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„Dad mach die Musik lauter", rief ich durchs Auto. „Nein ich will jetzt keine Musik hören", meckerte meine kleine Schwester. „Nein, Dad mach bitte lauter", schrie ich nochmal. „Das ist laut genug, ich muss mich konzentrieren."
„Bitte, das ist mein Lieblingssong."
„Nein, das reicht so."

Ich hörte nicht auf und fragte immer weiter nach, bis mein Vater ausrastete und mich anmeckert. „Nein ist nein und jetzt sei ruhig." Als er sich wieder nach vorne umdrehte, kam uns ein LKW entgegen. Die Reflexe meines Vaters ließen das Lenkrad nach links schweifen, doch es war zu spät und der LKW rammte in uns rein.

Mein Kopf knallte gegen die Scheibe und das Auto überschlug sich mehrmals. Alles war plötzlich still. Meine Ohren waren taub, meine Augen geschlossen, mein Kopf tat höllisch weh und alles drehte sich. Ich konnte mich nicht bewegen, nur ein unkontrolliertes Zucken ging immer wieder durch meinen Körper. Meine Augenlider fühlten sich schwer an und ich wollte sie öffnen. Ich wollte sehen was los ist, doch ich konnte nicht.

Mein Herz schlug in einem rasendem Tempo und mein Atem wurde immer schwerer. Es fühlte sich an, als würde etwas auf meine Brust drücken, um mir mein Atmen zu erschweren. Plötzlich wurde alles lauter und ich hörte Sirenen und immer noch mein Lieblingslied im Radio laufen. Langsam verlor ich das Bewusstsein und alles war weg.

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Ich schreckte vom Bett auf. Tränen liefen warm meine Wangen hinunter und ich schwitze, zitterte aber im selben Moment. Langsam wurde mir klar wo ich war und ich fing an mehr zu weinen.

Mein Gesicht in meinen Händen, meine Beine an meine Brust gezogen. Ich atmete schwer und all die Schuldgefühle kamen zurück. Ich wusste, dass es ein Alptraum war, doch das Schlimme daran, dass es wirklich passiert ist.

Alle Erinnerungen kamen zurück, wie ich dann in dem Krankenhausbett aufwachte und sie mir sagten, dass keiner aus meiner Familie es überlebt hatte. Wie leer ich mich in dem Moment gefühlt hatte, wie sehr ich geweint hab und wie sehr es mir leidtat. Warum wollte ich auch unbedingt diesen scheiß Song hören? Hätte ich es nicht einfach gelassen, dann würden meine Eltern und meine kleine Schwester noch leben. Seitdem konnte ich diesen Song nie mehr hören.

Ich lag immer noch heulend in meinem Bett, als plötzlich meine Tür aufging. Ich zuckte zusammen und sah erschrocken zur Tür. Als ich Felix durch meine wässrigen Augen erkannte, schämte ich mich sofort und wischte die Tränen weg, doch er hatte es schon bemerkt.

Sein Gesichtsausdruck änderte sich von einem Lächeln zu einem besorgtem Ausdruck, innerhalb einer Sekunde. Sofort saß er neben mir und nahm mich direkt in den Arm. Ich war überrascht, doch konnte die Tränen nicht weiter unterdrücken und weinte in sein Shirt.

Er strich mir sanft über den Rücken und redete beruhigend auf mich ein. „Ein Alptraum?" Ich nickte in sein Shirt, nicht in der Lage Worte zu bilden. „Er ist vorbei. Es ist alles gut. Es war nur ein Traum." Hätte er nur recht. Ich schüttelte den Kopf und sah ihn mit angeschwollenen Augen an. „Er ist wahr und ich bin schuld."

Ich weinte weiter und er sah mich verwirrt an und strich mir wieder über meinen Rücken. „Möchtest du darüber reden?" Ich schüttelte den Kopf. Niemand soll erfahren, dass ich der Mörder meiner Familie bin. Ich schämte mich zu sehr. Ich fühlte mich schlecht. Seitdem es vor 3 Jahren passiert war, wollte ich niemanden je wieder zur Last fallen, dass ich niemanden mehr Schaden würde. Ich wollte nicht, dass noch jemand meinetwegen stirbt.

Mir wurde bewusst, dass ich diese Regel, seitdem ich die Jungs getroffen habe, gebrochen habe und Felix in Gefahr brachte. Mir war es nicht aufgefallen, wie sehr ich sie in Gefahr brachte. Mir war nicht aufgefallen, wie egoistisch ich gehandelt hatte. Ich fühlte mich noch mehr schuldig und ließ von ihm ab und wischte meine Tränen weg. Er sah mich besorgt an und strich vorsichtig eine Strähne aus meinem Gesicht.

„Geht es wieder?" Nein. „Ja, danke" Ich zwang ein Lächeln auf meine Lippen. Er sah nicht ganz überzeugt aus, aber hörte auf, weiter darauf herumzuhacken. „Warum bist du hier?", fragte ich mit einer gebrochenen Stimme, um das Thema zu ändern.

Er wurde direkt rot und fuhr sich durch seine Haare. „Ich habe gedacht...ich wollte dir Frühstück machen...da du erzählt hattest, dass du heute freihast." Ich sah ihn überrascht an und meine Wangen erwärmten sich leicht. Ich fühlte mich noch schlechter. „Das hättest du nicht machen müssen." Er lächelte. „Ich wollte aber"
„Und was ist mit Chan, was hast du ihm erzählt?" Felix sah mich überrascht an. „Da heute Samstag ist...und wir heute nichts geplant hatten, habe ich ihm erzählt ich wäre bei einem Freund."

Ich nickte verständlich und sah ihn dann fragend an. Er stand auf und hielt mir seine Hand hin. Ich nahm sie und folgte ihm in die Küche, wo der Tisch schon gedeckt war, mit leckeren Essen. Ich sah ihn überrascht an. „Felix...das hätte echt nicht sein müssen."
„Wieso? Ich wollte dich überraschen."
„Das ist dir gelungen, danke."

Ich fühlte mich erbärmlich und es fühlte sich noch schlimmer an, dass ich froh war in dem Moment Gesellschaft zu haben. Doch ich wusste, er musste später gehen. Es ist das beste so.

Er setzte sich mit mir an den Tisch und ich traute mich gar nicht zu essen. Doch er bestand darauf, und ich fing vorsichtig an zu essen, währenddessen er mir zu sah und wir uns unterhielten. Er hatte ein warmes Lächeln auf den Lippen und seine Augen waren ebenfalls dunkelbraun, jedoch ein helleres als Minho. Seine blonden Haare waren ein wenig durcheinander, da er sich mehrmals durch die Haare fuhr. Auf seinen Wangen waren so viele kleine Sommersprossen, die wie kleine Sterne über sein Gesicht liefen.

Er beobachtete jede meiner Bewegung und hatte dieses Funkeln in seinen Augen, was ich mir nicht ganz erklären konnte. Ich verstand immer noch nicht ganz, warum er jeden Tag das Risiko einging, hier herzukommen. Er hatte zwar erzählte, dass ich ihm leidtat, aber da musste noch mehr dahinter stecken. Etwas war anders mit ihm, seitdem ich wieder bei ihnen aufgetaucht war, doch ich konnte es mir noch nicht erklären.

Ich aß auf und fing dann an, den Tisch abzuräumen, um das Geschirr zu waschen. Er stand sofort auf und wollte mir den Teller aus der Hand nehmen und ich sah ihn überrascht an, aber schüttelte den Kopf. „Ich wasche das Geschirr. Setzt dich wieder hin." Er sah mich kurz überlegend an, lässt den Teller dann los, aber fängt an den Rest vom Tisch abzuräumen.

„Ich räume auf, es war schon genug, dass du für mich Frühstück gemacht hast." Er lächelte mich an. „Ich helfe dir aufräumen"
„Nein, brauchst du nicht, setzt dich hin."
„Nein, ich helfe dir."
„Aber..." Er hielt einen Finger vor meinen Mund und lächelt. Ich merke, wie ich leicht rot werde. Was passiert hier?

„Ich hab gesagt, ich helfe dir." Ich sah ihn überrascht an und mied den Augenkontakt. Ich drehte mich herum und ging zum Waschbecken und fing an, das Geschirr zu spülen. Er machte mich so nervös. Warum tat er das? Ich fühlte mich immer schlechter. Nach 10 Minuten war die komplette Küche wieder aufgeräumt und ich sah ihn fragend an.

Warum war er immer noch hier? Warum tat er das alles? Ich war zwar dankbar für seine Gesellschaft, aber ich wollte, nicht, dass er so viel für mich tat. Ich wollte nicht, dass er weiter dieses Risiko einging.

„Ich wollte dich noch was fragen", sagte er mich mit einem sanften Lächeln und fuhr sich nochmal durchs Haar. Mir fiel auf, dass dies eine Geste war, die er immer macht, wenn er nervös war. Ich nickte und wartete auf seine Frage. Er griff in seine Hosentasche und holte einen Zettel heraus. „Ich wollte dich fragen, ob du...zu unserem nächsten Konzert, in drei Tagen kommen möchtest?" Er wurde leicht rot und ich sah ihn geschockt an.

Ich wollte schon immer auf ein Konzert von ihnen gehen, doch ich konnte das nicht annehmen. Er war ein guter Freund von mir geworden und ich mochte ihn sehr. Deshalb konnte ich seine Freundlichkeit nicht mehr so ausnutzen. Auch jetzt lächelte er mich weiter an und war liebevoll. Ich verstand immer noch nicht, wie er ein Vampir sein konnte.

„Ich kann das nicht annehmen." So sehr ich es auch wollte, ich fühlte mich zu schlecht. „Doch natürlich, ich bestehe darauf." Er drückte mir das Ticket in die Hand und ich wollte es nicht annehmen, doch er zwang es quasi in meine Hand.

Ich fühlte mich so schlecht und hielt ihm das Ticket wieder hin. „Felix...du solltest gehen." Und sein Lächeln verschwand.

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„What if I hurt someone again?"

Dancing in Nightmares | Minho Vampire ffWhere stories live. Discover now