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Zeit heilt alle Wunden. Bis heute glaubte ich dran, doch ich merkte, dass dies nicht stimmte. Wunden, die tief in einem verborgen sind, heilen nie, man lernt nur besser, mit ihnen umzugehen, doch sie bleiben für immer bestehen. Sie sind nicht wie kleine Kratzer oder Knochenbrüche, welche sich selbst wieder reparieren. Sie sind kleine Messerstiche, welche tief in unserem Herzen verborgen sind. Sie beginnen zu bluten und zu schmerzen, doch man kann nichts dagegen tun. Man lernt nur, sich daran zu gewöhnen, bis man es nicht mehr aushält.

Meine Kopfschmerzen waren besser, als am Abend davor und mein Fieber war mittlerweile auch wieder gesunken. Ich war grade erst aufgewacht und hörte Minho in der Küche was machen. Automatisch fasste ich mir an meine Lippen, als die Erinnerungen, von der letzten Nacht zurückkamen.

Mein ganzer Bauch fing an zu kribbeln, als würden tausende Schmetterlinge dort fliegen. Er wollte bei mir sein. Bei mir. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Er wollte in meiner Nähe sein, obwohl es ihm schwerfiel sich zu kontrollieren und es ihm deshalb weh tat.

Selbst nach dem Kuss klang er nicht ganz überzeugt von seiner eigenen Aussage. Ich hoffte einfach, er würde sich nicht schaden. Das würde ich niemals zulassen, auch wenn ich ihn dafür nie mehr sehen konnte.

Langsam stand ich vom Bett auf, weshalb mir schwindlig wurde und für einen kurzen Moment begann es sich alles zu drehen, doch ich blieb stehen. Nachdem es aufgehört hatte, lief ich mit kleinen Schritten zur Küche. Noch bevor ich sie erreichte, kam Minho schnell neben mich und stütze mich, nachdem er mich gehört hatte.

„Ist schon ok.", wollte ich ihn beruhigen, doch er schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass es meine Schuld ist, wenn du umfällst." Ich warf ihm einen genervten Blick zu, doch ließ mich von ihm in die Küche führen.

Sein Atem war unregelmäßig und er wirkte nervös. Erstaunt sah ich ihn an, als ich den gedeckten Tisch sah. Es erinnerte mich daran, wo ich bei ihnen bleiben musste und er immer für mich gekocht hatte. „Ich muss noch grad die Pfannkuchen fertig machen." Er setzte mich auf den Stuhl und stellte sich wieder zum Herd.

Ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Er trug ein schwarzes Shirt und eine Jogginghose. Seine braunen Haare fielen ihm ins Gesicht. Mein Blick fiel auf seine Lippen und es fing wieder an in meinem Bauch zu kribbeln. Ich wollte sie nochmal spüren, nur um zu wissen, dass es kein Traum war.

Er drehte sich zu mir um und mein Blick schweifte sofort auf den Tisch, als meine Wangen rot wurden. Vorsichtig stellte er den Teller vor mich ab und setzte sich dann neben mich. Sofort kam mir der Geruch von den Pfandkuchen entgegen und ich fing an zu essen

Sein Essen schmeckte immer so gut und ich wunderte mich, wie er das konnte. Wenn ich in der Küche versuche etwas zu kochen, schmeckte es erstens schrecklich und zweitens habe ich Glück, wenn bei mir die Küche nicht abfackelt.

„Danke, es schmeckt echt gut", sagte ich mit voll gestopften Mund und er grinste. „Ich weiß." Seine Augen schweiften auf meinen Nacken für einen Moment und seine Unterlippe fing an zu zittern. Sofort wendet er seinen Blick wieder auf den Tisch. Er benahm sich komisch. Hatte er wieder Durst?

Nachdem ich fertig war, begann er damit die Teller wegzuräumen und hielt mich davon ab ihm zu helfen. „Willst du Fernseher schauen oder was anderes machen? Ich muss nochmal kurz los." Ich sah ihn überrascht an, nickte aber dann. Er ist nicht verpflichtet, hier zu sein.

„Ja, ich schaue Fernseher." Langsam stand ich auf und mir wurde direkt wieder schwindlig, weshalb Minho sofort wieder meinen Arm stütze und mich ins Wohnzimmer brachte. Er zitterte ein wenig und ich begann mir Sorgen zu machen.

„Es wird nicht lange dauern. Ich komme so schnell zurück, wie ich kann." Ich versuchte ihn mit einem Lächeln zu beruhigen, als ich mich hinsetzte. „Lass dir Zeit. Ich komme klar." Sein Blick war unsicher, doch er nickte. „Bitte sei vorsichtig und laufe besser nicht allein herum."
„Ist gut, ich passe auf. Du kannst ruhig gehen." Er warf noch einen kurzen Blick auf mich, als sein ganzer Körper immer mehr anfing zu zittern. Der Blutdurst machte ihn fertig.

Vielleicht sollte ich doch Yuna oder Junseo fragen. Jedoch war er so besonders. Ich wollte ihn nicht gehen lassen. Vielleicht warte ich noch ein bisschen ab, kann ja sein, dass es besser wird. Hoffte ich zumindest.

Nachdem er gegangen war, machte ich mir einen Film an und deckte mich zu. Die Zeit verging und Minho war noch nicht zurück. Ich merkte, wie ich langsam müde wurde und schloss meine Augen.

Felix POV

„Mach es nochmal, war schon fast perfekt", sagte Chan mir und ich sang meine Lyrics ins Mikrofon fürs siebte Mal. Normalerweise habe ich es nicht so schwer und es klingt meistens in den ersten drei Versuchen schon gut, doch ich machte mir Sorgen. Sorgen um Minji.

Ich wollte eigentlich sofort nach ihr sehen, doch ich wusste nicht, ob sie mich sehen wollte. Was sollte ich ihr sagen? Wie würde sie reagieren? Als ich mich doch dazu entschieden hatte, nach ihr zu sehen, weil ich es nicht mehr aushielt, nicht zu wissen, ob es ihr gut ging, hielt mich Chan mit den Aufnahmen auf.

Schon seit drei Stunden war ich mit ihm im Studio und ich konnte nicht einfach verschwinden. Was sollte ich ihm sagen? Ich hatte keinen Grund jetzt einfach zu verschwinden, weshalb ich warten musste bis wir fertig waren. Zum letzten Mal sang ich meinen Text ins Mikrofon.

Nachdem Chan mir einen Daumen hoch gegeben hatte, kam ich aus dem Aufnahmeraum, in der Hoffnung jetzt endlich fertig zu sein. Minho kam zur Tür rein, sein Blick neutral. „Soll ich jetzt schon rein?", fragte er Chan, welcher nickte. Minho sah mich kurz an und ging an mir vorbei in den Aufnahmeraum.

Er verhielt sich komisch. Gestern hatte ich ihn den ganzen Tag nicht einmal gesehen und er hatte noch nicht mal in seinem Zimmer geschlafen. Ich fragte mich, wo er gewesen war. Er ging sofort ans Mikrofon, als hätte er es eilig. Etwas stimmte nicht, doch in dem Moment war es mir egal, ich musste Minji sehen.

„Bin ich jetzt fertig?", fragte ich Chan, welcher sich zur mir umdrehte. „Ja, alles fertig. Kannst ruhig gehen." Ich nickte und verschwand sofort aus dem Studio und verließ das Gebäude. Direkt machte ich mich auf dem Weg zu ihrer Wohnung und blieb vor ihrem Fenster stehen.

Sie lag auf dem Sofa und schlief. Ihr ging es gut. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich konnte mich endlich wieder beruhigen. Ich sollte gehen, da ich wusste, dass es ihr gut ging, doch ich konnte meinen Blick nicht von ihr wenden.

Ich sollte mich persönlich bei ihr entschuldigen. Doch wollte sie mich überhaupt sehen? Was sie noch sauer auf mich? Oder hatte sie mich schon längst vergessen? Mein Kopf konnte nicht still sein, als tausend von Fragen durch meinen Kopf gingen.

Sie bewegte sich und ich sah, wie sie ihre Augen öffnete und anfing sich zu strecken. Ich sollte gehen. Sie rieb sich verschlafen die Augen und gähnte einmal. Langsam sah sie sich um und ihr Blick fiel auf mich.

Mein ganzer Körper erstarrte und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Sie war überrascht, schien jedoch nicht sauer. Ihr Mundwinkel hoben sich und sie fing an zu lächeln. Sie lächelte als sie mich sah.

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„Everytime I thought I had done something right, the universe proved me  I was wrong."

Dancing in Nightmares | Minho Vampire ffWhere stories live. Discover now