Kapitel 42

1.3K 90 17
                                    

Die Nacht war Cyrian mit mir wach geblieben, was mich wunderte. Aber zuerst hatte ich meine Schokolade bekommen und er hatte natürlich meine Lieblingssorten zu Hause. Das hatte er sich gemerkt und scheinbar dafür gesorgt, dass es im Haus war.

Damit bewaffnet waren wir ins Wohnzimmer gegangen und hatten einen Film ausgesucht. Wobei Cyrian bei der Hälfte schließlich eingeschlafen war, was angenehm war. So hatte ich meinen Frieden und konnte die Schokolade glücklich alleine essen.

Irgendwann war ich hoch ins Schlafzimmer gegangen, um erneut zu versuchen in den Schlaf zu finden.

Leider besaß ich ein Herz, weshalb ich Cyrian eine Decke gebracht hatte, bevor ich mich hingelegt hatte. Hoffentlich bildete er sich nicht zu viel darauf ein, sobald er erwachte.

Ich selbst hatte am Ende einschlafen können, aber leider nur kurz. Ich hatte keine zwei Stunden geschlafen und durfte mich erneut der grausamen Realität widmen.

Zuerst hatte ich eine Weile im Bett gelegen, bis ich es aufgab. Es war vollkommen sinnlos dumm rumzuliegen und nichts zu tun, wenn man kein Auge zubekam, egal wie sehr man es versuchte.

Eine Dusche hatte ich als sinnvoll empfunden und soeben kam ich frisch geduscht und gekleidet aus dem Badezimmer. Es ging mir wesentlich besser, da konnte Wasser nämlich wahre Wunder wirken und belebte einen wieder. 

Eigentlich hatte ich keine Ahnung, was ich machen sollte, aber nach unten zu gehen schien mir die beste Lösung zu sein.

Ich setzte mich in Bewegung und ein Frühstück wäre tatsächlich eine nette Idee. Man konnte versuchen seine Probleme mit Essen zu lösen. Meine Oma hätte mir das auf jeden Fall wärmstens empfohlen. 

Als ich an Cyrians Büro vorbeikam, fiel mir ein Zettel auf, welcher an der Tür hing. Ich blieb automatisch stehen und las ihn durch.

"Sofern du an keiner Heirat interessiert bist, solltest du diesen Raum niemals betreten."

Aber klar doch.

Was auch sonst?

Das hätte ich mir selbst denken können, weshalb diese Nachricht vollkommen unnötig war. Immerhin war man in einem Büro um zu arbeiten und Cyrian hatte mir bereits mitgeteilt, dass er nur darüber reden kann, wenn wir eine Ehe schlossen.

Ich ging mit einem Seufzen weiter und fragte mich, ob der Zettel heute Nacht schon dort gehangen hatte. Es war möglich, denn in meiner Müdigkeit hatte ich kaum auf meine Umgebung geachtet.

Ich ging die Treppe hinunter und dabei kam die Haustür in mein Blickfeld. Es wäre verlockend hinauszugehen und abzuhauen. Dasselbe hatte ich mir heute Nacht gedacht, aber ohne einem vernünftigen Plan dürfte das ein Fehlschlag werden.

Ich musste mich in dieser Umgebung auskennen, um zu wissen wie ich am schnellsten verschwinden konnte. Aber mein Tag würde kommen, egal wie lange es dauern würde. Aktuell war ich tatsächlich überzeugt davon und voller Tatendrang.

Unten angekommen ging ich ins Wohnzimmer um mich zu vergewissern, ob Cyrian noch schlief. Es wäre nie ein Fehler zu wissen, wo sich der Diktator befand. Alleine, um exakt diesen Raum zu meiden.

Ich betrat es leise und sah mich um, aber er lag nicht mehr auf der Couch, nur die Decke war noch dort.

Hm.

Entweder war er im Haus oder vielleicht bereits unterwegs. Ich hoffte auf das Zweite, damit ich mir endlich den Flügel genauer ansehen konnte. Es juckte mich in den Fingern darauf zu spielen.

Ich drehte um und wollte in die Küche gehen, aber hörte die Klingel. Das ließ mich stehen bleiben und die innere Diskussion startete, ob ich diese öffnen sollte.

Außer Cyrian kannte ich niemanden und der würde bei der Tür hereinkommen ohne zu klingeln. Dann verstand ich kein griechisch, bis auf den Kosenamen, welchen Cyrian mir gegeben hatte. Wenn man das bedachte, war es reine Zeitverschwendung die Tür überhaupt zu öffnen. Außerdem war der Diktator vielleicht im Haus, dann sollte er das machen.

Ich zuckte mit den Schultern und ging weiter, obwohl es ein zweites Mal klingelte.

Die Person ahnte wohl, dass jemand zu Hause war, nur brachte ich dem Besucher nichts, wenn ich kein Wort verstand.

Bevor ich in der Küche ankam, hörte man erneut die nervtötende Klingel, weshalb ich mit einem Grummeln umdrehte. Dem Störenfried konnte ich verdeutlichen, dass ich kein Wort verstand. Irgendwie würde ich das sicherlich hinbekommen.

Mit schnellen Schritt ging ich zur Tür und dort angekommen, öffnete ich diese und sie war unverschlossen. Untertags schien sie wirklich offen zu sein, trotzdem war nirgends ein Schlüssel zu finden. Vermutlich hatte er Angst, dass ich ihn aussperrte und nie wieder ins Haus ließ. Das war ein berechtigter Gedanke.

Eine Frau stand nun vor mir, die breit lächelte und das Erste was einem auffiel war diese schwarze Lockenpracht. Es war erstaunlich, dass sie diese überhaupt hatte bändigen können. Sie waren zwar ein eher wilder Haufen, dennoch hatten sie ihre Ordnung und eine Form. Es war kein vollkommenes Wirrwarr. Das tat im Grunde absolut nichts zur Sache, aber es stach einem ins Auge.

Ich hob fragend eine Augenbraue und sagte in einem freundlichen Ton: "Es tut mir leid, aber ich kann kein griechisch und Cyrian ist sonst wo."

Keine Ahnung, ob sie mich verstand, aber falls nicht, war ihr wenigstens klar, dass ich ihr kaum helfen konnte. Wenn jemand eine andere Sprache sprach, dann machte es das offensichtlich. 

Sie lachte, weshalb ihre Grübchen zum Vorschein kamen und antwortete: "Hallo Feline und ich bin auch wegen dir gekommen. Ich bin Aglaja, eure Nachbarin."

Oh, das machte Sinn und ich musste unwillkürlich lächeln.

Danke, endlich ein anderes Gesicht, welches ich treffen durfte und sie wäre eine mögliche Freundschaft.

Ich hielt ihr die Tür auf und sagte: "Hi Aglaja und komm bitte herein. Es freut mich dich kennenzulernen." Auf den ersten Eindruck wirkte sie sympathisch und wie ein herzlicher Mensch. Die Sorte, die eine gewisse Liebe und Wärme ausstrahlten.

Während sie das Haus betrat, antwortete sie: "Die Freude ist ganz meinerseits. Ich konnte es kaum erwarten dich zu sehen." Das hörte man gerne, dass ich keine Last für sie war und Aglaja mir gerne half einen Einstieg zu finden.

Sie zog sich ihre Schuhe aus und ich schloss die Tür, nebenbei fragte sie: "Also ist Cyrian nicht zu Hause?" "Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Er ist mir heute noch nicht über den Weg gelaufen."

Sie richtete sich wieder auf, tat es mit einer Handbewegung ab und meinte: "Naja, das ist sowieso egal. Ich bin nämlich wegen dir hier. Er hat mir nur vorhin eine Nachricht geschickt, dass du bereits wach bist, also habe ich mich kurz darauf auf den Weg gemacht."

Vermutlich hatte er mich ins Badezimmer gehen gehört oder die Dusche. Vielleicht beobachtete er wie ein Stalker jeden einzelnen meiner Schritte.

Meine Gedanken an ihn schob ich schnell beiseite und wollte mich auf Aglaja konzentrieren, mit der ich mich hoffentlich gut verstand.

The Monster | ✔️Where stories live. Discover now