Knoblauchbrot, lahme Ausreden und eine verpasste Gelegenheit

28 8 20
                                    

Pete

"Warte!"

Abrupt öffne ich meine Augen, die ich gerade in Erwartung meines ersten Kusses instinktiv geschlossen hatte, und ziehe meinen Kopf etwas zurück.

"Was?" Überrascht und leicht beschämt schaue ich auf den Jungen unter mir, der mich gerade in letzter Sekunde davon abgehalten hat, meine Lippen auf seine zu pressen. Habe ich die Stimmung etwa so falsch eingeschätzt?

"Ich ... du ...", stammelt mein Gegenüber und weiß offensichtlich nicht, wohin mit sich und seinen Händen. Nervös rappelt er sich auf und zieht seine Knie an seine Brust. Vor lauter Aufregung hat er leuchtend rote Backen, was ich trotz Maske und Dunkelheit deutlich erkennen kann. Ach du meine Güte, ist ihm die Situation wirklich so unangenehm? Habe ich etwas falsch gemacht?

Und warum zum Teufel haben wir unsere Masken immer noch auf?

Ich setze mich auf und versuche, unauffällig zu überprüfen, ob ich Mundgeruch habe. Vielleicht war vorhin beim Buffet das Knoblauchbrot mit dem Aioli-Dip doch keine gute Idee. Mir ist die Situation mittlerweile so peinlich, dass ich am liebsten wegrennen würde. Unruhig rutsche ich auf dem Steg hin und her und überlege schon, wie ich einen möglichst eleganten Abgang hinlegen könnte.

"Weißt du, es liegt nicht an dir, es liegt an mir."

Sein fucking Ernst?

Mein Gesichtsausdruck über diese wohl lahmste Ausrede aller Zeiten muss Bände gesprochen haben, denn er plappert noch ein bisschen hektischer weiter.

"Wirklich! Du bist toll, und jeder andere in meiner Situation würde sich glücklich schätzen. Also, jedenfalls, was ich sagen will: Ich bin in jemand anders verliebt. Und, diese Person hat zwar kein Interesse an mir, aber es wäre einfach nicht fair, wenn ich etwas mit dir anfange und dabei an jemand anders denke. Oder?"

Von seinem Redeschwall etwas überfordert, muss ich das Gesagte erst mal sacken lassen. Er liebt jemand anders? Und ich bin zwar toll, aber eben nicht so toll wie diese andere Person? Na super, davon kann ich mir jetzt aber was kaufen!

Er schaut mich ganz erwartungsvoll und mittlerweile deutlich verunsichert an. Wahrscheinlich wartet er auf eine Antwort. Da mir aber mal wieder nichts sinnvolles einfällt, was ich darauf sagen könnte, bleibe ich bei meinem altbewährten "Mhm."

"Ich bin ja so froh, dass du so viel Verständnis für meine Situation hast, und es tut mir auch echt leid, ich hätte dir das schon viel früher sagen sollen, aber wenn ich ehrlich bin, so richtig habe ich es selbst eben erst verstanden, und Larry meint die ganze Zeit ..."

Wer ist denn jetzt plötzlich Larry?

"... jedenfalls, vielen Dank für das Gespräch, das hat mir wirklich sehr geholfen. Ich sehe jetzt so vieles so viel klarer."

Na super, hier sitze ich bei romantischster Stimmung am See und statt meinem heißersehnten Kuss bringe ich meinen Gegenpart dazu, sich über seine Gefühle für jemand anders klarzuwerden. Ich bin ja echt ein Profi.

"Ach du, gern geschehen", bringe ich dann aber doch irgendwie über die Lippen, um mir die Enttäuschung zumindest nicht ganz so stark anmerken zu lassen. "Wirklich, kein Problem. Ich mein, es war ja nur ein Kuss, also Beinahe-Kuss, nichts besonderes, immerhin hatte ich schon tausend Küsse. Was sag ich, Abermillionen Küsse wahrscheinlich. Echt, no big deal."

"Du bist cool, danke. Weißt du was, lass uns doch am besten ..."

Sag es nicht, flehe ich ihn innerlich an. Vergebens!

"... Freunde bleiben!"

Der Omega, der Badboy und die MafiaWhere stories live. Discover now