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Am nächsten Morgen war Minho schon längst verschwunden und ich hatte mit dem Arzt geredet. Eine Krankenschwester begleitete mich zum Ausgang, nachdem alles geklärt war.

Sie sah noch ziemlich jung. Ihre langen blonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz hochgebunden. Ihr Make-up war dezent und sie sah ziemlich freundlich aus. Ihr Arm hielt mich davon ab, immer wieder umzukippen.

Der Arzt hatte damit nicht gelogen. Mein Kopf tat höllisch weh und mir wurde die ganze Zeit schwindlig. Ich bereute es jetzt schon darauf, eingegangen zu sein, dass Minho auf mich aufpasste, denn ich hatte nicht gedacht, dass ich wirklich nicht mehr allein laufen konnte.

5 Minuten vergangen bis ein Auto auf uns zu fuhr und vor uns anhielt. Ein Junge mit einer Kapuze übern Kopf, saß auf dem Fahrersitz. Obwohl er nicht sein Gesicht zeigte, wusste ich es war Minho, doch die Krankenschwester sah mich unsicher an.

„Das ist mein Freund. Vielen Dank nochmal." Mit einem Lächeln auf dem Gesicht sah ich sie an. Sie schaute noch einmal zu Minho, mit einem misstrauischen Blick und dann wieder auf mich. „Sind Sie sich sicher?" Erst nachdem ich nickte und sie mich für paar weitere Sekunden überlegend angeschaut hatte, öffnete sie die Autotür und half mir hinein.

Sie überreichte Minho ein Päckchen, mit den Worten. „Der Arzt hat ihr diese Tabletten verschrieben. Sie soll jeden Morgen und Abend eine nehmen." Er nahm die Tabletten, ohne was zu sagen und ohne sich in ihre Richtung umzudrehen und ich lächelte sie nochmal an.

Er durfte nicht erkannt werden. „Danke, schönen Tag noch."
„Ihnen ebenfalls." Sie lief langsam wieder Richtung des Krankenhauses. Minho fuhr sofort los und nahm seine Kapuze herunter, nachdem wir etwas weiter entfernt waren. Er sah ernst aus, konzentriert.

„Danke Minho." Er sah mich kurz verwirrt an, wendet sein Blick, aber direkt wieder auf die Straße. „Dafür, dass du nach mir schaust." Ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen, was sofort wieder verschwand. Süß.

Der Rest der Fahrt war es still zwischen uns und ich versuchte einfach nur meine Kopfschmerzen zu ignorieren. Meinen Kopf lehnte ich gegen das kalte Fenster, in der Hoffnung, dass es meinen Schmerz ein wenig lindern würde. Währenddessen versuchte ich mich auf die Aussicht zu konzentrieren, doch dadurch wurde mir noch schwindeliger und übel. Erschöpft schloss ich meine Augen und versuchte mich auf meine Atmung zu konzentrieren.

Für einen kurzen Moment spürte ich Minho's Blick auf mir, doch ignorierte das Gefühl. Wir kamen in ein Schlagloch, wodurch ich leicht gegen die Fensterscheibe knallte. Mein ganzer Körper fing an zu zittern und alles wurde still. Nur ein schrilles und unangenehmes piepsen erschien in meinem rechten Ohr, welches die Kopfschmerzen nur verschlimmerte. Meine Atmung wurde schneller, unregelmäßiger, bis es sich anfühlt, als würde mir jemand auf die Brust drücken.

Panik, Angst baute sich in mir auf und mir kamen die Erinnerungen an den Unfall zurück. Tränen fingen an, warm meine Wangen hinunterzulaufen. Ich spürte eine Hand an meiner Schulter rütteln und alles wurde wieder lauter. Erschrocken öffnete ich meine Augen.

„Minji! Was ist los? Beruhig dich." Er schaute immer wieder zu mir und zur Straße. Seine Augen besorgt und sein ganzer Körper angespannt. Ich wollte so schnell wie möglich aus dem Auto raus. „Wann sind wir da?" Meine Stimme brach und klang panisch. „Gleich, dauert nicht mehr lang. Schaffst du es noch?"

Er war total besorgt und verwirrt, doch er versuchte ruhig zu bleiben, um mich zu beruhigen. Ich nickte und kniff meine Augen zusammen, um den Drang hier raus zu müssen zu unterdrücken. Minho griff meine Hand und drückte sie einmal. Ich versuchte all meine Sinne nur auf ihn zu konzentrieren. Es beruhigte mich langsam.

Das Auto stoppte und ich öffnete meine Augen nur, um einen immer noch verwirrten Minho genau vor mir zu sehen. Ich griff sofort nach der Türklinke und fiel aus dem Auto. Mit den Händen stütze ich mich vom Boden ab, versuchend nach Luft zu schnappen. Minho kam sofort zu mir gerannt und hielt meine Schultern. Er hob mein Kinn, sodass ich ihn ansah.

„Atme Minji! Atme!" Ich sah ihm in die Augen und sah diese Wärme, das Vertraute in diesen braunen Augen. Endlich schaffte ich es wieder normal zu atmeten, nachdem ich auf seine Worte gehört hatte. Er half mir hoch und mir wurde sofort wieder schwindelig, doch er ließ mich nicht los.

Mein Herz schlug immer noch in einem so rasendem Tempo, dass ich dachte, es würde jederzeit aus mir herausspringen. Wir betraten meine Wohnung und er brachte mich sofort in mein Bett und verschwand, nur um ein paar Sekunden später mit einem Glas Wasser zurückzukommen. Er gab mir das Glas und eine Tablette, die ich ohne weiter nachzudenken nahm.

„Geht es wieder?" Vorsichtig setzte er sich auf mein Bett, ohne seine sanften braunen Augen von mir abzuwenden. Er war besorgt, verwirrt, doch da war noch was anderes. Etwas machte ihn fertig, verrückt. Ich hoffte nur, es ging ihm gut.

„Ja, danke." Er richtete seinen Blick auf den Boden als auch seine Atmung unregelmäßiger wurde. „Du solltest dich noch ein bisschen ausruhen." Ruckartig stand er auf und verließ mein Zimmer. War es der Durst gewesen?

Vielleicht überforderte ich ihn doch, wenn er auf mich aufpassen muss? Mein Kopf bereitete mir immer noch Kopfschmerzen und die Panikattacke hatte dabei nicht geholfen.

Kurz nachdem ich den Unfall mit meiner Familie hatte, konnte ich in gar kein Auto steigen und hatte panische Angst. Es kam erst mit der Zeit, dass ich mich wieder dran gewöhnte mit dem Auto zu fahren, doch ich machte nie selbst den Führerschein, das war mir zu viel. In diesem Jahr waren die Panikattacken, im Auto, wenige Male vorgekommen und meistens nur mit einem Auslöser, doch es war jedes Mal ein schreckliches Gefühl.

Ich versuchte Minhos Rat zu befolgen und mich ein wenig auszuruhen, doch meine Gedanken hielten mich wach. Sollte ich doch lieber Junseo oder Yuna fragen, ob sie auf mich aufpassen können? Ich wollte Minho nicht belasten, besonders nicht, wenn es ihm schwerfiel sich unter Kontrolle zu halten.

Angst hatte ich vor ihm nicht. Ich vertraute ihm vollkommen, auch wenn ich nicht ganz wusste wieso, doch er gab mir dieses warme und vertraute Gefühl jedes Mal, wenn er mich mit diesen dunkelbraunen Augen ansah. Ich möchte dies nie wieder loslassen.

Aber handelte ich so zu egoistisch? Immerhin war es seine Entscheidung auf mich aufzupassen, doch überforderte es ihn? Wie sollte ich mich wohl in seiner Nähe fühlen, wenn ich wusste, dass er mit all seiner Kraft versucht dagegen anzukämpfen mein Blut trinken zu wollen?

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„It's hard to believe that somebody care for you, when nobody did before"

Dancing in Nightmares | Minho Vampire ffWhere stories live. Discover now