Kapitel 34

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Die Fahrt verlief sehr ruhig und wir waren nach dem Wald kurz durch eine besiedelte Gegend gefahren, aber anschließend mitten ins nirgendwo.

Hier gab es nichts zu sehen und mit jedem Meter verlor ich die Hoffnung ihm entkommen zu können. Falls wir in dieser Umgebung blieben konnte ich eine Flucht vergessen, denn das wäre tatsächlich unmöglich. 

Sobald Cyrian mich in ein Haus gebracht hatte, war es sowieso vorbei. Dann müsste ich eine längere Planung hineinlegen, wenn ich erst mal irgendwo eingesperrt war.

Was hatte er überhaupt vor?

Irgendwas musste er doch mit mir geplant haben. Es musste einen Grund haben, warum er mich so verbissen bei sich haben wollte. Und das obwohl ich mich derart gewehrt hatte. Offensichtlich war ihm all das vollkommen egal, sofern er mich bei sich hatte. 

Das war alles krank.

Ich sah weiterhin aus dem Seitenfenster und fragte kalt: "Was hast du mit mir vor? Komme ich in eine Zelle oder in einen Keller?"

Egal was er tat, aber ich wurde sicherlich eingesperrt. Vor allem nach den erst kürzlich ereigneten Erlebnissen. Auf freiem Fuß dürfte ich lange nicht mehr sein, bei ganz viel Pech bis ans Ende meiner Tage.

Man hörte ein leichte Enttäuschung aus seiner Stimme als er fragte: "Was denkst du von mir, agapi mou?"

Das er ein Monster samt Arschloch war. Exakt das dachte ich von ihm. Ich war vernünftig genug still zu bleiben, denn anderenfalls würde es schlimmer werden.

Cyrian fuhr fort: "Ich habe dir gesagt, dass ich dich nach Hause bringe. Du kommst weder in eine Zelle noch in einen Keller. Das würde ich niemals tun."

Immerhin das.

Dieses Nirvana um uns herum machte mir große Sorgen, wo genau dieses sogenannte Zuhause war. Außer das war eine reine Durchfahrt zu unserem eigentlichen Ziel. Ich hoffte auf eine Gegend mit anderen Menschen in unserer Nähe.

Er ließ sich nicht beirren und meinte: "Es wird dir gefallen und du wirst es gut haben. Nie wieder wird dir jemand ein Haar krümmen, agapi mou."

Er hatte mich, weshalb ich doch zu ihm sah. Cyrian wirkte freundlich und entspannt, was absolut nicht zur Situation passte.

Wie konnte man so aussehen nach dem Erlebten?

Außerdem wollte ich ihm mehrfach abhauen, was ihm offensichtlich nicht recht war. Trotzdem sah er ruhig aus. Entweder überspielte er alles oder Cyrian war froh, dass er mich hatte fangen können.

Aber eins hatte mich an seinen Worten gestört und deshalb fuhr ich ihn an: "Nenn mich nicht so!"

Diesen bescheuerten Kosenamen konnte er sich sparen. Er mag mich vor dem heutigen Tag jedes Mal gefreut haben, aber jetzt könnte ich kotzen, wenn ich das hörte.

Cyrian seufzte und sah weiterhin auf die Straße vor uns. Selbstverständlich waren wir stets zu schnell unterwegs, aber ich sprach es nicht mehr an. Falls wir einen Unfall hatten, würde ich dem Monster wenigstens entkommen.

Cyrian räusperte sich, dennoch war ich auf die Außenwelt fixiert, welche unfassbar spannend war. Also eine derart ausgestorbene Gegend musste man erst mal finden. 

Ich würde es als eine Art Wüste benennen, allerdings gab es ein paar Fleckchen der Natur. Vollkommen trostlos war es nicht, denn ein paar Büsche oder ein bis zwei Bäume tauchten immer wieder auf. Allerdings nicht genug als das ich mir ein Versteck dahinter suchen könnte. Hier konnte ich wirklich nicht fliehen, wenn ich aus diesem Wagen überhaupt käme.

Nach einem Seufzen sagte er: "Sobald wir angekommen sind, hast du einen Anruf frei. Die Zeit wird begrenzt sein, aber du kannst deiner Familie sagen, dass es dir gut geht."

Mein Blick schnellte automatisch zu ihm, denn das war in diesem Alptraum eine gute Nachricht. Ansonsten würde meine Mum und alle anderen vor Sorge sterben. So konnte ich ihnen zumindest sagen, dass ich noch lebte.

Cyrian fuhr fort: "Sofern du die Telefonnummer auswendig weißt, und davon gehe ich aus, kannst du mit jemanden telefonieren."

Natürlich kannte ich die Nummer meiner Mum auswendig. Sie hatte uns Kindern diese auswendig lernen lassen. Sie hatte immer gemeint, dass es zur Sicherheit gut war, wenn wir sie wussten und aktuell traf das zu.

Als hätte sie es gewusst, dabei konnte das niemand wissen.

Ich empfand einen innerlich Drang mich zu bedanken, was darauf hinwies, dass ich zu höflich war. Denn dieser Mann entführte mich und würde sonst was mit mir machen. Einen Dank hatte er kein bisschen verdient.

Trotzdem sollte ich es mir nicht mit ihm verspielen. Er könnte seine Meinung ändern und das war mir klar. Diese Entscheidung lag ganz bei ihm und ich war machtlos.

"In Ordnung und ja, ich weiß die Nummer meiner Mum auswendig."

Vermutlich war ihm klar, dass ich so lange Terror gerissen hätte, bis man mir diese Möglichkeit gegeben hätte. Damit nahm er den einfachen Weg, dass er mir wenigstens diesen kleinen Gefallen tat. Es mag ein kleiner Trost sein, aber wenigstens würde sie meine Stimme hören.

"Perfekt, dann hätten wir das geklärt."

Als er seinen Kopf bewegte, sah ich sofort weg. Mit diesem Mann wollte ich keinen Augenkontakt haben.

Für den Moment sollte ich ruhig bleiben und es war die Frage, ob ich allgemein mitspielen sollte. Ich bekäme bestimmt mehr Freiheiten, wenn ich brav war. Und mit denen wäre eine Flucht leichter. Dennoch zuerst musste ich abwarten wohin genau Cyrian mich brachte.

Aber wie sollte ich mitspielen, wenn ich weg von ihm wollte?

Das wirkte wie eine unmögliche Aufgabe, denn ich wollte ihn nicht mal mehr ansehen.

Mir kam etwas anderes in den Sinn und das sprach ich an, so viel Sorge mir die Frage machte, aber sie sollte gestellt werden. "Du hast zwar gesagt, dass mir niemals wieder jemand ein Haar krümmen würde. Aber was ist mit dir?"

Bei einem Mafiaboss konnte ich es mir vorstellen, dass er sehr wohl handgreiflich wurde, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Bis jetzt mag er mir nichts getan haben, aber ich war der Ansicht, dass das ein Schauspiel gewesen war.

"Ich habe dir bereits gesagt, dass dir nichts passieren wird und da bin ich eingeschlossen. Es ist beleidigend, dass du überhaupt denkst, dass ich dir weh tun würde."

Wütend und etwas zu laut fragte ich: "Was soll ich von dir denken?! Du bist ein Krimineller!"

Freundlichkeit und Gnade dürften bei ihm sehr klein geschrieben werden. Alles andere glaubte ihm kein Mensch. 

Er seufzte und meinte: "Feline, wir reden sobald wir angekommen sind, während einer Autofahrt ist das kein Thema." 

Ich verdrehte meine Augen und verschränkte meine Arme. Er zögerte ein Gespräch raus, um sich nettere Worte oder schönere Umschreibungen einfallen zu lassen. Irgendwie wollte er mir Honig um den Mund schmieren und alles wesentlich weniger grausam schildern. 

Aber der Zug war längst abgefahren, dieser Mann war für mich unten durch. Es gab kein Zurück mehr, denn ich hatte mein Urteil über ihn gefällt und das konnte niemand ändern. 

Wenn ich diese Gesellschaft nicht ertragen müsste, wäre er für mich gestorben. 

The Monster | ✔️Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ