Sie heißt Nea.
Sie ist eine der vielen, die ohne Erinnerung in dieser Hölle gelandet sind.
Wir nennen sie, die Lichtung. Umgeben von einem Labyrinth, in dem tödliche Kreaturen lauern, sitzen sie dort fest. Für immer dort festsitzen? Keine Antworte...
Die Menge wird still. Niemand rührt sich und es kommt mir fasst schon so vor, als würden alle erwarten, dass es sich noch zum guten neigt. Doch das bezweifle ich schon ziemlich stark. Ben ist weg. Wenn die Erzählungen der anderen stimmen sollten, wird er bei Sonnenaufgang spätestens tot sein. Irgendwie ist dieser Gedanke schon ziemlich krass. Emotional nimmt es mich zwar nicht so mit, aber die Tatsache ist schon noch erschreckend. Vor allem zu sehen wie sie damit umgehen, ist irgendwie angsteinflößend. Niemand regt sich und nur wenige Gesichter zeigen irgendeine Art von Emotion. Manche sehen traurig aus, aber die meisten schauen einfach auf den Boden. So kann ich ihr Gesicht nicht einmal erkennen.
"So Leute, das wars." Albys Stimme hallt über die Menschen hinweg. Erst jetzt Bewegen sich die Leute wieder, vielleicht haben sie ja darauf gewartet. Sie treten an mir vorbei und wenden sich von dem ganzen hier ab. Doch Newt bleibt vor mir stehen.
"Alles in Ordnung?" Bei mir? Ja. Aber bei ihm? Nein. So wie es aussieht nicht. Ich nicke ihm zu und habe gleichzeitig das Bedürfnis mich nach ihm zu erkundigen. Er war vorhin nett zu mir, vielleicht ist das jetzt meine Zeit mich zu revanchieren. Er will sich gerade schon abwenden, doch da sage ich doch noch was.
"Und wie geht es dir?" Er dreht sich wieder zu mir. Aber nur nach einem kurzen nicken, wendet er sich wieder von mir ab und geht. Alleine diese Reaktion zeigt mir, dass das Nicken wohl kaum zutreffen kann. Aber es ist nicht meine Angelegenheit und ich bin generell auch nicht gerade die Person, die sich um alle kümmert. Ich bin erst seit kurzem hier, die schon länger. Ganz ganz sicher werden die dass auch ohne mich hinkriegen. Es ist schon deutlich dunkler auf der Lichtung. Viele machen sich jetzt schon auf den Weg zu den Hängematten. Verständlich das es heute kein Lagerfeuer oder irgend so eine komische Tradition gibt. Auch ich gehe in Richtung unseres Schlafplatzes. Es ist Abend und keiner hat wirklich Motivation noch etwas zu tun. Mir eingeschlossen.
Diese Nacht schlafe ich nicht so schnell ein. Zu viele Gedanken kreisen in meinem Kopf und ich kann mich kaum Zusammenreißen. Fragen über Fragen stapeln sich in meinem Kopf und ich weiß wirklich nicht wohin damit. Je länger ich hier bin, je mehr ich mitbekomme, desto mehr platzt mir mein Kopf. Irgendwie versuche ich alles leiser zu drehen, doch als dann auch noch von außen Geräusche auftauchen, ist es wirklich vorbei. Meine Augen gehen wieder auf, etwas von mir entfernt läuft eine Person vorbei. Um diese Zeit? Ganz ehrlich, ich habe sowieso keine Hoffnung mehr, dass ich irgendwie einschlafe, also kann ich auch meiner Neugierde nachgehen. Die Hängematte wackelt leicht, als ich mich wieder aufsetze. Kurz ist mir schwindelig, weil ich glaube ich ein ticken zu schnell hochgekommen bin. Die Person verschwindet schon was in der ganzen Dunkelheit. Etwas beeile ich mich damit ich sie nicht komplett verliere. Ich hole auf. Die Person kommt näher, aber mich scheint sie nicht zu bemerken. Die Person setzt sich, ist an einen Baum angelehnt und als ich nah genug bin, erkenne ich Thomas. Kurz stoppe ich. Was will er hier mitten in der Nacht? Aber egal, mich geht es nichts an. Langsam drehe ich mich um, wende mich wieder ab und setze an zu gehen.
"Nea?" Seine Stimme ertönt hinter mir und gleichzeitig verfluche ich mich, dass ich überhaupt aufgestanden bin. Wieso kommen so dumme Ideen immer mitten in der Nacht? Vor allem, wo ist der Sinn?
"Äh- ich wollte gerade wieder gehen." Wieder drehe ich mich um und möchte gehen, doch statt dessen ertönt Thomas Stimme erneut.
"Warte." Er macht eine Geste das ich zu ihm kommen soll. Ich zögere. Im Endeffekt gehe ich aber etwas zu ihm hinüber, um zu erfahren was er sagen will.
"Ich habe gehört was Ben zu dir gesagt hat." da wäre er glaube ich mit der einzige. Vielleicht wäre es besser wenn es niemand gehört hätte, wer weiß was alle dann von mir denken- Ich habe ja jetzt schon nicht den perfekten Ruf.
"Weil, er hat zu mir das gleiche gesagt." Tatsächlich ist mir das kaum aufgefallen. Nein, eigentlich gar nicht. Der Schock war in dem Moment noch zu groß, als das ich irgendwas hätte mitkriegen können. Aber die Tatsache das es auch ihm gesagt wurde, beruhigt mich. Wenn er nicht dumm ist, wird er es nämlich nicht weiter erzählen. Heißt es würde keine Probleme geben. In dieser Situation muss ich einfach ein bisschen Vertrauen in ihn setzen, ansonsten mache ich mich noch verrückt.
"Was denkst du wollte er uns damit sagen?" Ich stelle die Frage. Wenn ich schon einmal hier bin, kann ich ja auch einfach mal Fragen- Weil ich nämlich keine Antwort darauf finde. Und ich bräuchte Mal dringend eine.
"Keine Ahnung, aber ich habe ein ungutes Gefühl. Es ist ja so, dass wenn man gestochen wird, einen teil seiner Erinnerungen wieder bekommt. Er hat mich- uns anscheinend gesehen. Aber bei was? Bei was hat er uns bitte gesehen, dass das hier alles unsere Schuld sein kann?" Okay, er hat noch mehr Fragen in mir hervorgerufen, anstatt welche zu klären. Aber wenigstens kann ich jetzt mehr spekulieren. Wenn er uns gesehen hat, dass es ihn so sauer gemacht hat, muss es doch etwas schlechtes sein, oder? Es fühlt sich so an als würde ich der echten Nea näher kommen, aber was wenn sie ein paar Fehler mit sich zu tragen hat? Was wenn sie kein guter Mensch gewesen ist? Keine Ahnung, wirklich ich weiß nicht was ich denken soll. Außer das ich vielleicht Angst haben sollte, was ich getan habe, aber statt dessen fühle ich mich besser, weil ich mir selbst näher komme.
"Denkst du wir haben etwas falsch gemacht? Etwas ziemlich schlimmes getan oder so?" Es mag nicht klug sein meine Gedanken so offen zu teilen, aber gerade versuche ich einfach einen Schritt weiter zu kommen.
"Vielleicht. Sich nicht zu Erinnern ist wirklich beschissen. Ben ist weg und ich habe das Gefühl als wäre es unsere Schuld. Hätte er sich nicht über uns so aufgeregt, wäre es vielleicht nicht aufgefallen." Thomas verzweifelt echt über die Tatsache das Ben weg ist.
"Es ist nicht unsere Schuld. Es war nur eine Frage der Zeit bis es jemandem auffält."
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