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Laute Musik fing an, aus den Lautsprechern zu dröhnen. Die Lichter flatterten über die Menge, in so vielen verschiedenen Farben. Ich spürte, wie mein Herz zum Beat des Songs schlug und die Aufregung in mir anfing zu steigen.

Es wirkte alles so unreal. Ich war von so vielen verschiedenen Menschen umgeben, aus verschiedener Herkunft, aus verschiedenen Kulturen und trotzdem waren alle nur aus demselben Grund hier. Für mich fühlte es sich jedoch so anders an, als sie alle die Bühne betraten.

Ich kannte sie persönlich, ich wusste, wie sie sind, wie ihre Persönlichkeit war, auch wenn ich nicht mit allen gleich viel Zeit verbracht hatte. Wie komisch es ist, sie so zu sehen. Sie wirkten anders.

Heute Morgen hatte ich das Ticket noch auf meinem Küchentisch liegen sehen und war mir immer noch unsicher gewesen, ob ich gehen sollte. Ich musste mit ihnen abschließen, um sie vergessen zu können. Um Minho vergessen zu können. All meine Überlegungen haben mich trotzdem hierhergeführt. Jeder Teil meines Körpers wollte sie wieder sehen, sie alle, doch da war diese Stimme, die mir immer wieder sagte, dass es nicht das richtige wäre.

Ich sah diesen Abend als meinen letzten Abschied, auch wenn sie mich nicht sehen würden. Mein Blick schweifte über sie alle und stoppte bei Felix. Wie leid es mir tat. Wie er sich wohl gefühlt haben muss, doch ich konnte nichts dran ändern. Selbst wenn ich gewusst hätte, was passiert, wäre ich nicht sicher gewesen, was ich anders hätte machen sollen, ohne ihn dabei abzuweisen und es tat mir so unendlich leid.

Es war wie ein Stich ins Herz gewesen, welches danach langsam verblutete. Sie alle liefen weiter nach vorne und begannen mit der Choreografie und sangen dabei. Es war das erste Mal, dass ich sie live singen hörte und es war so faszinierend.

Als ich Minhos Stimme erkannte, schaute ich sofort zu ihm. Er tanzte mit so viel Leidenschaft und seine Stimme klang einfach nur so unreal. Er trug eine schwarze Hose mit einem oversized Shirt, was vorne in seine Hose gesteckt war. An seiner rechten Schulter hatte das Shirt ein paar blaue und silberne Details und er trug eine schwarze Krawatte, welche locker um seinen Hals hing. Um seinen Hals und am Handgelenk trug er silbernen Schmuck, welcher perfekt zu den silbernen Details auf seinem Shirt passte.

Das ganze Outfit passte zu ihm und ließ ihn so unecht und attraktiv wirken. Wenn er nicht vor meinen Augen wäre, würde ich nicht glauben, dass er real wäre. Der erste Song war zu Ende und die Lichter fielen auf die einzelnen Member. Minho sah aus wie als wäre er nicht von dieser Welt. Alles an ihm wirkte so unecht. Er war so schön, dass ich nicht verstand, wie er existieren konnte.

Meine Erinnerung schweiften zurück zu dem Moment, wo ich Minho ohne Oberteil, in seinem Zimmer stehen sah. Ich spürte, wie meine Wangen sich, beim puren Gedanke an ihn, erwärmten. Die Musik sprang um zum nächste Song und sie gingen alle in Position.

Immer noch konnte ich meinen Blick nicht von ihm wenden. Er war so konzentriert und machte keine Fehler. Er wirkte so fokussiert, aber auch erschöpft. Nach dem Song machten sie eine Pause und liefen auf der Bühne umher, um die Schilder in der Menge besser sehen zu können.

Han kam an den Bühnenteil, wo ich genau davor stand und ich zog die Kapuze mehr über mein Gesicht und schaute zum Boden, sodass er mich nicht erkannte. Ich wurde nervöser und mein Atem schneller. Ich hörte ihn kurz lachen und sah aus meinem Augenwinkel wie er langsam weiter ging und ich schaute langsam auf und erstarrte als sich meine Augen mit Minhos trafen, welcher jetzt genau an der gleichen Stelle stand, wo Han eben war.

Man erkannt, wie geschockt er war und mich einfach nur komplett fassungslos ansah. Ich denke, Felix hatte ihnen nicht erzählt, dass ich vielleicht heute hier sein würde. Er untersuchte mich von oben bis unten und ich hatte das Gefühl mein Herz würde stehen bleiben und als würde ich jeden Moment zusammen brechen.

Meine Wangen erwärmten sich, als keiner von uns den Augenkontakt brach. Freude, Fassungslosigkeit und Wärme spiegelten sich in seinen Augen wider. Sein Blick war nicht mehr kalt wie beim letzten Mal und man sah, wie er die Kontrolle darüber verlor, seine Fassade standhaft zu halten, in dem Moment wo er mich in der Menge entdeckte. Ein paar Schweißtropfen hatten sich auf seiner Stirn gebildet, vom Tanzen.

Plötzlich wirkte er total nervös. Ich sah wie seine Hände anfingen zu zittern und er sah mich ängstlich an. Er wirkte komplett verstört und neben der Spur, wodurch ich ebenfalls Angst bekam. Angst, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Was war los?

Am liebsten wäre ich auf die Bühne geklettert und hätte ihn umarmt, doch ich konnte nicht. Seine Augen veränderten sich. Sie wurden komplett schwarz und er hielt sich sofort seinen Arm vor seine Augen und lief Backstage von der Bühne.

Alles in mir wollte sofort zu ihm und nach ihm sehen. Ich musste zu ihm. Jetzt. Panik war in meinem ganzen Körper und meine Hände fingen an zu schwitzen. Ich sah wie Felix und Chan bemerkten, wie Minho die Bühne verließ und Chan lief ihm hinterher.

Ich dachte, sie würden nur schwarze Augen bekommen, wenn sie Blut trinken oder Durst haben. Was war los mit ihm? Etwas stimmte nicht und ich wollte unbedingt zu ihm. Doch wie? Wie konnte ich zu ihm kommen? Es war unmöglich und mein Herz fing an, in meiner Brust zu stechen.

Mir wurde schwindelig und ich war todmüde, was wahrscheinlich daran lag, dass ich die letzten beiden Tage nicht wirklich geschlafen hatte. Mein Kopf dröhnte und mir wurde alles zu laut. Die Lichter zu hell. Die vielen Menschen zu eng. Alles war zu viel für mich und mein Atem wurde immer schneller und mir wurde übel.

Meine Sicht verschwamm und ich kniff meine Augen zusammen, doch es half nicht. War ich schuld, dass er so schnell weggerannt ist? Was, wenn jemand es gesehen hatte? Was, wenn sie es herausfinden? Ich wäre schuld. Ich hätte nicht herkommen sollen. Ich hätte heim bleiben sollen. Ich wünschte, ich hätte sie niemals persönlich getroffen.

Jemand knallte gegen mich und ich verlor meine Balance und landete auf dem Boden. Alles passiert so schnell und mein Kopf knallte auf den Boden und mir wurde schwarz vor Augen. Ein stechender Schmerz schoss durch meinen Kopf, doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich hörte die Menge schreien. Jemand lief zu mir und ich hörte die Stimme von Felix. Ich spürte wie jemand mich aus der Menge zog und danach war alles weg.

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„Why does it hurt me, when he's hurt?"

Dancing in Nightmares | Minho Vampire ffWhere stories live. Discover now