, wo sie mich töteten. Ich zögerte. Der Rauchgeruch war stärker hier.

„VERDAMMTE SCHEISSE. WO IST ER HIN?!" Minhos wütende Stimme schallte durch die Tür und all meine Angst verflog und ich stürmte durch die Tür. Der Raum brannte, Feuer war überall. Alles war rot und der Rauch stieg mir in die Nase. Mittendrin von dem Feuer sah ich wie Menschen kämpfen. Ich konnte Chan erkennen. Er kämpfte gegen die Wachen. Es waren so viele.

„WIR MÜSSEN IHN FINDEN!" Mein Blick fiel auf Minho und ich fiel auf die Knie. Er lebte. Er kämpfte gegen die Männer genauso wie Chan. Tränen liefen meine Wangen hinunter. Er hatte Blut im Gesicht, doch ich wusste nicht, ob es seins oder das der Männer war. Sie hatten mich noch nicht bemerkt.

Ihm ging es gut, doch wie lange würden sie es noch durchhalten bis die Flammen sie trafen oder bis die Männer sie überwältigen? Ich musste etwas machen. Ich musste ihnen helfen. Ich machte einen weiteren Schritt auf sie zu und mir fiel die Waffe, auf, die auf dem Boden lag. Mit zitterten Händen, griff ich nach ihr. Ich konnte ihnen helfen. Jedoch musste ich dafür töten.

Ich wusste nicht, ob ich dies nochmal konnte. Ich wollte es nicht tun. Das Bild von der Leiche war genau vor mir. Ich habe einen Menschen getötet. Ich war das. Sie schlugen Minho ins Gesicht und er viel zu Boden. Sie schlugen immer weiter auf ihn ein. Im nächsten Moment zielte ich mit der Waffe auf den Mann, der auf ihn einschlug. Bei jedem Schlag zog ein Stechen durch mein Herz.

Im nächsten Moment drückte ich ab und mit einem lauten Knall fiel der Mann zur Seite. Tränen liefen meine Wangen hinunter und ich erstarrte. Minhos Blick fiel auf mich. Diese braunen Augen. Jetzt wird alles wieder okay.

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„For him I would kill. For him, I will live"

Dancing in Nightmares | Minho Vampire ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt