39

81 6 2
                                    

Matilda

Schwanger. Ich bin schwanger. Das hier ist eine absolute Katastrophe. Überall sind diese Plus-Zeichen oder 2 Striche zu sehen. Wie konnte das passieren? Warum musste es ausgerechnet uns passieren? Ich bin schwanger, von einem Mann, der mich irgendwie schon betrogen hat, den ich gerade erst richtig kennenlerne. Wie soll auf dieser Basis eine Familie entstehen?

Tränen rennen über meine Wangen als Harry wortlos die Mülltüte aus dem Eimer zieht und die Villa verlässt. Ich ziehe meine Beine eng an mich ran, umarme sie mit meinen Armen und vergrabe mein Gesicht zwischen meinen Schenkel. Bitterlich sitze ich hier und weine, lasse all meine Verzweiflung und all meine Ängste raus.

Doch Grade würde mir nur eine Sache halt geben. Harry. Wieso kommt er nicht wieder? Er ist doch nur diesen Müll rausbringen? Als er auch nach 5 Minuten nicht zurück kommt stehe ich mit wackeligen Beinen auf. Vorsichtig öffne ich die Tür des Gäste-WC und schaue mich kurz um „H...Harry?" rufe ich ihn. Doch keine Antwort. Ich rufe ihn ein weiteres Mal, nur lauter, aber wieder keine Antwort. Plötzlich höre ich wie ein Auto von seinem Hof fährt.

Sofort reiße ich die Haustüre auf und kann nur noch die Rücklichter seines Range River sehen, die Sekunden später schon verschwunden waren. „Das... macht er nicht..." flüstere ich leise zu mir selbst und stehe wie angewurzelt da und starre auf das Tor was sich gerade langsam wieder schließt. Er ist abgehauen. Er hat mich allein gelassen.

Tränen rennen nur so über meine Wange. Ich lege die Hand auf meinen Bauch und weiß in diesen Moment nicht wohin mit mir. Alles ist mir zu viel, ich bin überfordert und schnappe hektisch nach Luft. Mein ganzer Körper zittert und ich renne zurück ins Haus, renne in die Küche und greife nach Harrys Tasse, die noch immer voll mit Tee war. Voller Wut, und voller Schmerz werfe ich sie mit voller Wucht gegen die Wand neben dem Kühlschrank. „Aaaaaaah" schreie ich laut dabei.

Sofort springt sie in zig Teile und die braune Flüssigkeit läuft an der weißen Wand herunter, bis auf den Boden wo sie sich auf den Fliesen verteilt. Schluchzend stehe ich da, starre auf das, was ich da angerichtet hatte. Wieso hat er mich allein gelassen? Wieso ist er abgehauen? Er trägt die Schuld an dem hier genauso wie ich es tue...

Für einen Moment greife ich nach meinem Handy und will meine beste Freundin anrufen. Ich wähle schon ihre Nummer, bis mir einfiel das es in London aktuell mitten in der Nacht war. Sofort beende ich den Anruf und schlage mir voller Verzweiflung die Hände vors Gesicht. Weinend wird mir bewusst, dass ich niemanden habe mit dem sprechen konnte. Keine Freundin, keine Mama... ich habe niemanden außer Harry.

Ich greife nach meinem Handy und rufe ihn verzweifelt an. Immer und immer wieder wähle ich seine Nummer. Doch er geht einfach nicht ran, er ignoriert meine Anrufe und drückt mich sogar irgendwann weg. Entsetzt starre ich auf mein Handy. „Du... Arschloch!! DU VERDAMMTES ARSCHLOCH!" schreie ich mein Handy an.

Immer noch weinend breche ich in der Küche zusammen. Ich bin nervlich und psychisch komplett am Ende. Mein ganzer Körper zittert und ich spüre, wie mir die Luft zum Atmen immer knapper wird. Nein, keine Panikattacke. Bitte nicht jetzt.

Mit zittriger fingern wähle ich Sarahs Nummer. Sie war die einzige, bei der ich weiß, dass sie für mich da sein wird. „Bitte geh Ran..." spreche ich zu mir selbst und tatsächlich nach nur wenigen klingeln höre ich ihre Stimme „Matilda, schön von dir zu hören. Wie geht es dir?" fragt sie gut gelaunt nach meinem Wohlbefinden. „H..Hilfe.. Pan...Panikatta.. bitte... komm" bringe ich nur stockend heraus, schnappe hektisch nach Luft und Versuche mich auf irgendetwas zu konzentrieren. Irgendwas, so wie es mir die Therapeutin erklärt hat.

„Süße... hey, ich komme sofort... aber Versuch ruhig zu atmen, hörst du? Komm, wir machen es gemeinsam! Ein- und wieder ausatmen..." spricht sie ruhig zu mir und ich höre ihre lauten Atemzüge. Ich versuche mich darauf zu konzentrieren, mache ihre Atmung nach, die bei mir aber deutlich unruhiger ist als bei ihr. „Noch einmal Matilda, einatmen... und wieder ausatmen. Du machst das super. Ich bin gleich bei dir. Schaffst du es mir die Tür zum Öffnen?"

You can let it go (H.S.)Where stories live. Discover now