Kapitel 86

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Bereits am nächsten Tag startete der Heimflug und das machte mich unfassbar nervös. An sich empfand ich Freude, nur hielt sich diese in Grenzen wegen der Umstände. Wer weiß wie sehr meine Eltern, nach der Erleichterung, dass ich wieder da war, ausrasten würden.

Da wir die richtige Flughöhe erreicht hatten und es keine Turbulenzen gab, mussten wir nicht mehr angeschnallt sein. Also saß ich auf Cyrians Schoß und meine Nase hatte ich in seine Halsbeuge gekuschelt. Mit seiner Nähe versuchte ich meine Nerven ruhig zu halten.

Ganz leise sagte ich: "Irgendwie habe ich Angst, aber eigentlich freue ich mich. Macht das Sinn?" Cyrian streichelte mir sanft über den Rücken und antwortete: "Ja, das tut es und das ist nachvollziehbar. Trotzdem ist es unnötig, weil deine Familie froh sein wird, dass du okay bist."

"Das mit Sicherheit, aber sie werden eine Erklärung haben wollen. Und keine Ahnung wie sie darauf reagieren werden." Er gab mir einen Kuss auf den Kopf und flüsterte: "Agapi mou, du stellst dir das viel schlimmer vor, wie es sein wird. Falls doch etwas schief geht, dann sind wir trotzdem verheiratet."

Ich musste seufzen, denn das würde ein schwieriges Gespräch werden. Die ganze Wahrheit könnte ich ihnen nie erzählen, da musste ich mich an die Version halten, die ich mit Cyrian vereinbart hatte. Es wäre der pure Wahnsinn ihnen zu sagen, dass mein Mann ein Mafiaboss war. Deshalb musste es abgeändert werden.

Nach einem weiteren Seufzen sagte ich: "Man wird mich doch sofort erkennen, wenn wir zu Hause sind. Laut deinem Onkel wurde ich wie wahnsinnig gesucht und in den Medien ausgestrahlt. Vielleicht rufen die Leute, die uns über den Weg laufen, die Polizei oder denken du bist mein Entführer."

Theoretisch war er das sogar, aber zu genau sollte man das nicht nehmen. Immerhin war ich mittlerweile freiwillig bei ihm.

Ich hob meinen Kopf an, damit ich ihn ansehen konnte und mein Blick wurde erwidert. Er wirkte weder besorgt noch gestresst, dabei könnte das zu einem Problem werden.

Auch wenn über die Medien geklärt war, dass ich wieder zu Hause war. Die Leute würden mich erkennen, was ich als keinen netten Gedanken empfand. Dann quatschte mich vielleicht jemand an oder stellte Fragen. Alles Dinge, die ich meiden wollte.

Cyrian strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und erklärte: "Das war gelogen von ihm, denn darum habe ich mich gekümmert. Die Medien lassen sich mit Geld lenken, was ich getan habe. Deshalb wurde dein Gesicht nie in den Nachrichten gezeigt oder sonst wie ausgehängt. Ich habe das im Auge behalten, denn zu viel Aufmerksamkeit auf dir wäre schlecht."

Die Meinung teilte ich, denn es musste nicht jeder wissen wer ich war. Oder das ich wochenlang wie vom Erdboden verschluckt gewesen war. Diesen Trubel konnte ich als letztes gebrauchen.

Er fuhr fort: "Wenn du in den Medien vertreten wärst, hätte man ein genaues Auge auf dich geworfen. Am Ende würde man darauf kommen, dass du meine Frau bist. Etwas das zu Problemen führt, denn mein Privatleben halte ich gerne diskret. Es soll nicht gleich jeder wissen wie du aussiehst."

Das machte durchaus Sinn, aber war beängstigend. Er hatte sicherlich viele Feinde, auf deren Bekanntschaft man verzichten konnte. Ein Trost war es, dass er auf mich aufpassen würde. An der Stelle vertraute ich ihm.

Ich gab ihm einen kurzen Kuss, denn ich musste mich damit abfinden. Sein Job brachte gewisse Risiken mit sich und das hatte ich gewusst, als ich ihn heiratete.

Mit einem leichten Lächeln antwortete ich: "Egal was kommt, niemand kann uns trennen. Wir schaffen alles."

"Ja, das tun wir, darüber musst du dir keine Gedanken machen."

Meine Hand legte ich auf seine Wange, was ihn lächeln ließ. Es war schön, dass wir uns beide derart ineinander verliebt hatten. Mit meinem Daumen streichelte ich darüber und flüsterte: "Ich liebe dich, Cyrian."

Er beugte sich zu mir und nach einem sanften Kuss, bekam ich die Antwort: "Und ich dich, agapi mou."

Die Schmetterlinge in meinem Magen hatten sich längst wieder gemeldet, was die Umstände in den Hintergrund rücken ließ. Der Moment zählte und sonst nichts.

Ich setzte mich ihm zugewandt auf seinen Schoß, damit ich ihn diesmal vernünftig küssen konnte. Nur sagte Cyrian: "Dieses Szenario kommt mir bekannt vor. Letzte Nacht hat das sehr gut endet." Mir war klar was er meinte, weshalb ich ihn empört ansah. Und unwillkürlich nahmen meine Wangen dabei eine leicht rote Färbung an.

Er hatte die Erklärung scheinbar nötig, weshalb ich sagte: "Wir befinden uns praktisch an einem öffentlichen Ort. Also nein, den gestrigen Verlauf nimmt das sicherlich nicht. Ich wollte nur eine bessere Position haben, um dich zu küssen."

Der Idiot lachte leise und meinte danach: "Nein, das ist unser Privatjet, also ein privates Plätzchen. Mit einem öffentlichen Ort hat das nichts zu tun." Mit dem Daumen deutete ich hinter mich, denn dort lag das Cockpit. "Die zwei Piloten sind genauso hier und könnten theoretisch zu jeder Zeit durch diese Tür spazieren."

Es musste ein Scherz sein, dass dies ein vollkommen privates Plätzchen war, wie er es bezeichnete. Meiner Ansicht nach war es das nämlich nicht.

"Nein, Feline, das würden sie nie tun. Ich bin ihr Boss und den stört man ungern. Erst recht nicht, wenn er in Gesellschaft seiner bezaubernden Frau ist. Wenn etwas Ernstes ist, dann würden sie klopfen und warten bis sie jemand herein bittet."

Mein Gesichtsausdruck war todernst, als ich antwortete: "Vergiss es. Träum weiter." Cyrian nickte und schien es einzusehen, dass ich Recht hatte. Es war ein unpassender Platz, was niemand leugnen konnte.

Schließlich fand wieder ein Lächeln auf seine Lippen. "Zumindest küssen können wir uns."

"Ja, das hatte ich vor."

Schon trafen meine Lippen auf die seinen und der Kuss wurde erwidert.

The Monster | ✔️Where stories live. Discover now