Kapitel 88

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Nach einer sehr langen Begrüßung hatten wir es erst ins Haus geschafft. Aber das hatten wir alle nötig gehabt nach der Trennung von einander. Trotzdem blieb meine Nervosität ein ständiger Begleiter, weil die Erzählung erst noch bevor stand.

Mittlerweile hatten wir ins Wohnzimmer gefunden. Marleen konnte sich nicht von mir entfernen, weshalb sie auf meinem Schoß saß und mich fest umarmte. Ich erwiderte das, denn ich war selbst froh meine Familie bei mir zu haben.

Unsere Mum setzte sich direkt neben uns und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. Sie fragte aufgebracht: "Wo warst du nur? Wir waren alle krank vor Sorge um dich."

Meine Anrufe hatten also nicht ihre Nerven beruhigt, dabei hatte ich ihnen versichert, dass es mir gut ging. Wobei es zu erwarten gewesen war, dass dem schwer zu glauben war. Mein plötzliches Verschwinden hatte zehntausend Fragen bei ihnen aufgeworfen. 

Nun galt es ihnen die Geschichte zu verkaufen und zu hoffen, dass man mir diese glaubte. Auch wenn nicht, die Wahrheit würden sie nie erfahren. Dennoch wäre es wesentlich leichter, wenn man mir das abkaufte und damit Ruhe war, was dieses Thema anbelangte. 

Ich musste mich räuspern, wollte schon anfangen, aber mein Dad sagte: "Das interessiert mich auch. Ich will hoffen, dass du eine Erklärung dafür hast." Es klang mahnend, was verständlich war. Er hatte sich auf einen der Sessel im Wohnzimmer gesetzt. 

Meine Mum antwortete in derselben Tonlage: "Klaus, unsere Tochter ist wieder hier. Das ist das Wichtigste. Alles andere ist im Grunde nebensächlich." Sie war wohl zu erleichtert, dass ich zu Hause war, woher diese Reaktion kam. Dabei würde sie später dieselbe wie mein Dad zeigen. 

Nach einem erneuten Räuspern, fing ich an: "Wie ihr wisst ist Cyrian ein sehr gefragter Geschäftsmann und auch bekannt. Ein Wahnsinniger wollte ihn treffen oder verletzen, weshalb eine Drohung ausgesprochen wurde, die mich betraf. Cyrian wollte kein Risiko eingehen was meine Sicherheit anbelangt, vor allem da es einen versuchten Angriff gab. Daher kam die spontane Abreise und meine Abwesenheit."

Bitte, glaubte man mir das. Es war zwar eine unglaubliche Beschönigung der Dinge, aber damit schaffte ich es hoffenltich meinen Mann als den Helden darzustellen. Im Grunde war er das sogar, immerhin hatte Cyrian mich damals gerettet und beschützt. 

In meiner Nervosität fuhr ich fort: "Cyrian wollte zuerst alles klären und lösen, bevor wir wieder kamen. Ihr müsst euch keine Sorgen machen, denn der Wahnsinnige wurde weg gesperrt und kann mir nicht zu nahe kommen." 

Marleen drückte mich fester an sich, meine Mum gab keinen Ton von sich, nur mein Dad meinte: "Ich habe von Anfang an gewusst, dass der Mann nichts Gutes bedeutet. Aber auf mich wollte ja niemand hören." 

Verdammt. Er betrachtete Cyrian sehr wohl als das Problem. 

Ich versuchte es zu retten, in dem ich erklärte: "Dad, er hat mich beschützt. Cyrian hat stets auf mich aufgepasst und in meinem Interesse gehandelt. Wegen ihm ist mir nichts Schlimmeres passiert." 

"Nein, erst wegen ihm warst du in dieser Lage. Feline, ein Verrückter war hinter dir her. Das ist kein Spaß, wenn eine Drohung gegen dich vorlag. Es muss schlimm gewesen sein, wenn du dann solange untertauchen musstest. Wir konnten nicht mal mit dir sprechen und hatten keine Ahnung wo du bist."

Innerlich fluchte ich, aber äußerlich blieb ich gefasst und ruhig. Diese Reaktion war verständlich, dennoch musste ich das umlenken. So konnte ich das unmöglich stehen lassen.

"Cyrian kann nichts für die Taten anderer. Es ist wohl kaum seine Schuld und er hat getan was er konnte, damit es mir gut ging." Seitlich warf ich ihm einen flehenden Blick zu, damit mein Dad meine Worte ernst nahm. Allerdings war sein Gesichtsausdruck ernst. Sein Urteil hatte er längst gefällt.

Meine Mum umarmte uns seitlich und meinte aufgebracht: "Ich will einfach nur mein Baby bei uns haben. Alles andere ist mir egal." Spätestens morgen nahm sie das wesentlich ernster und wollte mehr Antworten. Etwas anderes konnte ich mir schwer vorstellen. 

Wenigstens verdeckte sie meinen Dad, so blieb mir sein Anblick erspart. Seine Skepsis gegenüber Cyrian würde vermutlich bleiben. Wer weiß wie lange es brauchte um das gerade zu biegen. 

In all dem konnte ich mir aber bei einem sicher sein. Meine geliebte Marleen war auf meiner Seite. Sie würde mir nie in den Rücken fallen und stand mir bei. Vielleicht half sie mir was unsere Eltern anbelangte. 

Meine Schwester fragte ganz leise: "Hat er dich wirklich gut behandelt?" Ich drückte sie einmal fest an mich und antwortete: "Ja, das hat Cyrian. Er würde mir nie weh tun." 

"Ok." Es war eine Erleichterung, dass sie mir glaubte.  

Meine Mum holte tief Luft und sagte: "Ich muss Ellie Bescheid geben. Sie kommt sicher gleich nach Hause, um dich zu sehen." Ich nickte und sie löste ich von uns. 

Dann wäre auch meine zweite Schwester hier und die Familie offiziell vereint. Allerdings war Ellie eine rationale Denkerin. Sie dürfte schwer zu überzeugen sein, außer sie war wie meine Mum endlos erleichtert. 

Marleen flüsterte: "Geh nie wieder weg." Es brach mir das Herz bei diesen Worten. Ihren Schmerz konnte ich praktisch selbst fühlen. 

"Keine Sorge, so schnell wirst du mich nicht los." 

Zumindest hoffte ich, dass dieses Szenario nie wiederholt wurde. Aber am Ende konnte niemand genau sagen was in der Zukunft passierte. Vieles hatten wir nicht in der Hand.  

The Monster | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt