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Matilda

Es ist wie ein wahrgewordener Alptraum. Ich dachte wirklich, nach dem Verlust meines Babys und der ganzen tiefen Wege, die ich durchgegangen bin, dass ich das kein 2. mal durchmachen musste. Aber genau das tue ich gerade. Auch wenn ich kein Baby verloren habe, habe ich mein Herz verloren. Ich hatte es verschenkt, jemanden anvertraut, ein 2. Mal und es wurde ein 2. Mal nur getreten, geschlagen und gedemütigt.

Ich bin am Ende, ziehe mich zurück und vernachlässige meinen Job, weshalb ich überhaupt hier bin. Ich habe mitbekommen, wie Matt mit Louis geredet hat, wie er ihm klare Worte an den Kopf geworfen hat. 'Wenn sie sich nicht auf der Stelle um ihren Job kümmert, kann sie abreisen! Dann ist sie gekündigt, fristlos! '

Und was soll ich sagen, keine 24 Stunden später stehe ich tatsächlich am Flughafen und warte darauf, dass das Boarding meiner Maschine beginnt. Ich werde nach Hause fliegen, ich werde zurück nach London gehen. Aber nicht, weil ich gekündigt wurde, nein, Louis war es der mich förmlich darum gebeten hatte einen freien Kopf zu bekommen. Mir endlich bewusstwerden soll, was ich will und ob das mit Harry und mir wirklich noch Sinn macht. 'Manchmal tut es weh, Entscheidungen zu treffen, die man nicht treffen möchte' hatte er mir gesagt. Ich meine vielleicht hat er recht, vielleicht ist zwischen Harry und mir wirklich zu viel vorgefallen, dass wir es nicht mehr schaffen eine Beziehung miteinander zu führen.

Tränen bilden sich in meinen Augen, als ich an Harry denken muss, als ich die Bilder von ihm und dieser Betty vor mir sehe. Der Gedanke, dass er mit ihr... Übelkeit steigt auf und ich halte mir die Hand vor dem Mund und schließe meine Augen. Macht er das mit all seinen PR-Angestellten? Ist das für ihn alles nur ein Spiel? Bin ICH für ihn nur ein Spiel?

"Dies ist eine wichtige Information für alle Passagiere gebucht auf den Flug BA7548 nach London. Das Boarding beginnt in wenigen Minuten. Bitte halten sie ihren Boardginpass bereit" halt es durch die Lautsprecher. Ich lasse meine Hand langsam wieder runter sinken und atmete tief ein. Ein Letzter Blick aus dem Fenster, ehe ich aufstehe und mich fürs Boarding anstelle.

Der Flug nach Hause war aufwühlen, meine Gefühle spielen Achterbahn, bringen mich durcheinander und ich weiß in diesen Moment selber nicht, was ich überhaupt will und was nicht. Ich brauche dringend den Rat meiner besten Freundin. Mary weiß immer was zu tun ist und ich bin mir sicher, dass sie auch diesmal den richtigen Tipp für mich hat.

Ortszeit 21:15 Uhr lande ich am Heathrow Airport. Ich habe wirklich versucht den ganzen Flug über kein Auge zuzumachen. Der Plan ist leider nur semigut aufgegangen. Also gehe ich ausgeschlafen und etwas besser drauf als beim Abflug noch, mit meinem Koffer in der Hand zum Ausgang. Mein Handy halte ich ganz bewusst noch im Flugmodus, aus Angst wieder SEINEN Namen auf meinem Display sehen zu müssen.

"Süße, ich bin hier!" höre ich Marys Stimme. Verwirrt drehe ich mich um und dann endlich, erblicke ich meine beste Freundin, wie sie mit einer McDonalds Tüte und einem Becher mit Cola dasteht und mir zuwinkt. Grinsend laufe ich mit schnellen Schritten zu ihr und falle ihr in die Arme. "Ich würde ja sagen, ich freu mich dich zu sehen, aber..., wenn ich ehrlich bin, hätte ich dich lieber noch dort drüben, dich glücklich gesehen!" hauchte sie leise und wiegte mich einen Moment im Arm. Ich gebe ihr keine Antwort, ich kann nicht, denn der Kloß in meinem Hals ist so groß, dass er droht beim nächsten Wort nur aus mir auszubrechen. "Na komm, lass und erst mal nach Hause fahren und dann erzählst du mir in Ruhr was passiert ist und was der Idiot alles angestellt hat!" löst sie sich von mir und klopft mir kurz auf die Schulter. Ich stimme mit einem leichten Nicken zu und schon schnappt sie sich meinen Koffer und gemeinsam verlassen wir das Flughafengebäude und fahren kurz darauf zu meiner Wohnung.

You can let it go (H.S.)Where stories live. Discover now