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Harry

„Sie ist schwanger?" Sarah sieht mich entsetzt an und reibt sich dann mit beiden Händen über ihr Gesicht. Obwohl das Wohnzimmer riesig ist, kommt es mir plötzlich unfassbar klein vor und es ist als würden die Wände immer näherkommen. Ich lasse sie einfach stehen und gehe hinaus auf die Terrasse. Ich brauche frische Luft. Als würde es nicht reichen, dass Louis mich vorhin so zusammengefaltet hat. Matildas Reaktion hat mir den Rest gegeben... ihre Augen haben kein bisschen geleuchtet, als ich versucht habe mit ihr zu sprechen!

Und jetzt will Sarah auch noch auf mir herumhacken? Sicher nicht! Mir ist klar, dass ich jedes Wort, dass Matilda mir an den Kopf geworfen hat, wahr ist und dass ich mich so oft wie ein verwöhnter Teenager verhalte, aber gerade kann ich wirklich nicht noch mehr ertragen...

Sowohl Louis als auch Sarah sind mir gefolgt und letztere stellt mir schon wieder die gleiche Frage, wie eben schon. Doch ich muss dir ihr nicht beantworten, weil das mein Freund schon übernimmt. „Ja... sie haben es vorhin herausgefunden und Harry hat die Nerven verloren... er stand vollkommen aufgelöst vor meiner Tür! Hätte ich gewusst, dass er die Kleine hier allein gelassen hat... ich hätte ihn doch sofort zurückgeschickt!

Ihre Stimmen beginnen in meinem Kopf immer mehr zu dröhnen und so sehr ich mich auch bemühe... Ich kann sie nicht abschalten...

Meine nackten Füße berühren den Rand des Pools und ohne weiter darüber nachzudenken lasse ich meinen Körper einfach nach vorne kippen. Mit einem platschen komme ich auf der Wasseroberfläche auf und sinke dann nach unten. Sofort sind die Stimmen verschwunden und ich lasse mich einfach treiben. Die Stille, die mich umgibt, ist so friedlich und plötzlich ist es, als wären meine Probleme ganz weit weg!

Ich schließe die Augen und bleibe einfach ganz ruhig. Das Wasser trägt mich und es ist ein bisschen so, als würde ich schweben. So muss es sich anfühlen, wenn man in Watte gepackt ist.

Diese Ruhe wird jedoch jäh unterbrochen, als ich neben mir ein weiteres platschen höre und sich das Wasser um mich herum in Wellen zu bewegen beginnt. Eine Hand greift nach mir und dreht mich auf den Rücken. Mein Körper wird nach oben gezogen und kaum ist mein Kopf wieder oben, sind die Stimmen wieder da... „verdammte Scheiße, Harry! Manchmal frage ich mich wirklich was mit dir nicht stimmt..., wenn das so weiter geht, rufe ich Anne an und wenn es sein muss, hole ich die direkt hier her! Was denkst du dir nur?" Louis ist stinksauer, als er aus dem Pool klettert und klitschnass am Beckenrand stehen bleibt.

Sarahs Gesichtsausdruck ist kaum zu deuten. „Harry... wir kennen uns jetzt schon so lange, aber heute frage ich mich wirklich, wer du bist!" sie schüttelt den Kopf und reicht mir eines der großen, flauschigen Badetücher, die Matilda vor ein paar Wochen besorgt hatte. Dankend nehme ich es entgegen.

Matilda... ich sollte wirklich dringend mit ihr sprechen, aber wahrscheinlich lässt sie mich nicht mal rein und vermutlich schläft sie schon längst. Mein Blick fällt nach oben auf die große Glasfront, die zu dem Gästezimmer gehört, in dem sie gerade ist. Das letzte Mal, als sie dort übernachtet hat ist.gefühlt schon eine Ewigkeit her und ich hätte nicht gedacht, dass es überhaupt jemals wieder dazu kommen würde. Noch heute Mittag war alles gut und jetzt könnte die Mauer, die sich zwischen uns gebildet hat, nicht größer sein. Eine Bewerbung hinter der Scheibe zeigt mir, dass sie noch wach ist und versucht dich vor meinen Blicken zu verstecken.

„Jetzt geh schon..." fordert Louis mich auf und ich warte nicht mal darauf, dass Sarah auch noch etwas sagt. Ich eile, so schnell es mein Betrunkener Zustand zulässt, in das obere Stockwerk und klopfe dort zaghaft an die helle Tür. Doch auf eine Antwort kann ich lange warten.

Langsam lasse ich mich mit dem Rücken am kühlen Holz nach unten gleiten. „Ich weiß, dass ich wirklich großen Mist gebaut habe, und es tut mir unendlich leid. Du hast alles Recht der Welt, um auf mich sauer zu sein, aber wir müssen miteinander reden... Matilda... Bitte öffne die Tür und lass uns überlegen, wie es weitergehen soll. Bitte... ich kann doch hören, dass du noch wach bist! Ich hätte dich nicht alleine lassen dürfen und es tut mir leid, dass es dir wegen mir so schlecht geht... ich liebe dich und wir werden das alles schon schaffen!"

You can let it go (H.S.)Where stories live. Discover now