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Minji POV

Dieser Kuss war anders als der erste. Minho legte so viele Gefühle in diesen einen Kuss. Dies machte mir bewusst, dass er nicht mehr zurückkommen würde. Es ist der letzte Kuss, weshalb er alles, was er fühlte hineinsteckte.

Weitere Tränen liefen meine Wangen hinunter. Meine Hand fand ihren Weg in seine Haare, als ich sanft durch sie fuhr. Ich drückte ihn näher an mich. Ich wollte dies nicht vergessen. Ich wollte ihn nicht vergessen.

Alles möglich von ihm nahm ich auf, versuchte mir alles zu merken. Wie sich seine Haare anfühlten, wie seine weichen Hände auf meinen Wangen lagen, wie es sich anfühlt in seiner Nähe zu sein, dieses Gefühl. Dieses komische, aber zugleich auch so gut anfühlende Gefühl, ich wollte es nicht vergessen. Niemals.

In dem Moment, wo sich unsere Lippen trennten und seine Hände meine Wangen verließen, hielt ich meine Augen geschlossen. Ich wusste, er würde gehen und ich wusste, ich könnte ihn nicht dran hindern.

Meine Atmung wurde schneller und lauter. Ich hörte, wie er aufstand und eine letzte Träne lief meine Wangen hinunter. Ich würde ihn nie mehr sehen. Wie sollte ich ohne ihn leben?

Meine Augen öffneten sich und meine Sicht war verschwommen, durch meine Tränen, doch ich erkannt, dass ich allein in meinem Zimmer war. Er war weg. Er würde nie mehr wieder kommen, obwohl er es versprochen hatte. Er hatte es versprochen, mich nie zu verlassen.

Leere füllte mich. Mein Herz hörte auf zu schlagen. Ich bekam keine Luft mehr und es war als würde die Zeit stoppen. „Du hast es versprochen", flüsterte ich leise und brach in meinem Bett zusammen.

Ich hatte nichtmal bemerkt, wie Felix mein Zimmer betreten hatte und zuckte zusammen, als seine kalte Haut auf meine traf. Mein Blick wanderte zu ihm hoch, als ich durch meine glasigen und vollkommen verheulten Augen ihn ansah.

Er schaute mich mitleidend an und strich mir über den Rücken. Ich konnte nicht fassen, dass er wirklich gegangen war. Alles ihn mir tat so weh und ich konnte nicht aufhören zu weinen. Am liebsten hätte ich mich in irgendein Loch verkrochen und wäre nie mehr herausgekommen.

Anscheinend hatte ich es wirklich nicht verdient, dass jemand mich liebt. Ich habe es nicht verdient, glücklich zu sein. Felix legte seine Arme um mich und ich zerbrach in ihn. In diesem Moment wollte ich nicht allein sein.

„Es ist besser so. Er hat das Richtige getan." Nein, es war nicht besser so. Ich wollte ihn bei mir haben. Er hatte es mir versprochen. Als er mich gebissen hatte, verspürte ich keinen Schmerz. Ich war ein wenig geschockt, doch ich verstand es.

Es musste schwer für ihn gewesen sein, sich so lange zurückzuhalten und als ich mir in den Finger geschnitten hatte... Es hatte es ausgelöst. Ich fühlte wieder, wie das Leben langsam aus meinem Körper verschwand, aber mir war dies egal gewesen, denn er war es. Ich vertraue ihm und mich störte es nicht. Es war ein komisches Gefühl, doch ich wollte auf keinen Fall, dass er sich schlecht fühlte. Ich wusste, er war nicht schuld. Es war der Drang gewesen, der ihn steuerte. Ich wusste, dass er sowas niemals extra machen würde.

Doch jetzt in diesem Moment wünschte ich mir lieber tot zu sein als ihn nie mehr zu sehen. Ich verstand, warum er ging. Er dachte, er wäre eine Gefahr für mich, dass ich Angst vor ihm hätte und ich versuchte alles, um es ihm weiß zu machen, dass dies nicht stimmte. Trotzdem ging er.

Er verließ mich und dies brach mir das Herz. Tausend einzelne Teile fielen nach einem lauten Knall zu Boden. Lauter kleine Scherben, die unmöglich waren, wieder zusammenzusetzen. Wie konnte ich glauben, ich hätte es jemals verdient, eine Person wie Minho in meinem Leben zu haben?

Es ist nur ein entfernter und unmöglich zu erreichbarer Traum. Wie konnte ich versuchen nach den Sternen zu greifen, wenn ich wusste, dass ich niemals einen kriegen würde?

Mir war nicht mehr klar, wie lange ich in Felix Armen noch lag und weinte, bis mich die Leere komplett gefüllt hatte und ich gar nichts mehr fühlte. Für mich war es irgendwie besser gewesen, gar nichts mehr zu fühlen als vor Schmerzen zu zerbrechen.

Gefühle sind zu stark. Sie zerreißen uns von innen nach außen, bis nichts mehr von uns übrig ist. Ich lag ein gekugelt in meinem Bett und wartete. Felix war gegangen, nachdem ich nach Zeit für mich gebeten hatte. Ich wartete, dass er zurückkommt, dass er mich nicht allein ließ. Doch er kam nicht.

Innerhalb Sekunden hatte ich das verlorenen, was mir am wichtigsten gewesen war. Meine Augen brannten vom Weinen und meine Nase war zu. Ich wusste nicht, wie lange ich dort lag. Immer wieder schlief ich ein und wachte wieder auf. Ab und zu kam Felix in mein Zimmer, mit einem Glas Wasser oder was zu essen.

Immer wieder sah er mich mit besorgten Augen an und sagte, ich solle essen. Jedoch war mein Hunger weg. Ich konnte nichts essen. Manchmal nahm ich einen Schluck von dem Wasser, damit er mich endlich wieder allein ließ.

Ich wollte nicht aufstehen. Ich wollte nicht weiter machen. Wie sollte ich denn auch ohne ihn leben? Er war die einzige Person, die mich glücklich machte. Die mir wieder zeigte, wie es ist, zu leben. Wie es ist einen Grund zu haben am nächsten Morgen aufzustehen. Doch jetzt war er nicht mehr da und ich sah keinen Sinn mehr darin, jemals wieder aufzustehen.

Ich hatte es ihm versprochen, nicht aufzugeben, doch er hatte sein Versprechen auch nicht gehalten. Warum sollte ich es tun? Ich lag wach und starrte auf meine Wand. In diesem Moment fühlte ich mich so leer. So voller Schmerzen, aber trotzdem leer. Es war schwer zu erklären, aber es tat weh.

Ich nahm nicht wahr, wie Felix die Tür öffnete und mein Zimmer zum wievielten Mal auch immer betrat, bis er genau vor mir stand. Er hockte sich auf den Boden, genau in mein Blickfeld. Einen kurzen Blick schaute ich auf ihm, doch als ich diese bemitleideten Augen sah, wendete ich meinen Blick wieder auf die Wand.

Ich wollte nicht bemitleidet werden. Ich war selber schuld daran gewesen, zu glauben, ich hätte ihn verdient. „Minji..." Er wartete ein bisschen, dass ich meine Aufmerksamkeit auf ihn richtete, doch ich wendete meinen Blick nicht von der Wand ab. „Du kannst nicht ewig hier liegen bleiben und du musst was essen. Das ist nicht gesund."

Ich blieb still und hoffte, er würde einfach wieder gehen, wie die anderen Male. „Du musst aufstehen. Du kannst nicht für immer hier liegen bleiben." Seine Stimme war ernst und besorgt, doch ich konnte ihm nicht das geben, was er wollte. Er strich mir über den Arm und seufzte verzweifelt.

„Iss wenigstens etwas, hmm?" Er wartete einen Moment auf eine Reaktion von mir, doch es kam nichts. „Minji. Bitte! Steh auf. Du kannst nicht für immer hier liegen bleiben." Seine Stimme wurde lauter und er flehte schon fast. „ICH WILL ABER.",schrie ich und drehte mich mit dem Rücken zu ihm.

Plötzlich es war alles still. Er sagte nichts. Ich hörte ein leises Schnauben und drehte mich zu ihm um. Tränen liefen seine Augen hinunter und ich sah ihn geschockt an. „Seit 3 Tagen liegst du hier und hast nichts gegessen. Ich mache mir Sorgen um dich. Du musst doch hungern. Warum tust du dir das alles an, nur seinetwegen?" Ich sah ihn immer noch komplett fassungslos an.

Minho war besonders für mich gewesen. Ich wollte nicht ohne ihn leben, doch Felix verstand dies nicht. „Es kann dir doch egal sein, wie es mir geht. Ich habe Minho geliebt. Du verstehst das nicht." Sagte ich doch etwas lauter, währenddessen Tränen meine Wangen hinunterliefen.

Ich war wütend, dass er mich nicht allein ließ. Ich war wütend, dass Minho gegangen war und ich war wütend, dass ich lebte. Das alles kam wieder hoch in diesem Moment und ich ließ es an ihm aus. Er sah mich fassungslos an. Eine weitere Träne lief seine Wange hinunter, als er mich mit glasigen Augen ansah. „Ich habe dich auch geliebt..."

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„Sometimes nobody can help you anymore."

Dancing in Nightmares | Minho Vampire ffWhere stories live. Discover now