Sie heißt Nea.
Sie ist eine der vielen, die ohne Erinnerung in dieser Hölle gelandet sind.
Wir nennen sie, die Lichtung. Umgeben von einem Labyrinth, in dem tödliche Kreaturen lauern, sitzen sie dort fest. Für immer dort festsitzen? Keine Antworte...
Blondie zerrt mich mit sich, ohne das es weh tut. Kaum nehme ich wahr, wo wir eigentlich hingehen, doch von Sekunde zu Sekunde wird es mir mehr und mehr klar. Zwar sind meine Gedanken immer noch wie benebelt, das was eben stattgefunden hat, ist immer noch zu wirr in meinem Kopf. Langsam kommt Blondie zum stehen. Wir sind etwas abseits von allem, unter einer kleinen Überdachung. Ich sehe niemanden der hier ist, aus der Ferne sehe ich manche die zurück an die Arbeit gehen, manche sind aber auch noch bei Ben. Mein Blick von der Lichtung löst sich, als Blondie seufzt. Meinen Kopf drehe ich zu ihm.
"Nea was hat er dir gesagt? Wieso ist er auf dich losgegangen?" Irgendwie nehme ich seine Fragen nicht einmal wahr, meine eigenen sind dafür zu groß.
"Was ist mit ihm passiert?" Ich klinge entspannter als ich dachte. Innerlich bin ich nicht so ruhig, wenigstens scheine ich von außen noch einigermaßen in guter Fassung zu sein. Die Fragen hallen in meinem Kopf, ich bin so verwirrt von der ganzen Situation, dass es mich beinahe Mental umbringt. Blondie seufzt erneut, sieht ein paar mal hin und her, so als müsste er genau überlegen ob er mir antwortet, oder nicht.
"Ben wurde gestochen." Sagt er schließlich. Viel mehr bringt mir die Information leider nicht. Gestochen, was zur Höller soll das jetzt bedeuten? Blondie sieht anscheinend meinen dermaßen verwirrten Gesichtsausdruck, also sagt er:
"Ein Griever war das. Wenn man von einem Griever gestochen wird, ist man infiziert." Aha. Infiziert mit was. Ich bin schon kurz davor nachzufragen, aber Blondie ist anscheinend noch nicht fertig.
"Wenn du infizier bist, nimmt dich das Virus immer und immer mehr ein. Wir dürfen hier auf der Lichtung kein Risiko eingehen, es besteht größte Gefahr, wenn das Virus hier bei uns ist." Seine Stimme ist standfest. Seine Augen fixieren meine, so als wolle er meine Antwort daraus ablesen. Doch um ehrlich zu sein, weiß ich nicht einmal was meine Antwort darauf sein sollte. Ein Virus also? Und man wird auch infiziert wenn man von einem Griever gestochen wird? In welchen Film bin ich denn hier gelandet? Das kann doch jetzt wohl nicht deren ernst sein- Die eine Sache ist, das ich keine Ahnung habe, wer ich bin. Die andere ist aber das hier tödliche Monster herumrennen! Das erklärt mir aber, im Moment, nur so halb warum Ben mich angegriffen hat und so wirres Zeug gesprochen hat.
"Wieso hat Ben mich angegriffen?" Blondie ist einer der wenigen die Fragen nicht nur anhören, sondern sie zum Glück auch antworten. Er redet nicht drum herum, sondern rückt gerade mit der Sprache heraus.
"Das Virus verwandelt uns in Monster, man wird aggressiv, aber man sagt auch das ein Teil der Erinnerung freigesetzt wird." Das beantwortet mir beide fragen auf einmal. Denke ich. Er war ziemlich aggressiv eben und vielleicht hat er in seiner Erinnerung etwas gesehen, dass ihn wütend gemacht hat. Anscheinend hat er ja mich gesehen. Und Thomas. Aber wieso? Was habe ich denn bitte gemacht? Oder Thomas?- wobei, ich kenne ihn nicht wirklich, wer weiß.
"Nea denk genau nach, was hat Ben zu dir gesagt?" Diese Frage hat er vorhin auch schon einmal gestellt, doch erst jetzt antworte ich darauf.
"Er meinte immer wieder 'Wieso bist du hier' Oder 'Es ist alles deine Schuld'. Zu Thomas hat er glaube ich, so etwas ähnliches gesagt, aber sicher bin ich mir auch nicht wirklich." Das kommt mir vor wie bei einem Verhör. Er weiß mehr über das alles hier, heißt er kann mehr fragen stellen, die darauf angelehnt sind. Ich kann allerdings nur aus meiner Perspektive sprechen. Blondies Blick kann ich nicht deuten und um ehrlich zu sein, finde ich das ja nicht so gut- ansonsten kann ich immer gut dinge deuten. Naja glaube ich- Mein früheres Ich höchstens. Ich möchte wissen was hier vor sich geht, so verwirrend wie das gerade ist, möchte ich gerne ein paar Antworten haben. Ich müsste nur ein paar Fragen stellen, doch die Fähigkeit, jetzt gerade, die richtigen zu stellen, fehlt mir. Genau jetzt gerade, bräuchte ich sie mehr als alles andere.
"Was passiert jetzt mit ihm?" Kommt aus mir endlich eine Frage heraus. Blondie seufzt, wendet sein Blick von mir ab und sieht überall hin, nur nicht zu mir. So schwer kann es doch nicht zu erklären sein,
"Newt, sag schon!" Jetzt wendet er seinen Blick auf mich, zum Glück, denn wenn ich gleich keine Antwort bekomme, verschaffe ich mir selbst eine. Und dass geht dann für niemanden gut aus. Blondie scheint immer noch zu überlegen, ich selbst weiß nicht, was es da noch zu überlegen gibt. Mir stehen die Antworten doch auch zu! In irgendeiner Weise, gehöre ich hier doch dazu! Oder war das alles nur Geschwafel?
"Er wird verbannt." Stumpf und trocken kommt es von ihm, doch mir reicht das noch lange nicht. Er scheint das zu erkennen, selbst wenn er nicht so aussieht als würde er weiter reden wollen, tut er es-
"Wir schicken ihn in das Labyrinth. Es ist der einzige Weg, wie wir auch denn Virus von hier verbannen können." Ihn ins Labyrinth schicken? Das wäre Mord! Sie sagen, niemand überlebt eine Nacht darin und dann kommt sowas? Bitte- Ich habe keine Ahnung mehr was ich mir hier anhören soll. Die meisten Sachen die mir erzählt wurden, entpuppen sich gerade als Lügen.
"Was ist mit der großen Gemeinschaft, wie es hier immer so schön gesagt wird?" Mir rutscht es einfach so heraus. Voll mit Ironie und Sarkasmus und es tut mir nur leid, weil das hier eine ernste Angelegenheit ist. Doch wobei, wenn ich es mir recht überlege, brauchen sie mein Mitgefühl nicht. Sie kennen mich kaum, teilen mir kaum etwas mit. Ich bin zwar da und irgendwie dabei, aber ich bin kein Teil von ihnen. Ich werde auch niemals ein Teil von ihnen sein. Egal ob sie dass irgendwann wollen würden, wieso auch immer, ich würde es dann nicht wollen. Mir bringt es nichts, ihnen auch nichts. Ich arbeite alleine besser, das ist zum mindestens dass was mein jetziges ich denkt. Was mein früheres ich dachte, keine Ahnung. Vielleicht war sie ja ein Teamplayer.
"Nea denkst du wir machen das gerne?!" Blondie sieht ersthaftig verzweifelt aus. Ich verstehe wenn ihm das nahe geht, er kennt Ben vermutlich schon lange, aber ich? Ich nicht. Ich habe keinen Grund für sowas.
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