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Matilda

Ich bin am Ende, am Boden. Wieder einmal. Und wieder einmal ist es Mary die mich aus diesem Loch zieht. Noch heute sehr ich ihren Blick, als sie plötzlich in meiner Wohnung steht, die vor lauter leerer Pizzakartons, dreckigen Tellern oder leeren Alkoholflaschen nur noch einer Müllhalde gleicht. Dazu ich, die völlig betrunken und nicht mehr Herr ihrer Sinne auf der Couch lag. Auf dem Tisch vor mir liegen leere Bier- und Schnapsflaschen, leere Kippen Packungen sowie eine Schachtel Schlaftabletten. Ungeöffnet. Doch die sind es, die meine beste Freundin verzweifeln lassen, sie schreit mich an, sie weint, sie redet auf mich ein, kurz höre ich sie sogar lachen. Doch nichts davon dringt durch mich durch.

Erst als eine plötzliche Helligkeit mein Zimmer durchflutet und mich aus dem Schlaf reißt wird mir bewusst, was wieder einmal passiert ist. Ich schlage mir die Hände vors Gesicht, nicht nur weil die Sonnenstrahlen mich blenden und mir die Kopfschmerzen noch mal ein Tacken mehr spüren lassen, nein sondern auch weil ich mich schäme. Meine beste Freundin zieh dir Vorhänge zur Seite, bis sie mit verschränkten Armen vor meinem Bett steht und mich ansieht. „Warum, Matilda?" höre ich sie leise fragen und ich kann ihre Enttäuschung deutlich heraushören.

Langsam lasse ich meine Hände von meinem Gesicht sinken und zucke mit meinen Schultern ‚ich weiß es nicht..." gebe ich ehrlich zu und traue mich nicht aus anzusehen, halte meine Blick nach unten auf meinen Schoß gerichtet. Ich warte auf eine Laute Ansage keiner besten Freundin, doch sie blieb aus. Stattdessen setzt sie sich an die Bettkante neben mich und greift nach meinen Händen. „Ich habe deine Wohnung wieder auf Vordermann gebracht... und ich habe deine Tasche gepackt..." fängt sie leise an. Nun löse Ich meinen Blick doch, hebe meinen Kopf an und schaue sie direkt an. „Meine Tasche gepackt?" harke ich nach. Nickend bestätigt Mary ihre Aussage noch mal. „Deine Tasche, ja! Wir fahren jetzt in die Klinik. Dein Therapeut weiß Bescheid und erwartet uns bereits!" Lässt sie mich wissen und ich weiß in diesem Moment nicht wie mit geschieht.

„Mary..." sage ich leise, doch sie schüttelt nur den Kopf und sieht mich eindringlich an. „Es gibt keiner Widerrede! Ich werde nicht zulassen, dass es wieder so endet wie vor einigen Monaten!" ihre Stimme ist ernst, streng und macht mir verdammt nochmal wirklich Angst.

Eine Stunde später erreichen wir die Klinik und die restlichen 2 Monate ist genau das hier wieder einmal mein Zuhause. Mary ist die Einzige, die mich in der Zeit regelmäßig besuchen kommt. Louis ruft fast täglich an, hat mir gesagt, dass ich erst einmal freigestellt bin, so lange wie es nötig ist. „Es tut mir so leid Louis. Ich bin... ich bin ein reinstes Wrack, wenn du..., wenn du also jemand neues findet, der... der besser in meinem Job ist dann... versteh ich, wenn du..." „Matilda! Hey! Es gibt niemand besseren als dich, das habe ich dir schon ganz oft gesagt! Und ich möchte auch gar niemand anderen der für mich arbeitet. Nimm dir die Zeit, die du benötigst und dann fangen wir wieder gemeinsam an. Ich glaub an dich und bin mir sicher, dass du ganz schnell wieder bei mir seien kannst." Spricht er zu mir und ich merke wie sich durch seine Worte ein Lächeln auf meinem Gesicht legt.

„Ich habe übrigens Ende Juli einen Auftritt in Italien. So ein Festival und ich bin der Headliner!" Erzählt er mir. Ich lachte leise, weil ich genau weiß, wie er gerade in seinem Tourbus sitzt, seine Augen weit aufgerissen, die Hände in die Luft gerissen. „Das freut mich Louis!" Sage ich ehrlich. Kurz darauf beenden wir das Gespräch und ich verbringe meine nächste Therapiestunde.

Die nächsten zwei Monate vergehen wir Gummi, langsam und sehr qualvoll. „Guten Morgen meine Süße!!" wird die Tür meines Zimmers aufgerissen und eine gutgelaunte Mary kommt ins Zimmer gestürmt. Völlig verschlafen sitze ich noch auf meinem Bett, bin selbst erst vor wenigen Minuten wach geworden und sehe sie verwundert an. „Was machst du denn hier?" Frage ich sie sofort. Grinsend kommt sie auf mich zu und lässt sich neben mich aufs Bett fallen. „Dich abholen!" sagt sie knapp und sieht mich an.

You can let it go (H.S.)Where stories live. Discover now