Sechsundzwanzig

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Die Mittagspause war schwerer zu bestreiten, als gedacht. Wie mit Seungmin besprochen, wollte ich einfach nur nach draußen. Dazu kam es nicht, denn Schüler hielten mich auf. „Hey, was für eine Schlampe lässt sich schon mit 16 schwängern?" Die Aufmerksamkeit von komplett fremden Schüler ließ mich panisch fühlen. Schüler, die mit mir noch nie geredet hatten, tuschelten zusammen und sahen mich an. Ich konnte hören, was sie sagten. „Schau doch, der Kerl hat sich einfach schwängern lassen. Dass der sich noch in die Schule traut?" Noch mehr Aufmerksamkeit, die meinen Herz zum Rasen brachte. Auf einmal war ich das Gesprächsthema Nummer eins. Sie trauten jetzt mich direkt auf meine Babys anzusprechen, jetzt wo ich allein durch die Flure lief. Ängstlich zog ich meinen Kopf ein, um zu signalisieren, dass man mich lieber in Ruhe lassen soll. Den Gefallen tat man mir aber nicht. Weitere Kommentare. Viele davon ziemlich schmerzvoll. Kommentare, die mich zum Weinen brachte. Dabei war alles doch schon schwer genug für mich. Musste Mobbing jetzt auch noch eine Rolle spielen? Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und flüchtete nach draußen, wo ich auf Ruhe hoffte. Ich setzte mich auf einer der Bänke und atmete tief durch. Mein ganzer Körper stand unter Panik. Ich spürte die ganzen Blicke auf mir und es machte mir so wahnsinnig Angst. Hatte sich meine Mutter auch damals so gefühlt, als sie schwanger zur Schule gegangen war?

Sie hatte mir angeboten mit meinen Klassenlehrerin zu reden, damit ich Zuhause bleiben konnte und dort den Schulstoff alleine durchgehen konnte, doch ich wollte mir beweisen, dass ich es wie sie schaffte und schwanger zur Schule gehen konnte. Hätte ich nur auf sie gehört. Mir wären so viele Kommentare erspart. Doch ich wollte nicht bemitleidet werden. Ich wollte es allen zeigen, dass ich das alles geregelt bekomme. Dass ich zwei Babys großziehen konnte und meinen Abschluss machen konnte. Das Mobbing war aber zu viel. Schüler kamen zu mir. „Hey, du bist doch Jisung, oder? Stimmt es, dass du schwanger bist?" Noch mehr fremde Schüler die plötzliches Interesse zeigten. Ich hielte es nicht mehr aus, war kurz vor einer Panikattacke. „Bitte, lasst mich alleine", flehte ich sie an und stand auf, um wieder ins Schulgebäude zu rennen, wo mich weitere Schüler anschauten. Ich kann nicht mehr. Mein Körper drohte wegen der ganzen mentalen Belastung zusammen zu brechen. Weinend kämpfte ich mich durch die Schulgänge, um zu meinem Klassenzimmer zu laufen. Hoffentlich würde ich mich dort endlich beruhigen können. Dieser ganze Stress war so schlimm für die Babys und mich.

Kraftlos fiel ich auf meine Knie. Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. Meine Psyche war überlastet, konnte sich nicht mehr beruhigen. Jemand rannte zu mir und nahm mich in den Arm. „Jisung!" Müde sah ich in zwei braunen Augen, die ich lieb gewonnen hatte. „Minho...." Ich bekam nicht wirklich mit, wo er mich letztendlich hinbrachte, nur dass er bei mir war. Ich schloss meine Augen, um mich etwas auszuruhen.

Als ich aufwachte, lag ich in einem Bett mit weißer Bettwäsche. Minho saß neben mir und hielt meine Hand. „Minho..wo bin ich hier?", fragte ich. Mein Mund war trocken. Ich brauchte was zu trinken. Suchend schaute ich mich nach etwas trinkbares um. „Ich habe dich ins Krankenzimmer gebracht. Du hattest eine Panikattacke, glaube ich."

 „Hast du....was zu trinken?" Minho holte eine Glasflasche mit Wasser hervor und drehte den Deckel auf, bevor er sie mir gab. Gierig trank ich aus der Flasche. Das kühle Nass rann mir wohltuend in denRachen. Nachdem ich genug getrunken hatte, gab ich die fast leere Flasche wieder zurück. „Danke, Minho...Auch dass du mich hierher gebracht hast....obwohl du mich hasst...ich danke dir dafür."

„Ich hasse dich nicht, Jisung."

Seine Worten beruhigten mich, gaben mir Mut, meine Gefühle ihm anzuvertrauen.

„Das...das macht mich froh...weil ich dich nämlich liebe, Minho. Ich hab mich in dich verliebt."

„Ich sollte Bescheid geben, dass es dir besser geht."

N'awe :( <3

Between reality and dream (Minsung FF)Where stories live. Discover now