Dreißig

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Minhos POV

Jetzt wo Jisung seinen Bauch nicht mit dem Sweatshirt bedeckte, konnte ich sehen, wie groß sein Bauch schon war. Und er war erst in der 21. Woche. Kein Wunder, wenn dort zwei Babys wuchsen. Je mehr ich Jisung sah, desto mehr wurde mir bewusster, dass ich wirklich Vater wurde. Irgendwo tief in mir wurde etwas warm und lies mein Herz laut klopfen. Ich wollte die Babys spüren, mich selbst vergewissern, dass sie da waren und so streckte ich meine andere Hand nach ihm aus. Ich hielt inne, als mir bewusst wurde, was ich da machte. Ich fing an Zuneigung für die Parasiten zu haben.

Jisung fing meinen traurigen Blick ab. „Möchtest du meinen Bauch streicheln?" Schnell zog ich meine Hand zurück und lies den Kopf sinken. Wie lächerlich war ich nur? Ich konnte doch nicht einfach so etwas wie Liebe für die Babys zeigen. Jisung und die Ärztin tauschen noch ein paar Worte aus, während Jisung seinen Bauch vom Gel befreite und sein Sweatshirt nach unten zog. „Dann bis in ein paar Wochen. Du sieht glücklicher aus, Jisung!" Er lächelte. Ja, stimmt, jetzt wo sie es sagte, sah ich, dass Jisung nicht länger traurig aussah. Lag das an mir? Weil ich mitgekommen bin? Es musste für Jisung die Welt bedeuten. Der Arzttermin war vorbei, doch irgendwie wollte ich noch ein bisschen mit Jisung die Zeit verbringen. „Hast.. du Lust etwas mit mir zu machen?", fragte ich ihn schüchtern, als wir die Arztpraxis verließen.

Jisung riss die Augen an, geschockt, dass ich so etwas ausgesprochen hatte. „Wie wäre es, wenn wir ein bisschen zu mir gehen? Keine Sorge, meine Mutter ist eigentlich sehr nett! Ich will meiner Mutter beweisen, dass du auch eine weiche Seite hast." Jisung zögerte etwas. War es ihm nicht recht, wenn wir zu ihm gehen? „Hat deine Mutter...nicht so gut auf die Schwangerschaft reagiert? Oder...oder ist es, weil ich dir weh getan hab?" Nachdenklich setzte sich Jisung an die Bushaltestelle hin und schaute auf den Boden. „Nein, sie unterstützt mich, es ist eher das Zweite." Also sorgte er sich, wie meine Treffen mit seiner Mutter wird.

Ich kann verstehen, wieso sie mich nicht leiden kann. Schließlich habe ich ihren Sohn verprügelt, während er schwanger ist. Außerdem wollte ich nichts von den Babys wissen. Das war kein guter Start für eine gute Beziehung zwischen seiner Mutter und mir. Ich setzte mich neben ihm hin. „Es tut mir Leid, dass ich dich verprügelt habe."

Zusammen mit Jisung fuhr ich Bus und stieg an der Haltestelle aus, die ein paar Straßen entfernt von Jisungs Zuhause war. Er holte einen Schlüssel aus seiner Tasche und schloss die Tür zu dem Wohnblock auf. „Ich wohne im zweiten Stock", meinte er. Jisung ergriff das Treppengeländer und lief die Stufen nach oben. Ich folgte ihm stumm. Vor seiner Tür angelangt, wurde ich sehr nervös. Wie würde seine Mutter reagieren? Weil ich ihren Sohn verletzt hatte? Weil ich das Leben der Babys riskiert habe?

Wieso war es mir wie sonst nicht egal, was andere von mir halten? 

Ich nahm automatisch Jisungs Hand, weil ich gerade zu viele düstere Gedanken hatte. „Sie wird nicht auf dich los gehen." Jisungs Satz machte mich noch nachdenklicher. Bis jetzt hatte ich meinen Eltern nicht gesagt, dass ich Vater werde, aber ich bin mir sicher, dass sie die Nachricht sehr negativ nehmen werden. „Und zu deiner Frage von vorher...meine Eltern wissen es noch nicht....und ich bin mir sicher, dass sie mich hassen werden." Jisung strich mir über den Handrücken und schmiegte sich an mich. Unter anderen Umstände würde ich ihn zusammenscheißen und ihn anbrüllen, doch ich war irgendwie dankbar, dass er bei mir war. „Wenn du möchtest, kann ich mit ihnen reden.", bot er mir an und klingelte an die Tür.

Von Drinnen drang Kinderlachen. Hatte Jisung Geschwister? Ich wusste überhaupt nichts von ihm. Bisher hatte ich meinen Dreck um ihn gekümmert. Die Tür wurde aufgemacht und ein kleiner Junger versuchte Jisung zu umarmen. „Hey, Junseo. Minho, das ist mein kleiner Bruder" Erst jetzt schien der Junge mich zu bemerken. Skeptisch schaute er mich an. Er hat die gleichen Hamsterwangen wie Jisung. „Wer bist du?"

„Minho ist der Vater von meinen Babys", erklärte er und strich sich über den Bauch. „Wegen dir wachsen Blumen in Jisung!", meinte er grinsend und rannte in die Wohnung rein. „Komm rein." Um mich zu beruhigen, drückte ich Jisungs Hand fester. Das hatte ich auch bei dem Anblick seines Bauchs gemacht. Nervös zog ich die Schuhe und meine Jacke aus. Die junge Frau, die ich am Ausflugstag gesehen hatte, erschien an einem Türrahmen. Sie sah mich sehr böse an, musste meinen Namen gehört haben. „Jisung, was habe ich dir zu dem Thema Minho gesagt?! Verschwinde und lass meinen Sohn in Ruhe!" Damit hatte ich gerechnet und doch tat es weh. So eine Ablehnung selber zu spüren, schmerzte wirklich. So hatte sich Jisung also immer gefühlt, wenn er Kontakt mit mir aufbauen wollte.

Jisung stellte sich vor mich hin. „Eomma, bitte. Minho ist gar nicht so schlimm."

Between reality and dream (Minsung FF)Where stories live. Discover now