||Kapitel 18||

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Das ist das erste Mal das ich hier Regen sehe, eigentlich das ich generell Regen sehe. In meinem Kopf existiert ein vages Bild davon. Ich weiß was es ist, wie es aussieht, doch ich habe vergessen wie es sich anfühlt. Wie die Tropfen langsam an dir herunterwandern und nach und nach, sich in deine Klamotten hineinsaugen. Die meisten Menschen finden das wohl unangenehm, doch bei mir ist es das genaue Gegenteil. 

Es fühlt sich an, als könnte ich endlich Atmen. Als würde, mit jedem Tropfen, diese Last von mir gespült werden. Das traurige ist, ich weiß wirklich nicht, woraus diese Last eigentlich besteht. Ist es dieser Ort? Macht er es mir schwer, weil er mich nicht begreifen lassen will, wie diese Dinge hier funktionieren? Sind es meine Erinnerungen- Eher, nicht-Erinnerungen. Ist es dieses stumpfe Gefühl von leere? 

Mit jedem Tropfen breitet sich Kälte auf meiner Haut aus, eine Gänsehaut überkommt mich. Mein Kopf fühlt sich viel klarer an und das überrascht mich total! Wie kann es sein, das ein paar Tropfen Regen, mich für einen Moment so klar denken lassen? Mit dem klaren Denken, kommt auch eine Erkenntnis dazu. Newt hat es nur gut gemeint. Von allen hier, könnte ich mir bei ihm am wenigsten vorstellen, das er versucht mir etwas vorzuspielen. Er hat mir mehr gesagt als jeder andere hier und trotzdem ist es mir nicht einmal in Gedanken gekommen, das er genauso wenig weiß, wie ich. Allen hier geht es so. Dem Großteil zum mindestens. Hier mögen zwar nicht alle schlechte Hintergedanken haben, doch trotzdem bin ich mir sicher, ein paar von hier, wissen mehr als sie zuzugeben scheinen. Irgendwie muss ich diese Antworten bekommen und da kann ich nicht so weitermachen, wie bevor. Ich kann ihnen nicht mit Misstrauen gegenüber treten und dann erwarten, das sie mir alles mögliche erzählen- kann ich schon, sie sollten nur das misstrauen nicht bemerken. Da kommt mir eine Art Idee in den Kopf

Wenn ich anfange nett zu sein, so weit das sie mich als eine von ihnen einstufen, stehen meine Chancen viel besser, aus diesem Drecksloch zu verschwinden.

"Nea?" Sofort drehe ich mich um, als ich hinter mir meinen Namen höre. Chuck steht im Türrahmen, bleibt dort allerdings stehen als er den Regen sieht.

"Regen ist hier ungewöhnlich." Sein Blick ist nach oben in den Himmel gerichtet. Die kleine Überdachung hält ihn gerade noch trocken, während ich schon in Wasser getränkt bin.

"Gab es das jemals?" Frage ich hinterher. Er schüttelt leicht den Kopf.

"Zum mindestens nicht in meiner Zeit hier- Alby meinte aber mal, vor längerer Zeit hätte es kurz geregnet." Habe ich mir beinahe gedacht, so heißt wie es hier jeden Tag ist und wie Wolkenlos der Himmel immer ist, da ist regen das letzte woran ich gedacht habe. 

"Was wolltest du eigentlich?" Frage ich nach und warte auf seine Antwort. Er kam eben heraus, hat meinen Namen gerufen, wurde dann aber von dem Regen abgelenkt. Er sieht mich an, als würde er nur Bahnhof verstehen. 

"Du kamst eben hier her, um mir was zu sagen?" Hake ich weiter nach und dann plötzlich scheint ihm wieder ein Licht aufzugehen.

"Achso! Ja- genau. Pfanne hat mir erzählt das du in der Küche bleibst! Das ist gut! Allerdings nicht für unseren Magen. Ich hab dein Brot gesehen, sieht aus als hättest du damit jemanden vergiften können." Er lacht auf und mir kommt wieder das Bild von diesem Brot- oder wie man das auch nennen will, in den Kopf.

"Hey du Strunk! Mach es erst einmal besser! Sowas habe ich zuvor noch nie gemacht!" Abwehrend nehme ich die Hände nach oben, während Chuck mich schon wieder mit nach drinnen zerrt.  

"Ha du hast Strunk gesagt! Ich wusste diese Wörter wirst auch du irgendwann mal benutzen!" Er lacht so laut das sich manche hier drinnen, zu uns umdrehen. Ist es wirklich so lustig das ich diese Wörter sage? Natürlich nur um dazu zu gehören, wegen meinem Plan- Seine Lache ist ansteckend und nicht wollend fange ich an bis über beide Ohren zu Grinsen.

𝐈𝐧𝐭𝐨 𝐭𝐡𝐞 𝐌𝐚𝐳𝐞 |ⁿᵉʷᵗWhere stories live. Discover now