Kapitel 64

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Und was sollte ich bitte darauf antworten?

Das Liebesgeständnis freute mich natürlich, aber mir selbst fehlten die Worte. Ihm hatte es daran kein bisschen gemangelt, nur ich saß hier und heulte. Wenigstens tat ich das leise und die Tränen rannen still hinunter.

Cyrian flüsterte: "Bitte, weine nicht."

Diese Aussage half genau zu null Prozent. Innerlich fühlte ich mich hin und hergerissen. Mein Herz hatte sich entschieden, nur mein Hirn versuchte rational zu bleiben. Es fühlte sich an wie ein innerer Kampf.

Ich räusperte mich, aber wagte es ansonsten keinen Ton von mir zu geben. Meiner Stimme konnte ich im Moment nicht vertrauen, was im Grunde gut war, denn es war schwer eine Antwort darauf zu finden.

Er nahm seine Hand von meiner Wange und sagte: "Ich wollte es nur ausgesprochen haben. Manche Dinge sollte man einfach hören."

Von mir kam ein weiteres Räuspern, was dämlich war, aber das war über meine Lippen gekommen. Immerhin war es besser als ein dummes Ähm oder sonst ein Gebrabbel.

Cyrian widmete sich den Getränken und meinte dabei: "Die Wahl haben wir noch nicht getroffen. Du hast nur den Wein ausgeschlossen." Damit lenkte er um und ließ uns dem vorherigen Gespräch entkommen.

Mit einer Hand fuhr ich mir durch die Haare, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich ansonsten reagieren sollte. Es war eine nervöse Handlung, aber wenigstens irgendwas hatte ich tun müssen, da es wie ein innerer Zwang war, mit den Händen etwas zu tun.

Mir wurde ein Glas gereicht und das nahm ich an und konzentrierte mich darauf. Cyrian mag wissen, dass ich weinte, aber das ein bisschen zu verstecken, ließ mich besser fühlen.

Ich flüsterte einen Dank, den meine Stimme hinbekam. Ich wagte es ein weiteres Mal, in dem ich anmerkte: "Ein Wasser wäre toll." Es mag einfach sein, dennoch trank ich es am liebsten.

"Gerne."

Er öffnete die Flasche und ich beobachtete ihn dabei. Ohne Probleme bekam er diese auf und ich hielt ihm mein Glas hin.

Hoffentlich wusste er bereits ein Gesprächsthema, denn ich konnte mit kaum etwas dienen. Erst recht nicht nach seiner Rede.

Nach dem Cyrian mein Glas gefüllt hatte, tat er dasselbe bei dem seinen. Das mit dem Wasser war eine sehr gute Idee, denn dadurch blieben meine Gedanken klar. Wobei es an der Stelle mit dem Alkohol einen Vorteil hätte, trotzdem wäre es auch dumm.

Nein, der Alkohol wäre sogar sehr, sehr, sehr dumm. Wer weiß was ich dann veranstalten würde.

Als das erledigt war, deutete er auf den Korb und erklärte: "Ich hätte ein Picknick vorbereitet, falls du Hunger hast. Ich gebe zu, dass ich das noch nie gemacht habe, aber ich denke, dass es akzeptabel ist."

Da konnte man kaum etwas falsch machen, weshalb ich sicher keinen Mangel finden könnte. Es war eigentlich egal, was genau es zu essen gab. Schon mal davon abgesehen, dass ich aktuell nichts hinunter bekommen würde. Vermutlich hatte er das geahnt, weshalb er diese indirekte Frage ausgesprochen hatte.

Aber er hatte sich Mühe gegeben und das wusste ich zu schätzen, weshalb ich antwortete: "Später gerne."

"In Ordnung."

Nun hielt er sein Glas in meine Richtung und so stieß ich mit ihm an, währenddessen sah ich ihm in die Augen. Nebenbei war das Klirren unserer Gläser zu hören und die Tränen waren zum Glück bezwungen.

"Auf einen schönen Abend." Nach einem weiteren dummen Räuspern antwortete ich: "Ja, auf einen schönen Abend."

Man konnte nur spekulieren, ob es das werden würde. Irgendwie wartete das Drama stets auf einen, aber für den Moment schien es gut zu laufen.

Trotzdem hatte ich später viel zu verarbeiten, auch über die Zukunft sollte ich vernünftig nachdenken. Aber das verdrängte, denn eigentlich sollte ich mich auf etwas, eher jemand, anderen konzentrieren.

Cyrian schüttelte leicht den Kopf und meinte: "Ich frage mich wirklich, wie so ein wundervolles Wesen überhaupt existieren kann." Heute warf er ganz schön mit Komplimenten für mich um sich. Eine leichte Rötung meiner Wangen war dabei nicht zu verhindern.

"Ähm danke."

Mist!

Da war es dieses verfluchte Ähm. Da dachte ich erst vorhin daran und schon passierte es mir. Am liebsten hätte ich mich selbst dafür geschlagen. Meine Inkompetenz kannte manchmal keine Grenzen.

Zum Glück beachtete er das nicht weiter und fragte: "Wie gefällt dir überhaupt Griechenland?"

Ich gab mir den Ruck und wollte ehrlich sein. Ich hatte dem eine Chance geben wollen, also sollte ich fair bleiben.

"Es ist ein schönes Land und das Meer ist atemberaubend. Ich kann verstehen, warum du es als Heimat nie aufgegeben hast."

Zumindest hatte er stets hier ein Grundstück gehabt, was dann im Grunde sein zweiter Wohnsitz war. Man konnte es als Heimat für ihn bezeichnen.

Die Freude darüber konnte man in seinem Gesicht erkennen. Er hatte sicherlich dafür gebetet, dass es mir hier insgeheim gefiel, was es tatsächlich tat.

Klar, ich hatte Heimweh, aber es war eine schöne Umgebung. Die Landschaft war ein Traum, obwohl es untertags verdammt heiß war. Dennoch tat es dem Ganzen wenig schaden.

Ich nahm einen Schluck aus meinem Glas, was ein billiger Versuch war meine Nervosität zu überspielen.

Was ließ er mich auch so fühlen?

Mich dem um uns zu widmen schien eine vernünftige Lösung zu sein, weshalb ich genau das tat. Die Lampions waren ein wahrer Hingucker. Sie leuchteten und sorgten für die richtige Atmosphäre.

"Wenn du möchtest, dann kannst du morgen deine Mum anrufen. Es würde euch sicher beide freuen von einander zu hören. Du kannst ihre Nerven beruhigen und hörst ihre Stimme."

Schon schnellte mein Blick zu ihm, denn dieses Angebot nahm ich sofort an. Das müsste er mir kein zweites Mal anbieten.

"Ja, unbedingt und ich nehme dich beim Wort."

Wehe er überlegte es sich anders oder hielt es morgen für zu gefährlich. Ich müsste ihn umbringen, falls er das tat.

"Das kannst du, nur solltest du das erst morgen, denn heute ist es bereits spät. Ich werde dir am Morgen mein Handy geben, dann kannst du sie anrufen."

Da musste man ihm recht geben, außerdem brauchte ich Zeit, um mir einen geeigneten Text zurechtzulegen. Es musste etwas sein, dass sie beruhigte und eine halbwegs logische Erklärung für all das musste her.

Es war wirklich eine gute Frage, wie ich das erklären sollte. Wir hatten zwar einmal kurz telefoniert, aber da hatte ich ihr kaum Infos gegeben. Es war darum gegangen, dass sie wusste, dass es mir soweit gut ging.

Was zur Hölle sollte ich sagen?

Danke, damit hatte ich genug zu planen. Wobei es vermutlich keine Aussage gab, die ihre Nerven vollkommen beruhigen könnte. Zumindest wäre sie dankbar, dass sie von mir hörte. Das hatten wir viel zu lange nicht mehr.

Cyrian bekam meine Aufmerksamkeit als er eine Hand auf mein Knie legte und leicht zudrückte. "Feline, sobald es möglich ist, kannst du sie wiedersehen."

Vielleicht war es naiv, aber ich glaubte ihm. Alleine, da ich es unbedingt wollte.

The Monster | ✔️Where stories live. Discover now