Fünfundzwanzig

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Weitere Wochen vergingen und mein Bauch wuchs. Länger konnte ich nicht verstecken, dass ich schwanger bin. Ich war bereits in der 15ten Woche und da ich Zwillinge bekam, war mein Bauch deutlicher zu erkennen. Mit Oversizedsweatshirts könnte ich es noch verdecken, doch nicht bei den weißen Schuluniformhemden. Ich sah mich skeptisch in meiner Schuluniform im Spiegel ein. Man konnte nicht mehr übersehen, dass ich schwanger war. Schüler hatten schon getuschelt, als ich sie mich gesehen hatten. Sie redeten schlecht hinter meinen Rücken, weil sie sicher denken, wie dumm ich war, mich schon mit 16 schwängern zu lassen. Einige haben schon gemeine Kommentare von sich gegeben. Die ganze Schwangerschaft hat mich so angreifbar gemacht und meine Hormone ließen mich in Chaos stürzen. Ich hatte es mir so viel leichter vorgestellt schwanger zu sein. 

Wenigstens habe ich Chan und Seungmin. Seit man meinen Bauch deutlich erkennen konnte, lassen sie mich nicht mehr alleine. Sie haben Angst, dass mich jemand dumm anmachen könnte. Ich war den Beiden so dankbar für alles. Mir würde es so viel schlechter gehen, wenn ich alleine wäre. Dann gibt es auch noch meine Mutter, die mir immer Mut zuspricht, wenn ich ihr erzähle, wie schlecht es mir geht. Ich war so dankbar für die Menschen, die zu mir standen, obwohl ich mit 16 schwanger war. Nachdenklich strich ich mir über den Bauch und holte mein Handy aus meiner Hosentasche. Chan hat mir geschrieben. Er kann heute nicht kommen, weil er krank war. Ich wünschte ihm gute Besserung und lief in die Küche. Ich hatte wirklich Hunger, musste schließlich für drei essen. Junseo sprang zu mir und umarmte ich. „Wachsen da wirklich Babys wie Blumen drinnen?" Mein kleiner Bruder tätschelte vorsichtig meinen Bauch. „Ja und sie freuen sich dich bald zu sehen! Wollen wir frühstücken, Kleiner?" Junseo schnappte meine Hand und zog mich zum Esstisch, wo meine Mutter schon etwas für uns vorbereitet hatte. Rasend schnell aß ich es auf. „Eomma? Kann ich mehr bekommen?", fragte ich sie mit Hundeaugen, worauf sie lachte. „Sicher doch. Wir wollen doch, dass die Kleinen genug Nährstoffe bekommen."

Seungmin wartete bereits beim Tor auf mich. Er hatte auch die abschätzigen Blicke der anderen Schüler gesehen, die meinen Bauch musterten. Solange Seungmin bei mir blieb, ließen sie mich allerdings in Ruhe. Das hatte ich auch nötig, denn mir ging es immer noch nicht gut. Ich war mental so am Ende, hatte keine Kraft. Wie wird es später, wenn ich im dritten Trimester bin? Wird es noch anstrengender? Bald werden die Babys treten können und mich schlaflos machen und irgendwann kam die Geburt, vor der ich richtig Angst hatte. Bis dahin dauerte es allerdings noch etwas.

„Guten Morgen, Minnie", begrüßte ich meinen Kumpel und lief mit ihm durch denjenigen Hof. „Und hast du die Koreanischhausaufgaben gemacht?" Seungmin versuchte sein Bestes, um mich von der Schwangerschaft abzulenken. „Ja, ich hab sie gemacht. Hat aber ziemlich lange gedauert. Und du?" Seungmin nickte. „Ich musste allerdings ein paar Sachen recherchieren."

Mit Seungmin war der Schultag erträglich und wir unterhielten uns in der kleinen Pause, was wir in der Mittagspause machen wollen. Da es schön draußen war, wollten wir ein bisschen über das Schulgelände laufen. Draußen hielten sich nicht so viele auf wie drinnen und so würden wir eher unsere Ruhe bekommen. Frau Kwan, unsere Klassenlehrerin kam zu uns. „Seungmin? Heute in der Mittagspause müsstest du zur Schülerratssitzung. Sie ist dieses Mal sehr spontan und ich habe es erst jetzt erfahren." Seungmin war im Schülerrat und hatte manchmal in der Mittagspause dort Besprechungen. An sich nicht schlimm, weil ich dann immer mit Chan meine Mittagspausen verbracht hatte, aber auch alleine kam ich klar. Doch das war vor meiner Schwangerschaft gewesen. Jetzt hatte ich schlichtweg Angst, alleine zu sein.

Es gab jemanden, zu dem ich gehen könnte, doch der wollte mich nicht haben.

„Sorry, Sungie. Du musst heute alleine klar kommen. Setz dich am besten irgendwo nach draußen. Dann wird man dich hoffentlich in Ruhe lassen. Die anderen Schüler sollen endlich aufhören über dich zu lästern. Du verdienst das nicht", sagte Seungmin ernst. Als Schülerratsmitglied wollte Seungmin aktiv gegen Mobbing handeln, doch er konnte nicht überall sein. Irgendwo würden immer böse Wörter auftauchen. „Sie haben schon irgendwie Recht...ich bin dumm gewesen und habe einfach mit Minho geschlafen.....aber ich freue mich trotzdem auf meine Kleinen." Sobald ich Minho ausspreche, verzog sich Seungmin immer sein Gesicht und schaute böse drein. Er konnte ihn gar nicht leiden. Chan ebenfalls nicht. Dass wir uns in Damyang näher gekommen waren, behielt ich allerdings für mich. „Und das alleine zählt. Niemand braucht so einen schlimmen Vater wie Minho. Du schaffst das schon", meinte Seungmin und lies seinen Gesichtszüge wieder erweichen. Ich schenkte ihm ein Lächeln. Es war so einfach gesagt. 

Between reality and dream (Minsung FF)Where stories live. Discover now