||Kapitel 27||

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In den ersten paar Minuten bin ich total verkrampft und angespannt, dass merke ich. Auch die Angst liegt mir tief im Magen- doch nachdem einer knappen halben Stunde, nichts gefährliches über den Weg gelaufen ist, senkt sich mein Puls wieder. Vielleicht hilft es auch, dass wir in einem Bereich angekommen sind, der weitaus offener ist, als die schmalen Gänge, wo hinter jeder Ecke etwas lauern kann.

Heute bei Tag kann man das Labyrinth viel besser betrachten und auch das wir nicht gejagt werden, hilft dabei. Aber ich muss schon zugeben, das Labyrinth ist verdammt überwältigend. Es ist als würde man noch kleiner sein, als man sowieso schon ist- jede Bedeutung verschwindet einfach. Das liegt nur an den riesen Mauern, den unzähligen Gängen und dem Gedanken daran, das es in allem nur einen einzigen Ausweg geben muss. Vor allem finde ich es bemerkenswert, wie man es sich schafft alles zu merken- das finde ich immer wieder aufs neue erstaunlich. Vor allem auch, dass ich das zu schaffen scheine. Minho, der vor mir und Thomas läuft, senkt sein Tempo etwas.

Vor uns erstreckt sich eine riesige Mauer, einem kleinen Spalt dazwischen, der wahrscheinlich den Weg auf die Seite dahinter makiert. Es ist makiert mit einer großen roten Sieben. Das sind also die Abschnitte. 
Vage kann ich ein Bild in meinem Kopf hervorrufen, indem eine fünf auf einer solcher Wänden zusehen ist. Wir gehen in den Spalt hinein und bald sind wir auch so langsam, dass ich gut Luft holen kann.

"Das ist seltsam." Kommt es von Minho, der alles genau betrachtet. Seine Augen scheinen die Umgebung zu scannen. Ist etwas nicht richtig? Kaum merklich scheint mein Puls anzusteigen.

"Was ist los?" Kommt es dann von mir, eigentlich um meinen Puls zu beruhigen, doch als ich sehe wie beunruhigt Minho guckt, bewirkt es das Gegenteil. In meinen Augen scheint alles normal auszusehen, kein Griever weit und breit- Was sieht er bloß nur?

"Tja, der siebte sollte erst in einer Woche wieder offen sein." Seine Worte hallen durch die hohen Wände und lassen mich genau hören, was seine Worte zu bedeuten haben. Meine Augen erfassen Thomas, auf seinem Gesicht ziert sich derselbe Ausdruck wie bei mir. "Was?!" 

Wir durchqueren den schmaleren Gang und auf der anderen Seite, kommt wieder eine breite Fläche zum Vorschein- doch darauf befindet sich etwas. Ich kann es nicht genau erklären, weder kann ich sagen, wofür es sein mag. Es sieht aus wie dünne Trennwände, genauso hoch wie der Rest, die in gleichmäßigen Abständen nebeneinander verteilt sind.  Während wir dadurch laufen, versperrt es mir immer wieder die weite Sicht, doch ich bezweifle das es dafür gedacht ist.

"Was zum Teufel ist das hier?" 

"Wir nennen sie Flügel." Benennt Minho sie. Jetzt wo er es sagt, macht dieser Begriff sogar Sinn. Minho nimmt etwas mehr Tempo auf, joggt weiter und Thomas folgt, doch da springt mir etwas ins Auge. Es ist klein, liegt auf dem steinigen Boden, doch es das einzige was hier anders ist, weswegen es mir auffällt. Meine Füße tragen mich durch den einen Flügel, hinüber auf die andere Seite. Vorsichtig kniee ich über meinem Fund.

"Ähm, Leute?" Laut zu reden, versuche ich gar nicht erst, der Schall macht sowieso alles einhundert Mal lauter. Sie hören mich sofort.

"Was hast du da, Nea?" Die beiden Jungen kommen zu mir herüber gelaufen, knieen sich dann direkt neben mich und betrachten die blutigen Klamotten, die sich vor uns befinden. Naja, was davon noch übrig ist. Minho hebt das zerrissenes rote Shirt an, hält es für einen Moment in die Luft.

"Das ist von Ben oder?" Es ist weniger ein Frage, als das auszusprechen, was wir alle schon gedacht haben. So brutal wie das hier auch erscheinen mag, es schafft nicht ganz zu mich hin durchzudringen. Die Klamotten sind zerstückelt und nur noch wenig ist davon übrig, doch trotzdem schafft es mein Kopf nicht, Bilder von der Tat aufzurufen. Vielleicht ist es besser so. Mein Blick streift die Gesichter der anderen. Bei ihnen scheint es andersherum zu sein. Thomas sieht einfach nur erschrocken aus und Minho tief in Gedanken. Er kannte ihn schließlich viel länger als wir. Würde es mir anders gehen, wenn ich schon länger auf der Lichtung gewesen wäre?

𝐈𝐧𝐭𝐨 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐚𝐳𝐞 |ⁿᵉʷᵗWhere stories live. Discover now