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Alles, was ich fühlte, schwächte in dem Moment ab, in dem ich die Gasse verließ. Ruckartig blieb ich stehen, völlig aus der Puste landete ich auf meinen Knien. Mein Atem war unregelmäßig und ich hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen.

Junseo erreichte mich, hockte sich vor mir auf den Boden und hielt meine Schultern. Mein Blick auf den Boden gerichtet, hörte ich ihn aufgewühlt mit mir reden. "Atme! Minji! Tief einatmen und wieder aus." Ich konzentrierte mich auf seine Stimme und tat, was er sagte.

Langsam wurde mein Atem wieder regelmäßiger, jedoch begannen Tränen meinen Wangen herunterzulaufen. Er legte seine Arme um mich und umarmte mich, währenddessen er beruhigend über meinen Rücken strich. Ich schluchzte nur noch leise und war verzweifelt.

Ich wusste nicht, wieso ich weinte, alles fühlte sich schrecklich unangenehm an. Er stand vorsichtig mit mir auf und hielt mich nah an sich, währenddessen wir zu mir nach Hause gingen. Den ganzen Weg über redete er beruhigend auf mich ein und ich versuchte mich nur darauf zu konzentrieren, doch die Gedanken kreisten in meinem Kopf.

Wie ein Bumerang kamen sie immer wieder zurück, nach dem ich sie zu lange verdrängt hatte. Durch den Weg durch die Gasse wurde es wieder ausgelöst, es war zu viel für mich gewesen. Ich konnte es nicht aushalten und musste so schnell wie möglich da weg.

Es war wie als würde meine Angst mich auffressen und es hatte sich schrecklich angefühlt. Wir standen vor meiner Haustür und er fragte nach meinem Schlüssel, ich gab ihn ihm und er schloss auf, führte mich zu meinem Bett und legte mich dort hin.

Mein ganzer Körper zitterte, doch ich konnte langsam wieder richtig denken. Junseo holte ein Glas Wasser und gab es mir. Das Wasser lief kalt meinen Rachen hinunter und mein Atem wurde langsamer. "Was war los? Geht es dir jetzt wieder besser?" Er setzte sich neben mich aufs Bett und deckte mich vorsichtig zu.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und sah ihn still an. In seinen Augen sah ich seine Besorgnis. "Ja, mir geht es wieder gut. Ich glaube, ich hatte nur einen kleinen Schock." Er sah mich sehr besorgt an und strich über mein Bein. "Es sah aber nicht aus wie ein kleiner Schock. Sicher, dass du die 2 Wochen wirklich bei deiner Oma warst? Du kannst mir alles erzählen, das weißt du." Leider konnte ich es nicht.

Am liebsten hätte ich ihm alles erzählt, was passiert war. Als Yuna, Junseo und ich noch klein waren hatten wir uns immer alles erzählt und waren für den anderen da. Ich weiß noch, wo wir in der 3. Klasse waren und ich und Yuna beleidigt und geärgert wurden, weil wir nicht die schönsten waren. Junseo hatte uns verteidigt, was dazu führte, dass er von den Jungs verprügelt wurde.

Doch ihm hatte es nichts ausgemacht. Ihm war es egal wie es ihm ging in diesem Moment, er fragte nur, ob es uns gut ging. Immer hatte er alles für uns getan und wir für ihn. Doch jetzt konnte ich nichts machen, als sie anzulügen.

Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen und wusste zuerst auch nicht, was ich antworten sollte. Durch meine Nervosität spielte ich mit meinen Fingern und kaute an meiner Lippe.

„Ich war bei meiner Oma. Es ist nichts passiert. Es war wirklich nur ein kleiner Schock, mehr nicht." Als ich ihm in die Augen sah, bereute ich es sofort. Sein Gesichtsausdruck zeigte Besorgnis und seine Freundlichkeit. Ich wollte ihn nicht anlügen, doch es ging nicht anders. "Ok, aber du weißt, du kannst mir immer alles erzählen und ruf an, wenn es dir wieder schlechter geht, ok?" Er machte eine Pause.

„Ist es okay, wenn ich in meine Wohnung gehe oder möchtest du nicht allein sein?" Ich zwang ein Lächeln auf mein Gesicht und hoffte, es würde überzeugend rüberkommen . "Du kannst ruhig heim gehen und danke nochmal." "Kein Problem. Bis morgen." Er verließ mein Zimmer und ich hörte noch wie er meine Haustür schloss.

Alles war wieder still. Und wie sehr ich diese Stille hasste. Es fraß mich von innen nach außen auf und es machte mich fertig. Ich wusste nicht mehr, wieso ich vor diesen drei Wochen mein Leben gemocht habe, wie sehr ich es gemocht habe, allein zu sein. Ich wusste nicht mehr, wie ich so leben konnte, ohne mich einmal beschwert zu haben.

Bei den Jungs hatte ich mich besser gefühlt, ohne es überhaupt bemerkt zu haben, wie gut sie mir taten. Und ich wusste nicht, weshalb oder wieso ich sie so mochte, denn sie waren doch Vampire und ich ihre Nahrung. Ich sollte Angst vor ihnen haben, wie an unserer ersten Begegnung, doch jetzt hatte ich nicht mehr Angst vor ihnen. Ich hatte angefangen ihnen zu vertrauen und ich verzeihe Felix.

Ich wusste jetzt, dass es nicht ihre Schuld ist, wenn so etwas passiert und ich wusste, dass sie sich jetzt kontrollieren konnten. Es war der Zeitpunkt gekommen, wo ich anfing, mich bei ihnen wohl zu fühlen. Aber es war klar, dass es dann aufhört, wenn es mir gut geht. So war es schon immer und so wird es auch immer bleiben. Ich werde sie nie mehr sehen und damit musste ich mich abfinden.

Doch alles in mir wollte das Gegenteil, nur meinem Kopf war bewusst, dass es das Richtige war. Ich merkte, wie müde mich das ganze gemacht hatte. Die Angst war wieder verschwunden, sobald ich diese Gasse verlassen hatte und nachdem ich mich beruhigt hatte, war alles wieder gut. Doch dadurch fühlte sich mein ganzer Körper schwach und ausgelaugt an.

Währenddessen ich immer noch über alles nachdachte, versuchte ich zu schlafen. Doch die Erinnerung hielten, mich trotzt meiner Müdigkeit wach. Ein leises Prasseln war dann zu hören und ich schaute zu meinem Fenster. Die Regentropfen vielen nacheinander immer wieder auf das Fenster und ließen wieder diese kleinen Punkte bilden.

Mir kam dieser eine Tag vor Augen. Als ich mit Minho vor dem Fenster saß und wir am Abend spazieren gingen. Wie er mich mit der Wärme in seinen dunkelbraunen Augen angeschaut hatte. Wie ich mich gefühlt hatte und was er in mir ausgelöst hatte. Wie er mich ansah, als wäre etwas in mir wert angesehen zu werden.

Nur der Gedanke an ihn ließ mein Herz schneller schlagen und die Schmetterlinge in meinem Bauch herumflattern. Jedoch schmerzte es ebenso doll. Ich schloss meine Augen und versuchte mir alles an ihm vorzustellen, bis ich ihn bildlich vor mir sah. Das Lächeln und genauso wie die eine Träne, die meine Wange hinunterlief, konnte ich mir nicht unterdrücken.

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„The day I met you, my heart decided to be yours."

Dancing in Nightmares | Minho Vampire ffWhere stories live. Discover now