Kapitel 133

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Eine Woche später habe ich dann bei einem Psychologen angerufen und mich beraten lassen.

Ich habe auch gleich ein paar Termine mit auf dem Weg bekommen und jetzt muss ich nur noch mit Leni darüber reden.

Könnte schwierig werden, da sie sich immer mehr zurückzieht und alles leider mit sich selber ausmacht.

Heute Abend bin ich mit meinem besten Freund verabredet und werde versuchen heute das erste Mal darüber zu reden, bevor ich mich anschließend meiner Familie und meinem Psychologen öffne.

Ehrlich gesagt habe ich die Befürchtung, dass es mit Leni noch Streit geben würde, wenn ich ihr von der Sache mit dem Psychologen erzähle.

Aber leider ist das notwendig und wenn sie nicht mitkommen möchte, dann gehe ich eben erstmal alleine.

Bevor ich zu Stephan fahre würde ich meiner Frau davon erzählen.

Stephan und ich haben uns für bei sich verabredet.

Nach meiner Frühschicht bin ich Zuhause angekommen.

Die Kinder sind außer Haus und Leni ist momentan Zuhause.

Während der Fahrt nach Hause habe ich beschlossen, gleich nicht um den heißen Brei zu reden, sondern einfach damit raus zu rücken.

So habe ich es schnell hinter mir.

Zuhause angekommen ziehe ich mir erstmal meine Jacke und Schuhe aus und dann gehe ich zu meiner Frau, wo auch immer sie gerade ist.

Bestimmt lenkt sie sich mit Haushalt ab oder sitzt gerade vor dem Laptop und versucht sich so abzulenken.

,,Wieder das Thema mit dem Psychologen?", fragt sie dann und stoppt ihre Aufgabe.

Mit verschränkten Armen steht sie dann vor mir, schaut mir in die Augen und wartet bis ich weiterrede.

Wenn ich ihre Frage bestätige, wird das bestimmt heute nicht mehr gut ausgehen und genau das möchte ich eigentlich nicht.

Aber ich will und muss ehrlich zu ihr sein.

Wir haben uns nämlich versprochen immer ehrlich zueinander zu sein, egal um was es gehen mag.

,,Doch. Ich habe bei einem angerufen und sogar ein paar Termine bekommen. Eigentlich für uns Beide, aber wenn du nicht möchtest, dann gehe ich alleine dahin. Um diesen Verlust zu verarbeiten und nicht daran zu zerbrechen brauche ich das", sage ich ihr ehrlich und mir ist von vornherein bewusst gewesen, dass Leni davon nicht begeistert sein wird.

Ich kann mich aber nur wiederholen, indem ich sage dass dieser Schritt unheimlich wichtig ist.

Nicht nur für unsere Psyche, sondern auch für unsere Beziehung.

Wenn Leni mit mir an einem Strang zieht, dann schaffen wir das gemeinsam auch und es würde uns irgendwann deutlich besser gehen.

Momentan scheint das aber leider schwierig zu sein.

Jedoch gebe ich so schnell nicht auf und brauche nur ein bisschen Geduld.

,,Dann viel Spaß. Da kannst du alleine hingehen!", sagt sie genervt und dreht mir dann den Rücken zu.

Warum reagiert sie so?!

Eigentlich muss Leni es doch wissen dass ich es kein Stück böse meine.

Ich will uns und vor allem ihr doch nur dabei helfen.

Niemand von uns ist Irre oder Gestört nur weil dieser Schritt notwendig ist.

Vielleicht überlegt meine Frau es sich doch noch anders.

Ich lasse sie in Ruhe und lasse ihr somit auch ein bisschen Zeit zum nachdenken.

Vielleicht ändert Leni ihre Meinung und schließt sich mir an.

,,Lass es dir wenigstens nochmal durch den Kopf gehen. Du kannst jederzeit dazustoßen", sage ich und gehe mir aus dem Schlafzimmer andere Klamotten holen, da ich vorher nochmal duschen wollte bevor ich zu Stephan fahre.

Im Badezimmer habe ich fast eine Stunde gebraucht und unterwegs hole ich dann für uns Männer noch ein Sixpack Kölsch.

Was ist denn ein beste Freunde Tag oder auch ein Männerabend ohne Kölsch?

Nichts und zumindest bei uns gehört das dazu.

Gegen 16:15 Uhr bin ich dann bei meinem besten Freund und dieser hat mir relativ schnell die Tür geöffnet.

Seine Frau ist sowie es aussieht gerade auch nicht da, was vielleicht nicht ganz übel ist.

Also nichts gegen seine Frau Lisa.

Ich mag sie wirklich und sie ist eine liebe Frau, aber da ich Stephan heute von unserer Fehlgeburt erzählen und ihm mein Herz ausschütten möchte ist es vielleicht wirklich ganz gut so.

Wie immer begrüßen wir uns mit einem Handschlag und dann bittet mein bester Freund mich rüber ins Wohnzimmer.

Auf dem Tisch hat er schon ein paar Snacks bereit gestellt.

,,Ich habe uns auch noch was zum trinken mitgebracht", erwähne ich dann, halte das Sixpack hoch und stelle es anschließend auf seinem Wohnzimmertisch ab.

Grinsend zeigt Stephan einen Daumen nach oben, dann setzen wir uns auf seine Couch und nehmen uns jeder eine Flasche Kölsch.

Bevor ich zu meinem Anliegen komme, unterhalten wir uns über ein paar alltägliche Dinge.

Natürlich auch über ein paar Einsätze, die wir vielleicht nicht zusammen hatten, sondern auch über private Dinge und lustige Storys aus der Vergangenheit.

Dabei habe ich versucht mir nicht anmerken zu lassen, dass mich etwas belastet, aber dieser Versuch ist leider gescheitert.

Wenn mich einer nach all den Jahren Zusammenarbeit und Freundschaft auswendig kennt, dann ist es Stephan.

Er ist nicht nur mein bester Freund, sondern mittlerweile auch wie ein Bruder für mich.

Egal was ich habe, dieser Mann hat immer ein offenes Ohr für mich und anders herum ist es genauso.

,,Paul, jetzt Mal ehrlich. Was ist los? Ich merke dass doch etwas nicht stimmt!", konfrontiert er mich, hat seine Arme vor seiner Brust verschränkt und sieht mich dabei erwartungsvoll an.

Jetzt muss ich wohl mit der Sprache rausrücken.

Da komme ich wohl nicht mehr drumherum.

Plötzlich Vater?!Where stories live. Discover now