Siebenundsechzig

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Am nächsten Morgen ging ich duschen. Die letzte Nacht mit Minho war aufregend gewesen. Unsere Töchter haben uns nicht gehört, was daran lag, dass wir unser bestes gaben nicht zu stöhnen und zu fluchen, weil es sich so gut angefühlt hat. Verstohlen schaute ich zu unseren Töchter die fröhlich im Hotel ihr Frühstück zu sich nahmen. „Und du bist sicher, dass sie nichts gehört haben?", fragte ich Minho leise. Mein Freund betrachtete ebenfalls unsere Töchter und nahm sich dann sein Saftglas zur Hand. „Ziemlich sicher. Wir waren wirklich leise. Mach dir keinen Kopf, okay? Jetzt weiß ich aber, wie sehr du aber durchgenommen werden willst", flüsterte mir Minho ins Ohr und ich erschauderte. Ich holte mein Handy raus und schrieb Minho eine Nachricht: 'Wenn du mich in der Öffentlichkeit hart machen willst, dann esse ich deinen Pudding, wenn wir zuhause sind.'

„Das wirst du nicht tun! Den Pudding gibt es nicht immer!", meinte Minho gespielt entsetzt. „Okay, ich werde aufhören. Fürs Erste." Er schenkte mir noch ein kurzes dreckiges Lächeln, bevor er sich seinem Frühstück widmete. „Appa? Dad? Wieso seid ihr beide so komisch heute?", fragte uns Yoona.  „Dad versucht nur lustig zu sein. Schmeckt dir das Essen?", fragte ich meine Tochter, worauf sie nickte. „Dad? Was machen wir heute?" Jaemi wandte sich an Minho. „Heute werde ich euch einen wunderschönen Ort zeigen."

Minho hatte Recht. Der Bambusgarten war wunderschön. Es fühlte sich an, als würde ich eine andere Welt betreten. Auch Jaemi und Yoona mochten den Bambusgarten. Sie sagten immer wieder wie schön er sei. „Danke, dass du mich hierher gebracht hast", meinte ich zu Minho und schmiegte mich an ihn. „Wie geht es dir denn?"

 „Mir geht es tatsächlich besser." Um den Ausflug in Erinnerungen zu halten machten wir ganz viele Fotos und hängten sie dann an unsere Küchenwand, wo die Zeichnungen von Jaemi und Yoona hingen.

Weitere Wochen vergingen und ich war in der 38ten Schwangerschaftswoche. Mittlerweile verbrachte ich meine Zeit zuhause, anstatt zu arbeiten. Wie bei der ersten Schwangerschaft konnte ich nicht gut schlafen, weil ich in letzter Zeit viele Übungswehen hatte. Seit einer Weile hörte aber auf zu kicken. Ich wusste, dass bald die Geburt anstand. Doktor Park sagte mir, dass er so langsam nach unten zu meinem Geburtskanal rutschte, das dazu führte, dass die Form meines Bauches anders aussah wie vor ein paar Wochen. Ich war mir wie bei der ersten Schwangerschaft wegen meinen Körper unsicher und betrachtete ihn oft kritisch. Minho versicherte mir, dass ich wunderschön sei und immer noch unbeschreiblich sexy.

Ich wollte mir etwas zu essen machen, als mein Körper von Wehen verkrampfte. Vor Schmerzen wimmerte ich auf und legte meine Hand krampfhaft auf meinen Bauch. „Jisung, du schaffst das. Die Wehen gehen gleich wieder weg", redete ich mir selbst ein. Die Wehen blieben allerdings und ich war wieder kurz davor zu weinen, weil es so weh tat. Ich torkelte zum Sofa, weil ich mich hinlegen wollte, als ich spürte wie etwas Süßlichriechendes, Nasses  aus mir auslief. Ich wusste zu gut, was das bedeutete: Iseul kam.

Ich holte zitternd mein Handy aus der Hosentasche und wählte Minhos Nummer, während meine Unterhose und Hose ganz nass wurden. Er ging sofort dran. „Meine Fruchtblase ist gerade geplatzt. Komm bitte her", schluchzte ich. "Bin sofort auf dem Weg." Weinend vor Schmerzen aber auch erleichtert, weil ich bald Iseul in den Armen halten konnte, setzte ich mich einfach auf den Teppich im Wohnzimmer. Noch immer hielt ich verkrampft meinen Bauch. „Minho kommt gleich, okay?", versuchte ich dem Kleinen zu versichern und wischte mir die Tränen aus den Augen.

Minho schloss die Tür und rannte durch die Wohnung, wo er mich auf den Boden vorfand. „Sungie? Alles okay? Komm, ich bringe dich ins Krankenhaus", meinte er und half mir hoch. „Minho, es tut so weh. Wieso dachte ich nur, dass es eine gute Idee sei noch ein Kind zu bekommen? Wieso tue ich mir diese Schmerzen wieder an?" Minho küsste meine Schläfe und streichelte sanft meinen Bauch. „Weil du mich liebst und mit mir noch ein Kind haben möchtest. Schaffst du es bis nach draußen?" Mutig nickte und lief mit Minho zu unserem Auto, wo er mir half auf den Beifahrersitz zu kommen. Minho fuhr mich zum Krankenhaus.

Wie bei meiner ersten Geburt verbrachte ich Stunden mit Wehen im Kreissaal. Iseul war aber gnädig mit mir und kam viel früher als die Zwillinge auf die Welt. Minho schnitt die Nabelschnur durch  und gab mir unseren kleinen Jungen. „Hey, Kleiner", meinte ich liebevoll aber auch sehr müde. Iseul hörte auf zu schreien und schmiegte sich an mich. Ein paar Tage musste ich im Krankenhaus bleiben. Minho hatte sich freigenommen, um die ganze Zeit bei mir und unserem Sohn zu sein. Einmal brachte er Yoona und Jaemi nach der Schule mit, weil sie ihren kleinen Bruder unbedingt kennen lernen wollten. „Iseul? Das sind deine großen Schwestern Yoona und Jaemi!" Ich richtete mich auf, sodass sie den kleinen Iseul sehen konnten. „Hey, kleiner Bruder!", meinten meine Töchter und lächelten Iseul an. 

Between reality and dream (Minsung FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt