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Matilda

Unsicherheit macht sich in mir breit als ich das Treppenhaus unseres Wohnkomplex betrete. Der Auftritt von Cyle eben bei Harry war alles andere als harmlos. Harry. Kaum kommt er in meinen Gedanken vor muss ich unwillkürlich an unsere Küsse gestern Abend denken. Unbewusst spiele ich mit meinen Fingern an meiner Unterlippe herum. Ein kurzes Lächeln huscht mir übers Gesicht und ich steige in den Aufzug. Der Kuss gestern hätte niemals passieren dürfen und dennoch bereute ich nichts davon. Keine Sekunde würde ich rückgängig machen wollen.

Das laute Piepen des Aufzugs reißt mich aus meinen Gedanken und ich stelle fest das ich die oberste Etage erreicht habe. Noch einmal tief Luft holen und dann rein in die Höhle des Löwen. Ich hole den Schlüssel aus meiner Tasche und trete an die Tür.

Ich zittere und brauche ein paar Ankäufe, bis der Schlüssel endlich im Schloss ist und ich die Tür aufschließe. Langsam betrete ich Cyles und mein Apartment und hänge wie gewöhnlich meinen Schlüssel ans Brett und ziehe mir meine Schuhe aus. Es ist still. Fast schon zu still in dieser Bude. Ist er zuhause? Ist er unterwegs? Hat er sich vielleicht doch an Harrys Haus versteckt und mich gesehen?

„Wo warst du???" kommt es plötzlich hinter mir und ich fahre schreckhaft herum. „Cyle..." hauche ich atemlos und halte mir die Hand vor der Brust. „Wo warst du??" fragt er mich wieder und drückt sich von der Wand ab, an die er mich eben lässig gelehnt hat. Er kommt auf mich zu, wirkt so noch viel bedrohlicher als eh schon. „Im... im Hotel... Harry...er..." kommen die Worte nur stockend aus meinem Mund. „hat dir empfohlen in ein Hotel zu gehen?? Was will der Wichser? Will er sich in unsere Beziehung einmischen? Er soll gefälligst die Finger von dir lassen und vor allem soll er UNS in Ruhe lassen?" wird er immer lauter und baut sich vor mir auf.

Ich gehe einen Schritt zurück, spüre aber direkt die Haustür in meinem Rücken. Ich schlucke und spüre, wie sich mein Pulsschlag verdoppelte. Wieder bedrängte er mich. ‚Auch Beleidigungen, Beschimpfungen, Kontrolle oder Drohungen gehören zur Gewaltformen' kommen mir Harrys Worte in den Kopf. Er hat Recht. Er hat verdammt nochmal Recht.

„Verdammt antworte mir, Matilda!!!" schreit Cyle auf und schlägt mit seiner Flaschen Hand direkt neben meinem Kopf gegen die Tür. Sofort zucke ich zusammen und drehe meinen Kopf zur Seite weg. Das Zittern wird stärker und ich merke, wie diese Angst wieder in mir aufsteigt. Nein. Ich darf das auf keinen Fall zulassen. Ich darf ihn nicht über meine Gefühle bestimmen lassen.

Also nehme ich allen Mut zusammen und drücke ihn von mir weg „Hör auf mich so anzuschreiben!" sage ich nun mit fester Stimme und schaue ihm dabei in die Augen. „Was ist in letzter Zeit los mit dir, Cyle? Ich erkenne dich überhaupt nicht mehr wieder. Du schreist ständig herum... du bedrängst mich... manchmal beleidigst du mich sogar!" nun bin auch ich diejenige die immer lauter spricht und Cyle einen vielsagenden Blick zuwirft.

„Ich lass mich nicht weiter so behandeln!" rufe ich ihm ins Gesicht und will mich an ihm vorbei drängen. Doch seine Hand umfasst mein Handgelenk und er hält mich etwas unsanft fest. „Moment mal! Willst du mir gerade sagen, dass ich dir weh tue??" sein Blick ist eiskalt und es läuft mir ein Schauer über den Rücken. Sein Griff wird fester und er zerrt an meinem Arm, um mich näher an ihn heranzuziehen. „Was hat der Wichser dir noch alles eingeredet hä? Das ich dir nicht gut tue? Das du nicht glücklich bist? Er hat keine Ahnung, Matilda! Er weiß gar nichts über dich... und du weißt das du nur mich hast und sonst niemanden!"

Mein Herz zieht sich zusammen und ich spüre, wie sich Tränen in meinen Augen bilden. „Du... du tust mir weh..." schluchze ich und will meinen Arm aus seinem Griff befreien. Vergeblich. Er ist deutlich stärker als ich und tritt nun so nah es ging an mich heran. „Ich warne dich, Baby!" Flüstert er mir leise zu, als er sich zu mir runter beugt. Er leckt dabei einmal langsam über meine Wangen. „Du gehörst zu mir!", schubst mich dann etwas von sich weg und verlässt die Wohnung.

You can let it go (H.S.)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora